Party und Planung: Braunschweig befindet sich nach dem Aufstieg in die Bundesliga weiter im Rausch. Trainer Lieberknecht und Sportdirektor Arnold wollen im Oberhaus kein Kanonenfutter sein.

Braunschweig. Als die Party in Braunschweig ihren Höhepunkt erreichte, beobachtete Marc Arnold das bunte Treiben mit vor der Brust verschränkten Armen aus sicherer Entfernung. Wie einst Franz Beckenbauer 1990 in Rom schritt der Eintracht-Sportdirektor einsam durch den Mittelkreis. Niemand rief ihm zu: „Wir wollen Dich tanzen sehen“ - wie bei Trainer Torsten Lieberknecht, der die Fans prompt mit ein paar wilden Schritten zum Kochen brachte. „Ich halte mich gerne im Hintergrund, das gefällt mir besser“, sagte Arnold (42) nach der mühsamen, aber umso stimmungsvolleren Nullnummer gegen Energie Cottbus.

Arnold ist der Mann im Schatten - nüchtern, seriös, fleißig. Im Gegensatz zu Lieberknecht (39) taugt er nicht zum Volkstribun. Doch zusammen bilden sie ein kongeniales Duo, das die Eintracht nach 28 Jahren wieder in die Bundesliga geführt hat. Und auch im Oberhaus wollen die Löwen für Furore sorgen. Die Planungen laufen auf Hochtouren. „Die Basis haben wir gelegt. Der Großteil der Mannschaft steht, weil wir mit allen Leistungsträgern teilweise langfristig verlängert haben. Wir werden mit einer eingespielten Truppe in die Saison gehen“, sagte Arnold, machte aber auch klar: „Natürlich werden wir uns wie jedes Jahr punktuell verstärken. Jetzt müssen wir versuchen, die Qualität zu finden, die wir uns vorstellen. Aber wir setzen auf Evolution statt Umbruch.“

Namen will Arnold grundsätzlich nicht kommentieren, aber „jeden Mannschaftsteil verstärken. Insgesamt werden es vier bis sechs Spieler sein.“ Im Gespräch sind unter anderem Christoph Kramer (Bayer Leverkusen) und Marcel Gaus (FSV Frankfurt). Auch die Gerüchte um eine Rückkehr von Karim Bellarabi (Leverkusen) halten sich hartnäckig. Zudem absolviert der südafrikanische Nationalspieler Daylon Kayton Claasen (Lierse SK) in dieser Woche ein Probetraining. Braunschweig setzt auch im Rausch um die Bundesliga-Rückkehr auf ein gesundes Wachstum.

Der Meister von 1967 wird seine Philosophie der stetigen Entwicklung nicht ablegen, um in der Eliteklasse bestehen zu können. „Wir wollen unangenehm sein, mannschaftlich geschlossen auftreten und mit dem einen oder anderen taktischen Kniff anderen Klubs das Leben schwer machen“, sagte Arnold, „wir wissen aber auch, dass es in der Bundesliga ein anderes Anforderungsprofil gibt. Trotzdem sind wir fest davon überzeugt, dass die Gruppe das kompensieren kann.“ Den Vergleich mit der SpVgg Greuther Fürth, die schon wieder den Gang in die Zweite Liga antritt, lässt der ehemalige Bundesliga-Profi nicht gelten.

„Die Entwicklung ist einfach Wahnsinn“

„Fürth hat vor der Saison wichtige Spieler verloren, wir nicht. Und bei aller Liebe - ein Heimspiel in Braunschweig ist ein bisschen was anderes als in Fürth.“ So richtig können sie ihr Glück in Braunschweig noch gar nicht fassen. Seit Tagen befindet sich die Stadt im Ausnahmezustand, am Montagabend feierten die Fans gegen Cottbus eine einzige Party und träumten schon vom „Europapokal, Europapokaal, Europaapokaaal“. Dabei ist der Traditionsklub vor ein paar Jahren „dem Tod von der Schippe gesprungen“, wie Lieberknecht sagt.

Er und Arnold haben mit kleinem Geld eine Mannschaft geformt, die in nur drei Jahren einen Durchmarsch von der 3. Liga in die Bundesliga geschafft hat. „Die Entwicklung ist einfach Wahnsinn. Der Aufstieg setzt dem ganzen die Krone auf“, sagte Arnold. Und die Party soll noch lange nicht zu Ende sein.