Ausverkauft: 3527 Zuschauer erlebten in Stellingen den deutschen 73:17-Sieg im Länderspiel gegen Schweden - und feierten eine Rugby-Party.

Hamburg. Der Duft von gegrillten Würstchen und frisch gezapftem Bier lag in der Luft. Die Sonne hatte ihr Bestes getan, um den Sonnabend in einen zarten Frühlingstag zu verwandeln. Schon von weitem konnte man die Rauchschwade über dem kleinen Schwenkgrill erkennen, der die hungrigen Zuschauer in seinen Bann zog. 3527 Zuschauer waren zum Wolfgang-Meyer-Sportplatz in Stellingen gekommen, um die historische Rückkehr der Rugby-Nationalmannschaft nach Hamburg mitzuerleben.

Die restlos ausverkaufte Sportanlage wurde zum Schauplatz eines perfekten Auftritts des deutschen Rugby-Teams gegen völlig überforderte schwedische Kontrahenten. Viele begeisterte Fans standen direkt an der Spielfeldbegrenzung, um einen besonders guten Blick auf das Spielgeschehen zu bekommen. Wäre dies eine professionelle Fußballveranstaltung gewesen, dann hätten die Offiziellen sie wohl aufgrund von Sicherheitsmängeln niemals angepfiffen. Doch beim Rugby hatte man nicht den Eindruck, dass hier auch nur annähernd eine brenzlige Situation für das Publikum entstehen konnte. Und so drückten die Ordner ein Auge zu und ermöglichten vor allem den vielen Kindern ein hautnahes Rugby-Erlebnis.

Die Partie begann mit einem Schreckmoment für das deutsche Team. Nach einem harten Zusammenstoß blieb Youngster Samy Füchsel, 20, in der siebten Minute verletzt liegen, wurde vom Platz getragen und ins Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte einen Unterschenkelbruch diagnostizierten. Doch die Mannschaft von DRV-Nationaltrainer Torsten Schippe steckte den anfänglichen Schock gut weg und spielte gefällig nach vorne und sammelten Punkt um Punkt.

Die Partie wurde allerdings von beiden Seiten äußerst aggressiv geführt. Immer wieder blieben Spieler verletzt am Boden liegen und mussten von den Ärzteteams behandelt werden. Das Publikum bewertete jeden intensiv geführten Zweikampf mit lautstarker Begeisterung und applaudierte den Feldspielern, wenn sie sich auf dem Platz wieder aufrichteten. Sogar eine kleine Fangruppe aus Schweden war angereist und versuchte, ihr zur Halbzeit bereits mit 35:0 zurückliegendes Team weiter anzufeuern. Tatsächlich kamen die Skandinavier in der zweiten Spielhälfte deutlich stärker zurück und konnten durch einige gelungene Offensivaktionen die deutschen Abwehrbemühungen überlisten. Spannung kam aber dadurch nicht mehr auf. Deutschland siegte souverän und deutlich mit 73:17.

"Wir haben eine absolute Dominanz an den Tag gelegt, die ich so im Vorfeld nicht erwartet hatte", beurteilte Nationaltrainer Schippe den Auftritt seiner Mannschaft. Die Schweden hätten allerdings auch schwächer als erwartet gespielt. "Heute war es eine rundum gelungene Leistung an einem nahezu perfekten Wochenende. Das Stadion, die Kulisse, das Wetter, die Stimmung, das Spiel - nach Hamburg kommen wir gerne wieder", resümierte der sichtlich zufriedene Übungsleiter.

Dass die Hansestadt noch einmal 44 Jahre auf die Ausrichtung eines Rugby-Länderspiels warten muss, ist eher unwahrscheinlich. Die Veranstaltung war eine erfolgreiche Bewerbung für künftige Rugby-Länderspiele.