Erster Saisonsieg für Mercedes. Weltmeister Sebastian Vettel komplettiert deutschen Doppelerfolg und baut seine WM-Führung aus

Monaco. Zunächst schien alles eitel Sonnenschein. Nico Rosberg, 27, hatte drei Jahrzehnte nach seinem Vater Keke den Großen Preis von Monaco gewonnen, eilte die Stufen zur fürstlichen Loge hinauf und nahm die Glückwünsche von Fürst Albert und dessen Frau Charlene entgegen. Der Mercedes-Pilot, der zum dritten Mal hintereinander von der Poleposition ins Rennen gegangen war, konnte auf dem Stadtkurs, den er kennt wie kein Zweiter, endlich den ersten Saisonsieg für Mercedes einfahren. Weltmeister Sebastian Vettel kam vor seinem Red-Bull-Kollegen Mark Webber als Zweiter ins Ziel, Adrian Sutil als Fünfter vervollständigte das Traumergebnis für die Deutschen.

Doch die Freude wurde getrübt. Vor dem prestigeträchtigen Preis von Monaco war bekannt geworden, dass Mercedes vor dem Rennen im Fürstentum geheime Reifentests mit dem Monopolhersteller Pirelli durchgeführt hatte. Rosberg hatte sich daran nicht beteiligt, wohl aber Teamkollege Lewis Hamilton. Der Brite absolvierte mit den neuen Pirelli-Reifen 1000 Kilometer und damit rund drei Renndistanzen auf dem Grand-Prix-Kurs bei Barcelona. "Das ist gegen die Regeln", zürnte Red-Bull-Teamchef Christian Horner und legte beim Automobil-Weltverband FIA Protest ein. Dem schloss sich Ferrari später an.

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery und die Silberpfeil-Verantwortlichen hielten dagegen, es habe sich zu 90 Prozent um Tests der Reifen für 2014 gehandelt. Die Initiative sei vom Reifenhersteller gekommen. Mercedes will sich, so Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda, bei Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting rückversichert haben. "Charlie hat sich bei FIA-Anwälten abgesichert und gab uns dann Zustimmung", wird Lauda vom Fachblatt "Auto, Motor und Sport" zitiert.

Grund des Unmuts ist, dass Mercedes mit seinen aktuellen Rennwagen W04 testete. Hätte der deutsche Rennstall ein letztjähriges oder altes Auto eingesetzt, wäre es kein Aufreger gewesen. Hamiltons Testkilometer könnten nun aber wichtige Daten geliefert haben, die zum Vorteil gegenüber der Konkurrenz gereichen.

Die Silberpfeile hatten lange auf den Erfolg gewartet. Viermal insgesamt hatte Rosberg bereits ein Qualifying gewonnen, dreimal gingen der gebürtige Wiesbadener und sein Teamkollege Lewis Hamilton aus der ersten Startreihe in ein Rennen. So auch in Monaco. Die Frage allerdings blieb: Konnte Mercedes seine Probleme mit den Hinterreifen beheben, die einen Grand-Prix-Sieg in diesem Jahr bisher verhindert hatten?

Im Qualifying wärmen sich die Hinterreifen des Stuttgarter Automobilunternehmens schon nach wenigen Runden fast optimal auf. Mit einer Temperatur von 140 Grad lassen sich extrem schnelle Trainingsrunden fahren. Auf der Grand-Prix-Distanz von über 300 Kilometern allerdings verschleißen die Pneus von Mercedes schneller als die der Konkurrenz. Sie werden zu heiß, erreichen über 160 Grad und bieten dann keine Haftung mehr. Lediglich bei den Rennen in Malaysia und China hatte es zu einem Podestplatz für Lewis Hamilton gereicht, Nico Rosberg war bislang leer ausgegangen.

Diesmal war jedoch alles anders. Rosberg machten weder abbauende Reifen noch die drei Neustarts nach Unfällen Probleme. Selbst eine längere Unterbrechung nach einem schweren Unfall und insgesamt drei Neustarts konnten den wie entfesselt fahrenden Rosberg bei der Hatz durch die Häuserschluchten nicht stoppen. Sein Start-Ziel-Sieg war zu keiner Sekunde gefährdet. Für ihn war es wie für Mercedes seit dem Comeback 2010 erst der zweite Sieg nach seinem Erfolg beim Großen Preis von China im April 2012.

Besonders heftig hatte es in der 46. von 78 Runden gekracht. Max Chilton hatte den Unfall verschuldet, sein Marussia-Teamkollege Jules Bianchi raste deshalb in den Williams von Pastor Maldonado. Der Venezolaner prallte ungebremst in die Absperrung und verschrottete seinen Williams komplett. Wenigstens konnte Maldonado unverletzt aus dem Wrack steigen.

Die Rennleitung unterbrach den Grand Prix sofort, um das Auto bergen und die Strecke säubern zu können. Alle Teams wechselten in der elf Minuten langen Zwangspause außerplanmäßig noch einmal die Reifen, um für das Finale bestens gerüstet zu sein.

Auch Vettel, als Dritter ins Rennen gegangen, zeigte keine Schwächen. "Ich bin zufrieden", sagte der Weltmeister, der sogar die schnellste Rennrunde fuhr und seine Führung in der Weltmeisterschaft ausbaute. Mit 107 Punkten liegt er nun 21 Zähler vor Kimi Räikkönen (86), der als Zehnter im Lotus trotz eines Ausrutschers in der Schlussphase wenigstens noch einen Punkt rettete. Zweiter großer Verlierer war Fernando Alonso. Der Ferrari-Pilot wurde in Monte Carlo nur Siebter, ist aber weiterhin Gesamtdritter (81).