Anpeitscherin Saskia Radzuweit verlässt das Volleyballteam Aurubis, weil ihr Bestätigung fehlt. Nun wartet sie auf Angebote aus der Bundesliga. Ihr Ziel ist unklar.

Hamburg. Beim Volleyballteam Aurubis war am Dienstag Trainingsauftakt. Chefcoach Helmut von Soosten, gut erholt nach einem Kroatien-Urlaub, versammelte Spielerinnen aus der ersten und zweiten Mannschaft, die in den kommenden sechs Wochen im Hinblick auf die im Oktober startende Saison 2013/14 athletische und technische Grundlagen legen wollen, ehe die Vorbereitung nach der Sommerpause im Juli richtig losgeht. Bis zum 1. August sollen mindestens zehn Spielerinnen für den Bundesligakader gefunden sein. Mit Mittelblockerin Eva Michalski und Außenangreiferin Sarah Ammerman stehen allerdings erst zwei unter Vertrag. Befürchtungen, keinen konkurrenzfähigen Kader aufstellen zu können, hat von Soosten keine. "Es war klar, dass wir bei dem geplanten Umbruch Geduld haben müssen. Wir führen viele Gespräche und sind im Plan", sagt er.

Dass Hauptsponsor Aurubis seine finanziellen Zuwendungen um 30 Prozent kürzt und der Etat deshalb auf rund 600.000 Euro sinkt, erschwert die Verhandlungen, auch wenn Präsident Horst Lüders und von Soosten betonen, dass zwar das Grundgehalt der Spielerinnen um 20 Prozent reduziert werden muss, diese dank eines neuen Prämiensystems allerdings bei Erreichen der sportlichen Ziele keinerlei Einbußen hinnehmen müssten. Die Prämien würden aus einem Zusatztopf gezahlt, den Aurubis im Erfolgsfall bereitstellen werde. Dass von den sechs Spielerinnen, die aus dem Zwölferkader der abgelaufenen Saison gehalten werden sollten, maximal drei bleiben werden, überrascht deshalb schon.

Der ungewöhnlichste Abgang ist dabei der von Saskia Radzuweit. Die 22-Jährige, seit fünf Jahren im Verein, hatte mit der Aussage für Aufsehen gesorgt, ihre Karriere lieber zu beenden, als weiter in ihrer Heimatstadt zu spielen, obwohl von Soosten sie in der kommenden Serie als Leistungsträgerin eingeplant hatte. "Ich wollte dem Verein gegenüber offen sein, deshalb habe ich meine Entscheidung so deutlich kommuniziert", sagt sie. Dabei sei die drohende Gehaltskürzung nicht entscheidend für ihren Entschluss gewesen. Das Problem sei vielmehr, dass der Trainer sie künftig als Diagonalangreiferin einsetzen wollte, sie selbst sich aber auf Außen und in der Annahme sehe. "Ich habe drei Jahre lang vom Mittelblock auf Außen umgeschult und will dort meine Chance suchen, und in Hamburg bekomme ich diese nicht", sagt sie, was der Trainer bestätigt. "Ich hätte sie dennoch gern gehalten, weil ich ihre Einstellung sehr schätze", sagt er.

Saskia Radzuweit hat von derlei Lippenbekenntnissen allerdings die Nase voll. "Ich höre immer, dass ich großes Potenzial habe, aber ich bekomme die Bestätigung dafür nicht in Form von Spielzeit. Auch deshalb will ich etwas anderes ausprobieren, weil ich glaube, dass ich mich bei Aurubis persönlich nicht weiterentwickeln kann", sagt sie. Nun wartet sie auf Angebote aus der Bundesliga, die sie mit ihrem Vater sondiert. Sollte nichts Passendes dabei sein, würde sie ihre Karriere unterbrechen oder sogar beenden und ihr Studium der Ökotrophologie fortführen. Mit Volleyball-Müdigkeit habe das nichts zu tun. "Mir macht der Sport noch Spaß, aber ich will spielen, und wenn das auf hohem Niveau nicht möglich ist, dann ist es den Aufwand nicht wert."