Vor dem Rennen in China legt der Formel-1-Weltmeister die Rolle des reuigen Sünders ab

Shanghai. Kimi Räikkönen genießt und schweigt. Der Formel-1-Weltmeister von 2007 hat das Buhlen des Red-Bull-Rennstalls um seine Dienste eher kaltgelassen. "Ich habe keinen Vertrag für nächstes Jahr. Mal sehen, was passiert", ließ der 33 Jahre alte Finne in Shanghai noch keine Präferenzen für 2014 erkennen. Räikkönen hatte das erste Saisonrennen in Australien im Lotus-Renault gewonnen und gilt seither als Geheimtipp im vermuteten Dreikampf zwischen Red Bull, Ferrari und Mercedes.

"Kimi ist cool und schnell und immer ein Kandidat", hatte Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz den Weltmeister von 2007 umworben. "Er steht bei uns auf der Liste", sagte Motorsportberater Helmut Marko. Von Red-Bull-Spitzenfahrer Sebastian Vettel ist bekannt, dass er Räikkönen menschlich und als Rennfahrer schätzt. Dass der Australier Mark Webber, 36, nach dem Streit in Malaysia noch ein weiteres Jahr als Vettels Teamkollege bei Red Bull bleibt, ist derzeit unwahrscheinlich. Webber will erst im Sommer das Gespräch mit Mateschitz suchen.

Sebastian Vettel, 25, hat derweil die Rolle des reuigen Sünders, die er nach der Stallregiepanne in Malaysia eingenommen hatte, wieder abgelegt. In Shanghai ging er in die Offensive: "In Anbetracht der Ereignisse in den vergangenen Jahren glaube ich, dass der Mark es nicht verdient gehabt hätte, dass ich den zweiten Platz halte und ihm den Sieg überlasse", sagte Vettel. "Ich sehe mich nicht als böser Junge."

Der dreimalige Weltmeister machte vor dem Großen Preis von China (Sonntag, 9 Uhr, RTL und Sky) deutlich, welchem Fahrer bei Red Bull der Führungsanspruch gehört. "Es gab mehr als eine Situation in der Vergangenheit, in der Mark dem Team hätte helfen können, er tat es aber nicht." Auf die Frage, ob er künftig auf Webbers Hilfe verzichten müsse, meinte Vettel knapp: "Um ganz ehrlich zu sein, gab es nie Unterstützung von seiner Seite." Während Webber sagte, ein Fahrer müsse seine Emotionen im Griff haben, beschrieb Vettel das Verhältnis der beiden Bullen-Fahrer als "professionell", sagte aber: "Von Vertrauen würde ich nicht sprechen." Dass Red Bull künftig auf Stallregie verzichten will, gibt ihm recht.

Vettel überraschte in Shanghai mit der Ankündigung, in einem vergleichbaren Fall ähnlich zu handeln wie in Malaysia, als er Webber überholte, der die Anweisung des Teams umgesetzt und sein Tempo an der Spitze gedrosselt hatte. "Ich würde wahrscheinlich das Gleiche machen", sagte der Weltmeister, der sich allerdings im Verhältnis zu seinem Teamchef Christan Horner noch eine Hintertür offenließ: "Ich habe den Funkspruch nicht verstanden."

Rekordweltmeister Michael Schumacher wird Mercedes künftig auch offiziell als Botschafter repräsentieren. Das Unternehmen gab am Donnerstag eine "langfristige Partnerschaft" bekannt. Schumacher, 44, soll sich in "Zukunftsthemen" wie Komfortsysteme und Verkehrssicherheit engagieren.