Die Gerüchteküche bei Schalke 04 brodelt wie wild. Angeblich war Freiburgs Christian Streich Wunschkandidat der Königsblauen. Nun steht vor allem der Name Stefan Effenberg auf der Liste.

Gelsenkirchen Die Gerüchteküche auf Schalke brodelt, und wenn nur eine Prise Wahrheit mit im Topf köchelt, sieht es schlecht aus für Trainer Jens Keller. Nach WAZ-Informationen wollten die Königsblauen Christian Streich als Trainer verpflichten, der Coach des Ligakonkurrenten SC Freiburg soll aber abgesagt haben. Am Mittwoch hat es angeblich ein Geheimtreffen von Sportdirektor Horst Heldt mit Stefan Effenberg geben. Dass der derzeit zwar erfolgreiche, aber blasse Keller in der kommenden Saison noch auf der Schalker Bank sitzen wird, erscheint zunehmend unwahrscheinlich.

Konkrete Aussagen zur Thematik lassen sich die Bosse derzeit kaum entlocken – mit einer Ausnahme: Das Gerücht, der Tabellen-Vierte habe sich Effenbergs Dienste quasi optionieren lassen, wollten sie nicht so stehen lassen. „Das stimmt nicht, das ist absoluter Quatsch!“, sagte Tönnies über eine Meldung von Sport1, derzufolge sich die Königsblauen mit Effenberg am Montagabend auf ein bemerkenswertes Konstrukt geeinigt haben sollen: „Effe“ wird ab der kommenden Saison Trainer auf Schalke, aber nur, wenn es Keller mit der Mannschaft nicht bis in die Champions-League-Qualifikation schafft. Auch Manager Horst Heldt bezeichnete die Meldung als „Schwachsinn“. Es habe kein Treffen gegeben, nichts sei in der Trainerfrage entschieden. Sport1 berief sich auf Kellers „direktes Umfeld“.

Christian Streich will Freiburg treu bleiben

In der Tat dürfte das Gerücht um Streich, der mit dem SC Freiburg sensationell auf dem Sprung in den Europacup steht, gehaltvoller sein. Demnach sollen sich die Schalker Verantwortlichen vor zwei Wochen mit dem knorrigen Coach getroffen haben. Der 47-Jährige wollte aber seinem SC treu bleiben, weil er den Klub nach dem Weggang von Sportdirektor Dirk Dufner zu Hannover 96 und dem bevorstehenden Transfer zahlreicher Schlüsselspieler nicht auch noch verlassen wollte. Sollte das Gerücht stimmen, sucht Schalke also auf jeden Fall einen Ersatz für Keller.

Nach WAZ-Informationen trafen sich am Mittwoch Heldt und Effenberg zu einem Gedankenaustausch. Sollte der „Tiger“ auf Schalke übernehmen, soll Peter Hermann, zur Zeit Assistent von Jupp Heynckes bei Bayern München, Co-Trainer werden. Stefan Effenberg gibt zur Sachlage derzeit keinen Kommentar ab, bereits am Sonntag hatte er sich bei „Sky90“ eindeutig zweideutig positioniert: „Ich äußere mich nicht zu Spekulationen. Natürlich ist es das Ziel von mir, als Trainer dort zu arbeiten, wo man die Möglichkeit hat, erfolgsorientiert zu arbeiten. Dafür braucht man Grundlagen. Die sind auf Schalke geschaffen, sie sind aber auch woanders geschaffen.“

Heldt: „Beschäftigen uns auch mit anderen Trainern“

Horst Heldt gab sich über das Dementi hinaus keine Mühe, Licht ins Dunkel zu bringen. Der Sportdirektor der Schalker blieb im Gespräch mit Sport1 bei seiner Linie, die er verfolgt, seit am Sonntag nach dem 4:1-Sieg gegen den Hamburger SV die Effenberg-Gerüchte über die Bild-Zeitung publik wurden. „Wir haben immer gesagt, dass wir sehr zufrieden mit der Arbeit von Jens sind, aber natürlich beschäftigen wir uns auch mit anderen Trainern, und da ist auch der Stefan ein Kandidat“, sagte Heldt, der Effenberg bereits als „Trainer der Zukunft“ bezeichnet hatte. Auch Tönnies wurde am Dienstag nicht konkreter: „Wir haben eine klare Marschroute, und die arbeiten wir ab. Darüber hinaus gibt es von uns nichts zu sagen.“ Fakt ist: Jens Keller wartet weiter vergeblich auf ein klares Bekenntnis seiner Vorgesetzten.

Am Montagabend in der Sendung Sport und Talk aus dem Hangar-7 bei Servus TV klang Heldt so, als würde er es Keller gerne geben, eine gewisse Fremdsteuerung ihn aber massiv zweifeln lässt. „Leider Gottes ist es mittlerweile so, dass die fachliche Kompetenz nur noch sehr wenig wert ist. 'Ist er ein Medienmann oder ist er kein Medienmann?' dagegen sehr viel“, sagte er und nannte Keller in diesem Zusammenhang ein „gutes Beispiel“. Es sei „eigentlich die größte Schande“, dass man mittlerweile als Kriterium miteinbeziehen müsse, mit wem man zusammenarbeite: „Ist er medien-tauglich oder ist er nicht medien-tauglich?“