Arthur Abraham verliert durch die schwere Niederlage gegen Robert Stieglitz mehr als den WM-Titel

Magdeburg. Ulli Wegner stützte sich aufs Seil. Um ihn herum tobte Sonnabendnacht das Team von Robert Stieglitz freudetrunken durch den Magdeburger Boxring, Ulli Wegner hielt sich eine Hand vor den Mund und blickte ins Leere. "Oh, wie ist das schön", sangen lautstark die Magdeburger Stieglitz-Fans. Ob Wegner es hörte?

Technischer K. o. auf Anraten des Arztes in der vierten Runde lautete das offizielle Urteil. Es war die vierte Niederlage in Arthur Abrahams Karriere. Der WBO-Titel im Supermittelgewicht war verloren an Robert Stieglitz, den Russland-Deutschen aus Magdeburg, von dem Abraham sich den Gürtel erst im August durch einen Punktsieg geholt hatte. Voller Elan war der 31 Jahre alte Stieglitz nach dem ersten Gong auf Abraham zugestürmt. Schlug und schlug und schlug. Der Titelverteidiger machte praktisch nichts, er wurde überrollt. Ende der zweiten Runde schloss sich das linke Auge. "Dieser Sieg ist sehr wichtig für mich, ich habe bewiesen, dass ich der wahre Champ bin", sagte Stieglitz, "die Taktik mit dem schnellen Start ist voll aufgegangen. Ich wollte Arthur brechen, das ist gelungen."

Natürlich kamen sofort die Forderungen nach einem erneuten Kampf: "Es steht jetzt 1:1", sagte Abraham, "ich hoffe, es wird einen dritten Kampf geben. Ich habe nur durch die Verletzung verloren." Sicher ist das nicht. Stieglitz' Promoter Ulf Steinforth jedenfalls zeigte zunächst nur wenig Interesse, und eine Rückkampfklausel gibt es nicht. Für Abraham, 33, und seinen Promoter ist diese unkalkulierte Pleite ein Rückschlag, der wieder zweifeln lässt, ob der mehrfache Millionär, Society-Liebling und Tatort-Statist, doch noch zu alter Klasse zurückfinden kann. Oder ob seine Glanzzeit als "hungriger" Puncher endgültig Geschichte ist.

Marco Huck ist nun der letzte deutsche Weltmeister bei Sauerland und Trainer Wegner. Er soll seinen Titel am 11. Mai gegen Ola Afolabi (Großbritannien) verteidigen, gegen den er schon zweimal nur sehr umstritten gesiegt hatte. Ein völlig offener Kampf. Auch Huck machte Ulli Wegner zuletzt mehr Verdruss als Freude. Der fast 71-Jährige wird "Hucker" bestmöglich auf den Fight vorbereiten, wie immer. Wie das alles ausgeht, ist völlig offen.