Nico Rosberg feierte einen Start-Ziel-Sieg. 30 Jahre nach dem Sieg seines Vaters, gewinnt auch Rosberg in Monaco. Der WM-Führende Sebastian Vettel wird Zweiter.

Monte Carlo. Wie der Vater, so der Sohn: Eine Sternstunde von Nico Rosberg und eine gelungene Strategie von Weltmeister Sebastian Vettel haben beim Großen Preis von Monaco für den ersten deutsche Doppelsieg in der Formel 1 seit fast neun Jahren gesorgt. Mercedes-Pilot Rosberg feierte in seiner Wahlheimat mit einem souveränen Start-Ziel-Sieg seinen ersten Saisonerfolg und trug sich damit 30 Jahre nach seinem Vater Keke erstmals in die Siegerliste des legendären Grand Prix in den Straßenschluchten von Monte Carlo ein. „Ich wusste das seit 18 Jahren“, sagte der überglückliche und sichtlich ergriffene Vater am Sky-Mikrofon: „Ich wusste immer, dass er es eines Tages schafft.“

Vettel baute im Red Bull mit dem zweiten Platz vor Teamkollege Mark Webber seine Führung im WM-Klassement wieder aus. Zuletzt hatten Michael Schumacher und sein Bruder Ralf 2004 in Japan einen schwarz-rot-goldenen Doppelsieg eingefahren. Am Ende legte Vettel eine Bestzeit nach der anderen auf den Asphalt, was sein Team ein wenig erschreckte. „Mach langsam, Sebastian, dafür gibt es keine Punkte“, tönte es aus dem Boxenfunk. „Aber Befriedigung“, lautete die Antwort.

Rosbergs Sieg hatte allerdings einen kleinen Beigeschmack. Vor dem Rennen war bekannt geworden, dass Mercedes auf Wunsch von Reifenhersteller Pirelli in den vergangenen Tagen möglicherweise unerlaubte Reifentests mit dem aktuellen Boliden durchgeführt hatte – in Monaco hatten die Silberpfeile nun ganz offensichtlich weniger Probleme mit den Pneus als in den vergangenen Rennen.

Bei einem höchst turbulenten Grand Prix mit Safety-Car-Phasen und Rennunterbrechung wurde Vize-Weltmeister Fernando Alonso (Spanien) Siebter, ein Rückschlag für den ambitionierten Ferrari-Star. Der WM-Zweite Kimi Räikkönen (Finnland) kam nach einer unverschuldeten Kollision kurz vor Schluss als Zehnter ins Ziel.

Im Force India fuhr Adrian Sutil (Gräfelfing) auf einen starken fünften Platz hinter Rosbergs Teamkollegen Lewis Hamilton (England), Sutil holte damit erst zum zweiten Mal in dieser Saison WM-Punkte. Nico Hülkenberg (Emmerich) im Sauber wurde Elfter. In der Gesamtwertung führt Vettel nach sechs Rennen mit 107 Punkten vor Räikkönen (86) und Alonso (78).

Bei sommerlichem Wetter an der Cote d'Azur leistete sich keiner der Topfahrer am Start einen Aussetzer, eine Attacke Vettels auf Rosberg verhinderte der zweitplatzierte Hamilton durchaus geschickt. In der Folge absolvierte die Spitze des Feldes in unveränderter Reihenfolge die ersten Runden: Die zwei Silberpfeile vor Vettel und Webber, dahinter lauerten Vettels Konkurrenten Räikkönen und Alonso.

Schon nach wenigen Runden schien das Reifenthema Mercedes zunächst erneut einzuholen. Die Silberpfeile hielten offensichtlich die Konkurrenten auf, denn die schnellsten Runden wurden zunächst am Ende des Feldes gedreht – die Nachzügler Pastor Maldonado (Williams) und Giedo van der Garde (Caterham) hatten nach einer Kollision früh die Box ansteuern müssen und anschließend viel Platz auf der Strecke.

Doch in der Folge zeigte sich, wie schwierig das Überholen auf dem engen Kurs ist. Am Silberpfeil-Duo war zunächst kein Vorbeikommen, das Feld blieb damit relativ eng beieinander. Angesichts der geringen Erfolgsaussichten auf Positionswechsel auf der Strecke machten Vettel und Co. hinter Rosberg weniger Druck, die Hoffnung verlagerte sich auf die anstehende Boxenstopp-Phase.

Vettel kam als erster aus dem Spitzentrio zum Reifenwechsel, ein kurioser Unfall von Felipe Massa sorgte anschließend für eine lange Safety-Car-Phase. Nach der Start-Ziel-Geraden krachte der Brasilianer mit seinem Ferrari in den Reifenstapel, der Crash war fast deckungsgleich mit seinem Unfall im freien Training am Vortag. Der sichtlich benommene Massa wurde mit dem Medical Car vorsichtshalber zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht.

Verlierer während der acht Runden andauernden Phase hinter dem Pace-Car war Hamilton. Beide Mercedes-Piloten kamen gleich nacheinander an die Box, doch während Rosberg an der Spitze des Feldes blieb, kehrte sein englischer Teamkollege hinter den Red-Bull-Piloten als Vierter auf die Strecke zurück. Als die Strecke wieder freigegeben war, bot sich zunächst das alte Bild, doch ein weiterer heftiger Unfall provozierte dann die Rennunterbrechung.

Williams-Fahrer Pastor Maldonado prallte nach einem missglückten Überholmanöver von Marussai-Pilot Max Chilton ungebremst in die Streckenbegrenzung, Trümmerteile auf der Strecke machten einen Neustart unumgänglich. Maldonado kletterte unverletzt aus seinem zerstörten Boliden. Nach dem Neustart, erneut hinter dem Safety-Car, hielt Rosberg seinen Vorsprung, trotz einer weiteren Fahrt hinter dem Pace-Car, souverän. Vettel hatte mit Teamkollege Webber zu kämpfen, fuhr den zweiten Platz aber knapp ins Ziel.

Strafe für Wiederholungstäter Grosjean nach Unfall

Romain Grosjean muss nach seinem Auffahrunfall beim Großen Preis von Monaco im nächsten Rennen zehn Plätze in der Startaufstellung zurück. Das entschieden die Rennkommissare am Sonntag in Monte Carlo. Grosjean, der bereits öfters durch seine ungestüme Fahrweise aufgefallen war und auch mal ein Rennen aussetzen musste, war am Sonntag in Monte Carlo mit seinem Lotus ins Heck des Toro Rosso von Daniel Ricciardo gekracht. In zwei Wochen in Kanada muss Grosjean nun dafür büßen.