Für die deutsche U21 geht es gegen Russland nur noch um einen versöhnlichen EM-Abschluss. Für viele Spieler wird es der möglicherweise letzte Einsatz im DFB-Trikot.

Netanya/Israel. Zu gewinnen gibt es nichts als die Ehre. Doch das ist nach zwei Niederlagen zum Auftakt der EM in Israel schon eine ganze Menge für die deutschen U21-Junioren. „Wir wollen zeigen, dass wir verdientermaßen hier waren. Wir wollen uns mit einem Sieg verabschieden und uns so für die Gastfreundschaft bedanken“, sagt Kapitän Lewis Holtby vor dem letzten Gruppenspiel am Mittwoch in Netanya gegen Russland (18.00/Kabel eins).

Auch bei einem Sieg hat das deutsche Team keine Chance mehr auf das Halbfinale, was für Trainer Rainer Adrion allerdings ohne Folgen bleibt. „Ich stehe zu Rainer Adrion. Die Entscheidung ist klar gefallen, das war eine perspektivische Entscheidung, die auch von Robin Dutt schon eingeleitet worden ist, alle Trainerverträge um ein Jahr zu verlängern. Er macht weiter“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am Dienstag. Zunächst einmal will sich die aktuelle U21 aber ordentlich aus dem Turnier verabschieden. Hansi Flick, Assistent von Bundestrainer Joachim Löw und seit Turnierbeginn Begleiter der U21, hat die Begegnung dann auch zum „Charaktertest“ ernannt.

„Der letzte Eindruck bleibt - das Team hat es in der Hand, diesen positiv zu gestalten“, schreibt Flick in seinem Blog auf dfb.de und macht Mut: „Diese Mannschaft hat es sich verdient, die EM in Israel mit einem Erfolg zu verlassen.“ Null Punkte auf dem Konto, das hat auch Gegner Russland. Zuletzt gab es sogar ein deftiges 1:5 gegen die Niederlande. Auch der vom A-Team eingeflogene Star Alan Dsagojew von ZSKA Moskau, immerhin dreifacher Torschütze der „großen“ EM 2012 in Polen und der Ukraine, konnte das Aus nicht verhindern. Ein Remis würde dem deutschen Nachwuchs somit reichen, um zumindest Platz drei zu verteidigen.

Doch das genügt der Mannschaft von Trainer Rainer Adrion nicht. Auch weil immerhin 14 Spieler der Jahrgänge 1990 und 1991 ihr letztes U21-Länderspiel bestreiten - darunter langjährige Stützen wie Kapitän Holtby (Tottenham Hotspur) oder die Abwehrspieler Sebastian Rudy (1899 Hoffenheim) und Tony Jantschke (Borussia Mönchengladbach). „Wir wollen einen versöhnlichen Abschluss. Wir werden so als Truppe nie wieder zusammenkommen. Das ist auch ein bisschen traurig“, sagt Jantschke, der immerhin fast drei Jahre lang für die U21 spielte: „Wir waren eine gute Truppe, sind durch Höhen und Tiefen gegangen. Das wird wahrscheinlich das letzte Länderspiel für viele. Und das wollen wir positiv abschließen.“

Fehlen werden Christoph Moritz (Fieber), Pierre-Michel Lasogga (Gelbsperre) und wohl auch Sead Kolasinac (Knieschmerzen). In Netanya gilt es auch, einen Negativ-Rekord zu verhindern: Noch nie ist eine deutsche U21 bei einer EM-Endrunde ohne Punkt geblieben, bislang gab es immer mindestens drei Zähler. Allerdings scheiterte der DFB-Nachwuchs in den vergangenen Jahren auch schon häufiger in der Qualifikation, zuletzt 2011 als Titelverteidiger.

Genau das meint auch DFB-Trainer Adrion, wenn er trotz aller Enttäuschung auf die souveräne Qualifikation hinweist, in der sein Team ungeschlagen blieb und die meisten Tore aller Teilnehmer erzielte. Doch am Ende zählt eben die Endrunde. Und da ist das Interesse an der deutschen Mannschaft nach den zwei Niederlagen deutlich gesunken. Eigentlich wollte der TV-Sender Sat.1 das Spiel gegen Russland zeigen, ließ die Pläne nun aber fallen. Nun überträgt doch wieder Kabel eins.

Die voraussichtliche deutsche Mannschaftsaufstellung:

Leno (Bayer Leverkusen) – Jantschke (Borussia Mönchengladbach), Thesker (1899 Hoffenheim), Ginter (SC Freiburg), Sorg (SC Freiburg) – Rudy (1899 Hoffenheim), Rode (Eintracht Frankfurt) – Clemens (1. FC Köln), Holtby (Tottenham Hotspur), Herrmann (Borussia Mönchengladbach) – Volland (1899 Hoffenheim)