Am Montagnachmittag kam das Gremium zusammen. Tritt Hoeneß nach der Steueraffäre nun als Präsident zurück? Nachfolger werden bereits gehandelt.

München. Am Nachmittag war es endlich soweit. Mitglieder des Aufsichtsrats des FC Bayern München fuhren am Montag in Limousinen an zahlreichen Fotografen und Kamerateams vorbei auf das Stadiongelände des deutschen Fußball-Rekordmeisters. Der Grund: Die Steueraffäre von Uli Hoeneß - und mögliche Konsequenzen für den Präsidenten und Aufsichtsratschef.

Was wird jetzt aus dem Steuersünder Uli Hoeneß? Abberufung? Rücktritt? „Wenn ich das Gefühl habe, dass meine Person dem Verein schadet, werde ich Konsequenzen ziehen“, hatte Hoeneß, Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern AG und Präsident des FC Bayern e.V., der „Zeit“ gesagt, allerdings auch noch hinzugefügt. „Auf keinen Fall werde ich vor dem Finale der Champions League zurücktreten.“ Das Endspiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund findet am 25. Mai statt.

Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ am Montag berichtete, wollten zumindest die Vertreter der Großsponsoren im Aufsichtsrat Hoeneß zu einem Rücktritt bewegen. Sollten die Ermittlungen gegen den 61-Jährigen am Ende glimpflich ausgehen, könne er in sein Amt zurückkehren. In diesem Fall müsste die Staatsanwaltschaft aber die Selbstanzeige anerkennen und den Fall inklusive sämtlicher Nach- und Zuschlagszahlung zu den Akten legen, hieß es. Hoeneß hat angeblich inzwischen 3,2 Millionen Steuern zurückbezahlt.

Neben Hoeneß besteht der Aufsichtsrat aus acht Mitgliedern. Die Konzern-Vorstände Herbert Hainer (adidas), Martin Winterkorn (VW), Rupert Stadler (Audi) und Timotheus Höttges (Telekom) hatten sich laut „Spiegel“ zunächst darauf verständigt, dass Hoeneß schnell von seinem Amt zurücktreten soll. Der Einzug ins Finale der Champions League habe aber ein Umdenken bewirkt. In dem Gremium sitzen auch der Bänker Dieter Rampl, „Focus“-Herausgeber Helmut Markwort, der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber und Karl Hopfner.

Hopfner war bis Jahresende Vorstand und „Finanzminister“ der FC Bayern AG. Mittlerweile ist er 1. Vizepräsident des Vereins, der an der FC Bayern AG 81,2 Prozent hält. Hopfner wird als ein geeigneter Mann des Übergangs gehandelt – für den Fall, dass Hoeneß den Aufsichtsratsvorsitz und das Präsidentenamt abgibt oder abgeben muss. Der 60-Jährige arbeitete über Jahrzehnte hinweg eng mit Hoeneß zusammen. Als möglichen Präsidenten des e.V. brachte der „Münchner Merkur“ auch Hoeneß’ Vertrauten Paul Breitner ins Gespräch.

Franz Beckenbauer, vor Hoeneß Aufsichtsratsvorsitzender und Vereinspräsident, hatte für den Fall der Fälle abgesagt: „Ich stünde nicht bereit“, sagte er bei „Sky90“. Er könne sich den FC Bayern ohne Hoeneß „keine Sekunde lang vorstellen“, sagte der „Kaiser“ außerdem. Seine Prognose für die Aufsichtsratssitzung: Von den Mitgliedern des Gremiums werde keiner „die Stimme erheben und irgendetwas gegen den Uli sagen“. Dazu hätten sie viel zu viel Respekt, sagte Beckenbauer. Eine Veränderung werde es „nur durch Uli Hoeneß selbst“ geben.

Und zu dieser Veränderung hatte Hoeneß unter anderem Oliver Kahn geraten. „Für ihn als Mensch ist es schon richtig, sich ein bisschen zurückzuziehen, bis diese Sache geklärt ist“, erklärte der ehemalige Münchner und Nationaltorhüter im „Sportstudio“ des „ZDF“. „Und dann“, ergänzte Kahn, „kann man ja schauen, je nachdem, wie diese Geschichte ausgeht, wie es weitergeht.“

Einstweilen droht Hoeneß nach wie vor eine Haftstrafe. Es sei denn, es gelingt ein Deal mit der Staatsanwaltschaft, über den die „Bild am Sonntag“ berichtete.