Für den Drittligisten Hansa Rostock endete die völlig missratene Saison mit einem Desaster. Nach der peinlichen Niederlage im Landespokal-Finale ließen Fans ihren Frust an den Spielern aus.

Neustrelitz/Berlin. Die berüchtigten Anhänger des Fußball-Drittligisten Hansa Rostock haben mit einem Platzsturm und Attacken gegen die eigenen Spieler für einen neuen Tiefpunkt in der Gewaltproblematik gesorgt. „Dass Chaoten die eigenen Spieler angehen, ist eine neue Dimension der Fangewalt“, sagte Rainer Milkoreit, Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV).

Rund 50 Krawallmacher hatten bei der peinlichen Niederlage am Mittwoch im Landespokalfinale bei der TSG Neustrelitz nach dem Treffer zum 0:3-Endstand in der 77. Minute den Platz gestürmt. Auf dem Rasen attackierten die Hooligans die Hansa-Profis verbal und manche auch körperlich. So wurden laut Augenzeugenberichten unter anderem die Rostocker Spieler Michael Blum und Matthias Holst körperlich leicht angegangen. Die Polizei hatte die Situation schnell wieder im Griff, nach einer etwa siebenminütigen Unterbrechung wurde das Spiel fortgesetzt. Insgesamt wurden vier Personen wegen verbotener Pyrotechnik, Körperverletzung und Beleidigung vorübergehend in Gewahrsam genommen.

„Gewalt, egal in welcher Form, werden wir nie akzeptieren und dulden wir auch nicht. Deshalb distanzieren wir uns auch entschieden von dem Fehlverhalten dieser Einzeltäter. Bei allem Verständnis für die Frustration und Wut über das maßlos enttäuschende Auftreten der Mannschaft ist es nicht zu tolerieren, dass diese in Gewalt und Bedrohung ausarten“, sagte Hansa-Vorstandschef Michael Dahlmann in einer Stellungnahme des Klubs. Laut Milkoreit droht Rostock erneut eine Strafe durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB).

„Der Landesverband ist verpflichtet, den Vorfall dem DFB zu melden. Das wird er machen, und dann wird man sehen, ob es Strafen gibt“, sagte der DFB-Vizepräsident. Lorenz Caffier, Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, bedankte sich derweil bei der Polizei. „Nur durch das schnelle und umsichtige Handeln der Sicherheitskräfte konnte womöglich eine Eskalation und die weitere Gefährdung Unbeteiligter verhindert werden“, teilte der CDU-Politiker mit und befürwortete, dass sich der Verein „öffentlich und deutlich von seinen gewalttätigen Fans distanziert“.

Die Spieler reagierten auf die Vorfälle schockiert. „Das ist ein absoluter Tiefpunkt“, sagte Stürmer Johan Plat. Innenverteidiger Holst zeigte sich aber auch selbstkritisch: „Natürlich ist da eine Grenze überschritten worden. Wenn wir aber besser gespielt hätten, hätten wir das verhindern können.“ Marc Fascher konnte sich nach seinem letzten Spiel als Hansa-Trainer angesichts des blutleeren Auftritts böse Worte an die Mannschaft nur mit Mühe verkneifen: „Ich muss mich stark zusammenreißen, um mir nicht den Mund zu verbrennen.“ Denn auch sportlich war der Auftritt zum Saisonabschluss ein Desaster.

Durch die Finalniederlage werden die Rostocker in der kommenden Saison erstmals seit der Wiedervereinigung nicht im DFB-Pokal vertreten sein. Die fehlende Startprämie von 108.000 Euro reißt ein weiteres Loch in die ohnehin leeren Kassen des finanziell angeschlagenen Vereins. Die Lizenz für die kommende Drittliga-Saison dürfte deswegen dennoch nicht in Gefahr sein, da das Geld in den an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) eingereichten Lizenzunterlagen nicht eingeplant ist.

„Auch die unwürdige und charakterlose Vorstellung von Teilen unserer Profis hat dem FC Hansa einen großen Imageschaden zugefügt“, kritisierte Hansa-Aufsichtsratschef Thomas Abrokat. Sportdirektor Uwe Vester bezeichnete das Verpassen des DFB-Pokals als „Katastrophe“. „Wir wollen eine neue Mannschaft aufbauen. Diese hat jetzt leider nicht die Chance, sich im Pokal zu beweisen“, sagte Vester. Bei der Suche nach Verstärkungen sei die Fan-Attacke auf die eigenen Spieler natürlich nicht förderlich: „Es trägt nicht dazu bei, das Image des Vereins aufzubessern.“