Shanghai/Manama. Brennende Reifen, Tränengas, Schlagstöcke und explodierende Autos: In Bahrain gehen vor dem Formel-1-Rennen am Sonntag (14.00 Uhr/RTL und Sky) Oppositionelle weiter auf die Straße und fordern mehr Demokratie ein. Ihre Proteste werden teilweise mit Gewalt niedergeschlagen. Für Bernie Ecclestone ist das alles kein Problem. "Ich habe überhaupt keine Bedenken", sagte der mächtige Formel-1-Mogul. Der Brite soll rund 50 Millionen Dollar Antrittsgage von den Veranstaltern kassieren.

Führende Menschenrechtler sind über so viel Zynismus entsetzt. "Die Lage ist sehr angespannt", sagte Nicholas McGeehan, Bahrain-Experte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Das Regime würde die Wünsche der Menschen völlig ignorieren und "friedliche Aktivisten einsperren". Besonders hart treffe es Menschen, die in der Nähe der Strecke leben: "Ihre Häuser werden von maskierten und bewaffneten Polizisten gestürmt, um Demonstranten aus dem Verkehr zu ziehen." Die Regierung werde "alles versuchen, ein störungsfreies Rennen zu gewährleisten - um der Weltöffentlichkeit vorzugaukeln, in Bahrain sei alles in bester Ordnung".

Seit zwei Jahren kämpfen Oppositionelle der mehrheitlich schiitischen Bevölkerung für mehr Rechte in dem autoritären Golf-Staat, der seit Jahrhunderten von der Herrscherfamilie Al-Khalifa regiert wird, einer sunnitischen Dynastie. 80 Menschen sind in dem kleinen Land seit dem Ausbruch des Arabischen Frühlings Anfang 2011 ums Leben gekommen. Allein in diesem Monat sollen rund 100 Aktivisten eingesperrt und 30 verletzt worden sein. Für Beleidigungen gegen König Hamad bin Isa Al-Khalifa wurde die Gefängnisstrafe zuletzt auf fünf Jahre erhöht.

Netzaktivisten der Anonymous-Bewegung forderten Ecclestone mit martialischen Worten auf: "Sag dein Blutrennen jetzt ab!" Zudem kündigten die unbekannten Unterstützer der Protestbewegung an: "Wir werden euch aus dem Internet entfernen"