Beim Deutschen Derby starten ab diesem Mittwoch 163 Spring- und Dressurreiter. 422 Pferde aus mehr als 20 Nationen werden dabei sein.

Hamburg. Der Derbypark grünt, 350 Mitarbeiter werkeln nach Kräften, die Boxen füllen sich: Am heutigen Mittwoch startet das Pferde-Festival in Klein Flottbek mit einem Wohltätigkeitsereignis und dem Eröffnungsspringen - bei freiem Eintritt. Von Himmelfahrt bis Sonntag ist das Vergnügen dann kostenpflichtig.

Dotierung

Insgesamt kommen 163 Spring- und Dressurreiter mit 422 Pferden aus mehr als 20 Nationen auf die Traditionsanlage. 750.000 Euro Preisgeld werden ausgeschüttet, 285.000 davon in der Global Champions Tour am Sonnabend. Das 84. Deutsche Springderby am Sonntag ist mit 100.000 Euro ausgestattet. Die Siegerehrung wird von Innensenator Michael Neumann (SPD) vorgenommen.

Eintrittspreise

Für alle vier Tage stehen noch ausreichend Tickets bereit. Die Haupttribüne ist am Derbytag ausverkauft, an den restlichen Tagen noch nicht. Stehplätze (für Springen plus Dressur) kosten zwischen zwölf und 23 Euro, Sitzplätze zwölf bis 64 Euro. Auch Tickets für das VIP-Zelt können gekauft werden. Insgesamt werden 70.000 Zuschauer erwartet.

Uthlede

Die 1000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Cuxhaven, zwischen Bremen und Bremerhaven westlich der Autobahn 27 gelegen, ist die heimliche Springreit-Hauptstadt Deutschlands: Von hier aus steuert Volker Wulffs Marketing-Agentur En Garde mit 18 Angestellten seit 2000 die Derby-Organisation. Hartwig II. von Uthlede war von 1184 bis zu seinem Tod 1207 Erzbischof von Hamburg und Bremen.

Totilas

Auch in diesem Jahr müssen die Hamburger vergeblich auf einen Auftritt des vermeintlichen Wunderpferds verzichten. Der im Oktober 2010 von Paul Schockemöhle für mehr als zehn Millionen Euro gekaufte Dressurhengst hat seit Juni vergangenen Jahres an keinem Turnier teilgenommen: Nach einer Knieverletzung beim Decken steht Totilas auf Schockemöhles Gestüt in Mühlen. Ob er wieder auf die Beine kommt?

Schockemöhle

Ohne den dreimaligen Europameister geht in Klein Flottbek gar nichts. Der 68-jährige Züchter und Pferdekaufmann garantiert mit seinen weltweiten Kontakten ein erstklassiges Teilnehmerfeld. Paul Schockemöhle ist gemeinsam mit Volker Wulff Partner der Agentur En Garde und fungiert beim Derby als sportlicher Leiter.

Cyrano

Unter Reitersmann Paul Heil ging Cyrano anno 1920 als erster Derbysieger in die Sportgeschichte ein. Heil brachte das Bravourstück fertig, unter 27 Startern mit Hexe und Grey Lad auch die Plätze zwei und drei zu belegen.

Hufeisen

Profi beim Beschlagen der Pferde ist Kai Franzenburg aus Hochdonn bei Heide. In seinem Bus ("Schmied-Mobil") neben dem Abreiteplatz hat der Schmied seine komplette Ausrüstung dabei: 240 Eisen, davon 18 verschiedene Größen für die Vorder- und ein Dutzend für die Hinterhufe. Die Hufeisen bestehen aus Stahl und wiegen rund 200 Gramm. Vor Ort dabei sind zudem Ofen, Schweißapparat, Amboss, Hammer, Schleifbock, Bohrmaschine und jede Menge Nägel. Franzenburg ist seit 18 Jahren beim Derby präsent.

Eduard F. Pulvermann

Eine Bronzetafel erinnert an den Gründungsvater des Deutschen Derbys. Der Reiter und Unternehmer schuf den seit dem 26. Juni 1920 nur wenig veränderten Parcours. Das vielleicht weltweit bekannteste Hindernis trägt den Namen des Erfinders: Pulvermanns Grab. Es befindet sich neben dem Großen Wall, ist 1,53 und 1,49 Meter hoch; der Abstand zum 1,70 Meter breiten Wassergraben beträgt 17,10 Meter. Die Pferde sehen beim Einsprung das Wasser. Ein Galoppsprung, dann der Graben, ein Galoppsprung, dann der steile Aussprung. Die weißen Stangen sind sechs Meter lang und 9,5 Zentimeter dick und wiegen jeweils knapp 15 Kilogramm.

Sehen & gesehen werden

Bei keiner anderen Sportveranstaltung in Hamburg ist der Charme der Bourgeoisie diskreter. Wer in der Hansestadt etwas zählt, hält sich dezent zurück. Dennoch wird beäugt, wer im VIP-Zelt mit wem parliert und wer wie gekleidet über den Marktplatz zwischen Parcours und Dressurviereck flaniert.

Dressur

Das Dressurderby wird zum 55. Mal ausgetragen und ist mit 20.000 Euro dotiert. Erster Sieger war 1955 Willi Schultheis auf Thyra vor Reiner Klimke mit Aar. Stehplatzkarten gelten für Springen und Dressur; Sitzplätze müssen getrennt erworben werden.

Ehrengast-Zelt

Das weiße, zweigeschossige Zelt an der Jürgensallee fasst 1000 Besucher. Die Bewirtung übernimmt erneut das Landhaus Scherrer unter Leitung von Chefkoch Heinz Wehmann.

Reiten gegen den Hunger

5000 Euro Antrittsgelder des Turniers "Derby meets Golf" wurden bereits gespendet. Auf dem Dressurplatz geht es am Mittwoch ab 11 Uhr mit Rafael van der Vaart und vier DSDS-Stars weiter. Am Sonnabend wird eine Haflingerstute versteigert und einer Einrichtung für therapeutisches Reiten übergeben.

Boxen

Insgesamt stehen 470 Pferdeboxen zur Verfügung. Für die vierbeinigen Gäste wurden 60 Großrollen Stroh (drei mal ein Meter) sowie 1200 Ballen Späne auf die Anlage transportiert.

Youngster's Tour

Der Wettbewerb für sieben- und achtjährige Nachwuchspferde wird in zwei Qualifikationen und einem Finale entschieden.