Bei Real Madrid gehen Fans und Spieler auf Distanz zu José Mourinho. Abwehrspieler Pepe, Landsmann des Portugiesen, übte öffentlich Kritik an seinem Trainer. Barcelona muss Meisterfeier verschieben.

Madrid. Pfiffe vom Publikum, Kritik von den Spielern: Es wird einsam um Trainer José Mourinho bei Real Madrid. Nach dem 4:3-Sieg des spanischen Fußballmeisters im Punktspiel über Real Valladolid ging ausgerechnet jener Spieler auf Distanz zu „Mou“, der bisher als eiserner Gefolgsmann des Portugiesen in Erscheinung getreten war: Pepe rügte öffentlich abfällige Äußerungen seines Trainers über Torwart Iker Casillas.

„Man muss Iker mehr Respekt erweisen“, wies der Abwehrspieler seinen Landsmann zurecht. „Die Worte des Misters waren nicht angebracht.“ Pepe, der gegen Valladolid die Kapitänsbinde trug, dürfte den übrigen Profis des Clubs aus der Seele gesprochen haben. Denn die Worte, mit denen Mourinho am Tag vor der Partie gegen Valladolid über Casillas und Cristiano Ronaldo hergezogen war, hatten im Kader eine beträchtliche Verärgerung ausgelöst.

Der Trainer hatte Ronaldo, ohne den Superstar beim Namen zu nennen, mit einer spitzen Bemerkung für den schlechten Saisonstart mitverantwortlich gemacht. „Wir haben die Liga traurig begonnen, da war es schwer, unser Ziel zu erreichen“, stichelte Mourinho. Damit spielte er auf die Worte Ronaldos an, der im September 2012 ein Formtief damit begründet hatte, dass er „traurig“ gewesen sei.

An die Adresse des Welt- und Europameisters Casillas, den Mourinho zum Reservisten degradiert hat, sagte der Trainer: „Die Probleme beginnen, wenn ein Spieler glaubt, über den Teamkameraden zu stehen.“ Dass ausgerechnet Pepe, der mit Mourinho den Manager teilt, für den Torwart Partei ergriff, löste in Madrid Überraschung aus. „Die Worte des Verteidigers deuten auf einen völligen Bruch zwischen dem Kader und dem Trainer hin“, meint die Zeitung „El País“. Vier Tage zuvor war bereits Ronaldo auf Distanz zu Mourinho gegangen. Ihm sei völlig egal, ob der Coach bleibe oder weggehe, sagte der Stürmer nach Reals Ausscheiden im Halbfinale der Champions League gegen Borussia Dortmund.

Beim Punktspiel am Samstagabend gegen Valladolid war Mourinho vom Publikum im Bernabéu-Stadion mit Pfiffen empfangen worden. Der Portugiese erhob sich während der 90 Minuten nicht ein einziges Mal von seiner Trainerbank und ließ auf der Pressekonferenz seinen Assistenten Aitor Karanka sprechen. Für den Reservisten Casillas und für Ronaldo gab es Ovationen von den Fans.

„CR7“ (33./69. Minute) steuerte per Kopfball zwei Treffer zum 4:3-Erfolg der Madrilenen bei. Die anderen Tore für Real erzielten Marc Valiente (26./Eigentor) und Kaká (47.) bei Gegentreffern von Oscar (8.), Javi Guerra (36.) und Lluis Sastre (86.).

Der Real-Sieg bedeutete, dass der FC Barcelona den Titelgewinn verschieben musste. Die Katalanen können trotz des 4:2 am Sonntagabend gegen Betis Sevilla die Meisterschaft frühestens am kommenden Wochenende perfekt machen. Immerhin: Lionel Messi meldete sich nach seiner Einwechslung beim Stand von 2:2 sofort mit den siegbringenden Toren (59./71.) zurück. Beim Champions-League-Aus gegen Bayern München hatte er nur traurig von der Bank zugeschaut.