Hauptkämpfer am Sonnabend eint ihre Vergangenheit beim einstigen Konkurrenten

Hamburg. Seit 14 Jahren ist Jürgen Brähmer im Profiboxgeschäft. Er hat viel erlebt in dieser Zeit, saß im Gefängnis, war Weltmeister. Es braucht entsprechend einiges, um den 34 Jahre alten Schweriner aus der Ruhe zu bringen. Kein Wunder also, dass Brähmer an der Konstellation, die ihm sein zweiter Auftritt für den neuen Promoter Team Sauerland an diesem Sonnabend in der Sporthalle Hamburg bietet, nicht viel Besonderes finden kann. "Die Boxwelt ist klein, so sieht man sich wieder", sagt er auf die Frage, was es ihm bedeute, in der neuen Umgebung so viele bekannte Gesichter wiederzusehen.

Andere dagegen können Gefühle wie Verwunderung und auch Befremden nicht verbergen, wenn sie einen Blick auf das Programm werfen. Mit Halbschwergewichts-Europameister Brähmer, der seinen Titel gegen den Franzosen Tony Averlant verteidigt, dem Halbmittelgewichts-Toptalent Jack Culcay und dem früheren Cruisergewichtsweltmeister Firat Arslan bestreiten drei Profis die Hauptkämpfe, die viele Jahre beim mittlerweile insolventen Hamburger Universum-Stall unter Vertrag standen. Vom "Sauerland-Universum" ist die Rede, zumal Culcay seit drei Wochen vom früheren Universum-Cheftrainer Fritz Sdunek betreut wird und mit Eduard Gutknecht ein weiterer Halbschwergewichtler mit Universum-Vergangenheit unter Vertrag steht.

Promoter Kalle Sauerland tritt Spöttern, die seinem Unternehmen einen ähnlichen Weg wie dem langjährigen Konkurrenten prophezeien, energisch entgegen. "Wir haben uns die Lage bei Universum genau angeschaut und uns die besten Sportler geholt. Wir werden aber nicht die gleichen Fehler machen", sagt er. Vielmehr sei die Häufung an ehemaligen Universum-Mitgliedern an diesem Sonnabend der Tatsache geschuldet, dass Sauerland vermehrt in Hamburg veranstalten möchte. "Da macht es doch Sinn, hier Hauptkämpfer zu präsentieren, die die Fans schon kennen", sagt Geschäftsführer Freddy Ness.

Dass eine Fanbasis in Hamburg existiert, beweist das Beispiel Culcay, der auf die Unterstützung von rund 40 Jugendlichen bauen kann, die er zum Kampf gegen den Argentinier Guido Nicolas Pitto eingeladen hat. Sie kommen vom Projekt "Boxschool", einem gemeinnützigen Verein, der Lehrer und Schüler auf ihrem Weg zu einem gewaltfreien und kooperativen Miteinander unterstützt. Culcay ist dort als Unterstützer tätig und hat schon mehrfach Boxunterricht für Kinder gegeben. Einen Bericht über das Projekt zeigt die ARD am Freitag um 17.15 Uhr in der Sendung "Brisant".