Die Legende ist weg: Werder Bremen fahndet nach einem Nachfolger für sein Trainer-Urgestein Thomas Schaaf. Ein junger, hungriger Coach soll her.

Bremen. Thomas Schaaf liebt Salzburg. Die Festung über der Stadt, das Alpenpanorama, die malerische Altstadt mit den vielen Gassen, durch die sich langsam die Salzach schlängelt, haben es ihm angetan. Und während sich Schaaf in Österreich von den Strapazen der vergangenen Tage und Wochen erholt, wird in Bremen längst nach seinem Erben gefahndet. Keine einfache Aufgabe, schließlich muss der Neue nicht weniger als eine Legende ersetzen. „Wir fangen jetzt mit der Suche an. Wir möchten jemanden haben, der Aufbruchstimmung erzeugen kann. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir in den nächsten zwei bis vier Wochen dieses Thema gelöst haben“, sagte Klaus Filbry, Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung, in der TV-Sendung Sportblitz von Radio Bremen, „es wird eine externe Lösung sein, um einen positiven Einfluss von außen zu bekommen.“

14 Jahre (!) ist es her, dass die Bremer einen neuen Trainer suchen mussten. Sportdirektor Thomas Eichin will sich deshalb nicht unter Druck setzen lassen. „Gedankenspiele sind da. Aber wir suchen den Nachfolger in Ruhe aus. Er muss eine Philosophie haben“, sagte der neue starke Mann an der Weser. Die Geschäftsführung tendiert zu einem jungen, dynamischen Trainer mit großer Ausstrahlung - ein Jürgen Klopp light. Heiko Vogel (zuletzt FC Basel) und Ralph Hasenhüttl (VfR Aalen) gelten als heiße Kandidaten, Mike Büskens (ehemals SpVgg Greuther Fürth) wird ebenfalls gehandelt.

Auch der Name Torsten Lieberknecht wird hinter vorgehaltener Hand immer wieder genannt. Doch Eintracht Braunschweig ist nicht gewillt, seinen Erfolgstrainer nach dem Aufstieg zu verlieren. Mehmet Scholl und Holger Stanislawski (1. FC Köln) haben bereits abgesagt, die ebenfalls gehandelten Ralf Rangnick und Huub Stevens kaum Chancen auf den Job. Namen will Eichin, der vor seiner Zeit bei Werder als Manager des Eishockey-Bundesligisten Kölner Haie in elf Jahren mit neun Trainern zusammengearbeitet hatte, nicht kommentieren. Nur so viel: „Der Nachfolger von Thomas Schaaf wird wohl ausgesucht, diese Entscheidung trifft man nicht nebenbei.“

Doch allzu lange darf die Suche nicht dauern. Die Kader-Planung für die kommende Saison ist vorerst auf Eis gelegt, der anstehende Umbruch soll mit dem neuen Trainer vorangetrieben werden. „Ich glaube, wenn jetzt ein Neuer kommt, dann kann man auch einen Neuanfang machen. Dieser Neue wird erst einmal an der Situation gemessen, die wir jetzt haben, und kann uns dann schneller wieder in ein positives Fahrwasser führen“, sagte Filbry. Doch nicht alle im Umfeld des Klubs glauben, dass nach der Trennung von Schaaf der Erfolg schnell nach Bremen zurückkehrt. „Mein grün-weißes Herz schlägt noch, aber es hat Rhythmusstörungen. Wir müssen der Realität ins Auge sehen: Bremen hat nicht mehr die Strahlkraft der vergangenen Jahre, als ein Anruf genügte und alle sind zu uns gelaufen“, sagte Jürgen L. Born, ehemaliger Klub-Chef: „Es ist nicht mehr ganz so einfach, die Zukunft zu gestalten.“ Und während in Bremen wegen der Trainersuche die Telefone nicht mehr stillstehen, genießt Schaaf die Ruhe in den Bergen. Und vielleicht bleibt er ja ganz in Salzburg - Red Bull soll an ihm interessiert sein.