Der Spanier gewinnt zum achten Mal die French Open in Paris. Serena Williams triumphiert bei den Frauen

Paris. Selbst Kronprinz Felipe konnte nicht anders, als dem Sandplatz-König zu huldigen. Rafael Nadal hat bei den French Open in Paris vor den Augen des spanischen Thronfolgers seiner unglaublichen Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Nur 2:16 Stunden im Nieselregen brauchte der Mallorquiner, um im Endspiel am Sonntag seinen Landsmann David Ferrer 6:3, 6:2, 6:3 zu schlagen. Nach dem Matchball ließ er sich auf den Rücken fallen, ungläubig und überwältigt zugleich. Und demütig: "Ich danke dem Leben, dass es mir diese Möglichkeit gegeben hat."

Nie zuvor hatte ein Tennisspieler achtmal bei einem der vier Major-Turniere gewonnen: Nicht Roger Federer, nicht Rod Laver und auch keiner der Heroen aus der grauen Tennis-Vorzeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. "Das ist ein besonderer Tag für mich. Ich danke allen, die mich in dieser schweren Zeit unterstützt haben. Ich habe noch nicht einmal davon geträumt, hier achtmal zu gewinnen", sagte Nadal und dachte dabei an seine lange Verletzungspause..

Der Court Philippe Chatrier hatte schon am Sonnabend eine besondere Geschichte erlebt, als Serena Williams den Titel nach elfjähriger Pause zum zweiten Mal gewann. Auch das ist eine historische Bestleistung. So lange hatte noch keine Spielerin auf einen zweiten Triumph bei einem der vier wichtigsten Turniere warten müssen. "Ich habe diese Stadt immer geliebt", sagte Williams nach dem 6:4, 6:4 gegen Titelverteidigerin Maria Scharapowa: "Hier kann ich ganz Serena sein." Den 15.000 Zuschauern rief die Grande Dame aus den USA in französischer Sprache zu: "Ich glaube, ich bin eine Pariserin."

Es war keine Anbiederung. Sie ist in der französischen Hauptstadt längst heimisch geworden. Williams besitzt ein Apartment unweit des Eiffelturms. Sie hat eine Schwäche für französische Süßwaren und, wenn man Klatsch und Tratsch glauben darf, auch für ihren französischen Tennistrainer. Zumindest begann Williams' beeindruckende Siegesserie mit dem Tag, als sie sich in Patrick Mouratoglous Obhut begab. Ein Jahr ist es her, da war sie als Top-Favoritin zu den French Open gereist und in Runde eins überraschend ausgeschieden. In Mouratoglous Akademie vor den Toren der Stadt trainierte sich Williams ihren Frust von der Seele, dort sollen sich Coach und Spielerin auch privat nähergekommen sein. Seit diesem Tag hat Williams 77 Spiele auf der Tour gewonnen und nur noch dreimal verloren. "Ich habe immer gesagt: Ein Champion definiert sich nicht über die Zahl der Siege. Es geht darum, wie man mit seinen Tiefpunkten umgeht - egal ob Verletzungen oder Niederlagen", sagte sie.

Damit nahm sie Nadal quasi die Worte aus dem Mund. Die Fähigkeit, auch nach schweren Verletzungen immer wieder auf Weltniveau zurückzukehren, hart für ein Comeback zu arbeiten, eint die beiden Champions. Bei seinem Finaltriumph 2012 über Novak Djokovic hatten sich bei Nadal die Vorboten seiner Knieverletzung bemerkbar gemacht. Das Fettgewebe unter der Patellasehne hatte sich entzündet, noch heute schmerzt das Knie. 222 Tage musste Nadal nach seinem Zweitrundenaus in Wimbledon aussetzen und sich die Olympischen Spiele in London, die US Open und auch die Australian Open vor dem heimischen Fernseher anschauen. Die Untätigkeit sei nicht zu vergleichen mit Marathon-Matches auf dem Court Central wie im Halbfinale gegen den Weltranglistenersten Djokovic, als er erst im fünften Satz nach 4:37 Stunden mit 9:7 triumphiert hatte. "Ich kann nur von Tag zu Tag schauen. Im Moment bin ich froh, dass mein Knie so harte Matches aushält", sagte Nadal. 60 Spiele hat der 27-Jährige seit seinem ersten Auftritt 2005 am Bois de Bologne bestritten. 59 Matches hat er gewonnen. Nur 2009 verlor er im Viertelfinale gegen Robin Söderling, schon gezeichnet von Knieproblemen, die danach zu einer ersten Zwangspause führten.

Serena Williams überstand 2011 eine lebensgefährliche Lungenembolie. Mit 31 Jahren und 16 Grand-Slam-Titeln soll aber noch lange nicht Schluss sein. "Ich will meine Reise definitiv fortsetzen und noch ein paar mehr gewinnen", kündigte Williams an. Bereits in diesem Jahr könnte sie zu den Legenden Martina Navratilova und Chris Evert aufschließen, die in Melbourne, Paris, London und New York jeweils 18-mal triumphiert hatten. Selbst Steffi Grafs Rekord von 22 Major-Siegen ist nicht mehr fern. "Ich glaube fest daran, dass sie das schafft", sagte Trainer-Freund Patrick Mouratoglou: "Nur wenn sie sich nicht mehr motivieren kann, ist sie überhaupt zu stoppen."

"Du schätzt jeden Moment, wenn du das Spiel liebst, wenn du liebst, was du tust", erklärte Nadal zu seiner Motivation. Am Sonntag ließ sich Nadal auch durch einen Aktivisten gegen die gleichgeschlechtliche Ehe nicht aus dem Rhythmus bringen, der mit freiem Oberkörper, weißer Maske und Bengalo in der Hand auf den Platz stürmte. Nadal blieb gelassen und reichte dem Securitymann, der ihm zu Hilfe geeilt war, die Hand: "Er war sehr mutig." Alles unter Kontrolle - sein Freund David Ferrer war in seinem ersten Grand-Slam-Finale chancenlos: "Rafa hat es verdient, er ist einfach der Beste", sagte der 31-Jährige - und Felipe applaudierte zustimmend.