Der FC Bayern schaut nach der gewonnenen Meisterschaft zuversichtlich in Richtung Champions-League-Finale. Nach zwei verlorenen Finals soll der Henkelpott endlich nach München wandern.

München. Noch eineinhalb Wochen bis Wembley - doch das deutsch-deutsche Duell um Europas Fußball-Thron am 25. Mai in London elektrisiert schon jetzt alle Beteiligten. Am Dienstag kamen gut 200 Journalisten aus aller Herren Länder nach München, um dem größten Medienereignis beizuwohnen, das der FC Bayern je abseits eines Pflichtspiels veranstaltet hat.

Und der frisch gekürte Meister demonstrierte der ganzen Fußball-Welt sein Selbstbewusstsein. Borussia Dortmund, sagte Bayer-Trainer Jupp Heynckes, sei „nicht einfach zu spielen, aber das sind wir auch nicht. Das hat Turin, das hat Barca, die beste Mannschaft der Welt, feststellen müssen - und das wird auch Borussia Dortmund feststellen müssen“. Seine Triple-Jäger seien „unheimlich stabil, vom Mentalen, vom Psychischen her. Uns wird überhaupt nichts umwerfen!“, fügte er an: „Wir haben ein ganz klares Ziel: den Henkelpott zu gewinnen - und davon lassen wir uns auch nicht abbringen.“

Die Endspiel-Niederlage 2010 und besonders das „Drama dahoam“, im vergangenen Jahr haben den Hunger, haben die Gier des FC Nimmersatt ins Unermessliche gesteigert. „Wenn du dreimal verlierst, hast du nen‘ Loserstempel drauf“, sagte Thomas Müller, „und den willst du nicht.“ Zweimal verloren, pflichtete Arjen Robben bei: „Jetzt ist es genug!“ Heynckes ließ keinen Zweifel daran, dass der Sieger in Wembley rot tragen wird. „Die Mannschaft ist so auf Erfolg fokussiert und getrimmt, das habe ich so in meiner Laufbahn noch nie erlebt. Nach der letzten Saison so eine Saison zu spielen - aus solchem Holz sind außergewöhnliche Menschen geschnitzt, und das sind meine Spieler.“

Doch das alles klang nicht aggressiv. Die Bayern mit Heynckes und den Spielern Müller, Robben, Kapitän Philipp Lahm und Stellvertreter Bastian Schweinsteiger scherzten und lachten viel in den 90 Minuten, in denen sie sich nach einem Show-Training in der Allianz Arena den Medienvertretern im überfüllten Pressesaal stellten. Bei der ebenfalls eineinhalbstündigen Einheit gab es neben all dem Gerede sogar eine handfeste Erkenntnis: Die Final-Elf der Bayern dürfte identisch sein mit der, die am vergangenen Sonnabend den FC Augsburg 3:0 geschlagen hat, mit einer Ausnahme: Im Abwehrzentrum wird wohl Daniel van Buyten dem gegen Augsburg gesperrten Jerome Boateng weichen. Diese Elf ging beim Testkick am Dienstag gegen die zweite Garnitur durch ein Tor von Mario Mandzukic 1:0 in Führung, Mario Gomez glich zum 1:1-Endstand aus.

Drei Dutzend TV-Teams beobachteten dieses Spielchen, doch all der Rummel störte die Konzentration der Münchner nicht. „Mein Arbeitsweg mit dem Auto war heute etwas länger, das war unangenehm, aber ich habe es in Kauf genommen“, scherzte Müller, trainieren die Bayern doch sonst an der Säbener Straße. Nur Heynckes erlaubte sich einen kleinen Fauxpas. Als er über den Gegner sprechen sollte, hob er an: „Ich habe größten Respekt davor, was Borussia Mönchenglad...“ Doch der 68-Jährige, der am Sonnabend bei seiner alten Liebe in Gladbach sein letztes Bundesligaspiel erlebt, korrigierte sich schnell. Heynckes hat also größten Respekt vor dem BVB, wie überhaupt bei den Bayern dieser Tage kein böses Wort in Richtung des Rivalen zu vernehmen ist. „Die Würze ist drin“, sagte Müller, „und ich mag Würze. Deswegen finde ich es gut, dass wir gegen Dortmund spielen, weil da noch mehr Brisanz drin ist.“ Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte ja am Sonnabend auf der Meisterfeier an gegenseitigen Respekt appelliert. Heynckes war deshalb bemüht, die Ausfälle beim jüngsten Duell kleinzureden. „Das war ja nur die Situation mit Rafinha, Matthias Sammer und Jürgen Klopp, so dramatisch war das nun auch wieder nicht“, sagte er. Um was es geht, das machte Heynckes seinen Spielern am Morgen in einer Ansprache in der Kabine noch einmal deutlich. „Ich spüre auch bei den Spielern eine gewisse Stimmung, die Blicke und Gesten sagen, dass wir alle fokussiert sind auf das Endspiel“, sagte er.

Auch er selbst, obwohl zum dritten Mal als Coach im Finale, „würde leugnen, wenn ich sagen würde, das es nichts Besonderes ist. Wir freuen uns alle riesig auf dieses Spiel.“ Hinter ihm, an der Wand, prangte der Schriftzug „Final - Wembley 2013“, dazu der Henkelpott mit einer stilisierten Krone drauf. Diese Krone wollen sie sich jetzt endlich, zwölf Jahre nach dem Triumph in Mailand, wieder aufsetzen, die Bayern. „Man kann viel gewinnen, aber auch viel verlieren. Das gilt für beide Seiten“, sagte Müller, und fügte mit einem Schmunzeln an: „Das macht doch Spaß, oder?“