Hamburger Schwimmer siegen bei den Titelkämpfen fünfmal, Steffen Deibler mit Weltjahresbestzeit

Berlin. Sie trainieren falsch, der Kopf des einen und der Körper des anderen sei nicht stark genug für Leistungssport auf Weltspitzenniveau. Und überhaupt: Steffen und Markus Deibler, das sind diese ewigen Talente aus Hamburg, oder? "Wir mussten uns nicht nur einmal rechtfertigen", sagte Markus Deibler am Rande der deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin. Dann kamen die Olympischen Spiele. Und ausgerechnet die beiden Brüder gehörten zu den ganz wenigen, die 2012 in London Bestzeiten abrufen konnten. Steffen Deibler schwang sich mit Rang vier über 100 Meter Schmetterling gar zum besten deutschen Schwimmer auf.

In der öffentlichen Wahrnehmung ist neben den Aushängeschildern Britta Steffen und Paul Biedermann dennoch weiter kaum Platz für die Schwimmbrüder. Auch bei der DM produzierte erneut Steffen die größten Schlagzeilen. Die Freistilsprinterin legte im Vorlauf über 100 Meter eine indiskutable Zeit hin. 55,63 Sekunden reichten nicht für die vom Verband neu geforderte Vorlauf-Norm für die WM. Und den Ansprüchen der Doppel-Weltrekordlerin genügte diese Zeit schon mal gar nicht.

Erst kurz vor Beginn der Finals kam die sparsame ärztliche Auskunft, Steffen würde aufgrund von "akuten Problemen" nicht mehr starten. Ihr Management sprach von einem "viralen Infekt". Für die WM im Juli in Barcelona kann sie formal nur noch für die Staffel nominiert werden. Die DM 2013 - sie reiht sich ein in eine Kette unglücklicher Aktionen der streitbaren Athletin.

Markus und Steffen Deibler erfüllten unterdessen weitgehend unbeachtet ihr Pensum, Steffen kürte sich mit starken Leistungen als einziger Schwimmer gleich viermal zum deutschen Meister (50 und 100 Freistil und Schmetterling) - deutscher Rekord und Platz eins der Weltjahresbestenliste über 100 Meter Schmetterling inklusive. Mit 51,19 Sekunden war er gar zwei Hundertstel schneller als Michael Phelps (USA) bei seinem Olympiasieg 2012. "Das war sauschnell. Das hat richtig Spaß gemacht", so Steffen Deibler. Markus überraschte nach mäßiger Vorlaufleistung mit seiner zweitbesten Zeit als Meister über 200 Meter Lagen sogar Trainerin Petra Wolfram. Für die Weltmeisterschaften in Barcelona waren beide aufgrund ihrer Leistungen von London vornominiert, musste in Berlin aber noch Erster oder Zweiter werden.

Nach den WM-Absagen von Biedermann und dem DM-Abbruch von Steffen stehen Steffen Deibler, aber auch Bruder Markus im Fokus. Aber werden die Hamburger Jungs auch die Lücke in Sachen öffentliche Aufmerksamkeit füllen? Der richtige Zeitpunkt wäre es, schließlich sind ihnen Ende 2012 ihre drei Hauptsponsoren abhandengekommen. Ohne finanzielle Unterstützung können beide den Weg Richtung Rio de Janeiro 2016 nicht professionell gehen.

Vielleicht sind die "Musterprofis in allen Lebenslagen" (Chef-Bundestrainer Henning Lambertz) aber einfach zu höflich, zu normal, zu nett. Gezielt meckern oder mahnen, den Mund mal zu voll nehmen, das ist nicht die Art der beiden Brüder aus Biberach. Markus Deibler findet: "Entweder es geht auf normale Art oder eben nicht."