Ein Kommentar von Rainer Grünberg

„Zuschau'n kann i net, zuschau'n mag i net, wann i net selber bin dabei, bricht mir das Herz entzwei.“ Der verliebte Zahlkellner Leopold Brandmeyer schmachtet diesen Evergreen in der Operette „Im weißen Rössl“, doch wenn Joachim Löw in den nächsten zwei Wochen in Brasilien den Confed Cup beobachten wird, der an diesem Sonnabend beginnt, werden den Fußballbundestrainer vermutlich ganz andere Gefühle übermannen. Klammheimlich ist Löw nämlich heilfroh, dass sein Platz auf der Tribüne und der seiner Spieler vor dem Fernseher ist. Ein Jahr vor der Weltmeisterschaft ist Zuschauen erfahrungsgemäß die bessere Übung als selber spielen.

Bislang hat noch kein Sieger des Konföderationenpokals zwölf Monate später auch den WM-Titel gewonnen. Das mag Zufall sein, wer jedoch um die Belastung der Spitzenspieler weiß, der glaubt nicht an diesen. Der Confed Cup ist genau dieses eine Turnier zu viel, das die Stars um die notwendigen Regenerationszeiten bringt. Seien wir also froh, dass Philipp Lahm und seine Spielkameraden ihre wunden Füße zwei Wochen länger hochlegen können, während die Italiener jetzt dafür bitter bestraft werden, dass sie uns bei der Europameisterschaft 2012 im Halbfinale 2:1 abgeschossen haben. Mario Balotelli sei Dank!

Die Handballer, die kleinen Brüder der Fußballer, können längst ein Klagelied davon singen, wann zu viel zu viel ist. Die müssen jedes Jahr zu einer EM oder WM ran, im Olympiajahr zusätzlich noch zu diesen Weltspielen. Die Konsequenz, sich nicht für die nächste EM zu qualifizieren, ist jedoch die falsche. Bei einer EM, WM oder Olympia zuschauen zu müssen, das bricht einem in der Tat das Herz.