Die Hockeydamen des HTHC sind im Winter enger zusammengerückt, Lea Goerdt ist neuer Kapitän

Hamburg. Der Blick aus dem Fenster sorgt bei Manuel Altenburg in diesen Tagen für Verdruss. An diesem Wochenende sollen die von ihm trainierten Hockeydamen des Harvestehuder THC in die Rückrunde der Feld-Bundesliga starten. Geregelter Trainingsbetrieb ist allerdings nicht möglich, seit am 9. März der Schnee über Hamburg hereinbrach. "Das ist natürlich nicht optimal", sagt Altenburg, der sich mit den widrigen Bedingungen jedoch abgefunden hat. "Den anderen geht es ja auch nicht besser", sagt er.

Andererseits haben nicht alle anderen einen so großen Erfolgsdruck wie die Schwarz-Gelben vom Voßberg. Mit fünf Punkten steht Altenburgs Auswahl derzeit auf dem vorletzten Tabellenplatz, der am Saisonende den Abstieg bedeuten würde. Zudem muss der 25 Jahre alte Cheftrainer zwei personelle Tiefschläge verkraften. Mit der Belgierin Céline Closset, 25, die in ihre Heimat zurückkehrte, fehlt eine wichtige Leistungsträgerin. Und weil die routinierte Birgit Borkamm, 32, mit chronischen Fußproblemen auf unbestimmte Zeit ausfällt, muss Altenburg sein Mittelfeld komplett umbauen.

Doch Klagen ist ein Wort, das der Trainer aus seinem Vokabular gestrichen hat. Er denkt lieber in Lösungen und versucht, seiner Mannschaft Optimismus zu verordnen. Borkamms Kapitänsamt hat er an die erst 19 Jahre alte Lea Goerdt vergeben, die im Sommer 2012 aus Mannheim nach Hamburg kam und die Abwehr verstärkt hat. "Das ist auch ein Zeichen an die vielen jungen Spielerinnen, dass ich auf sie baue und bereit bin, ihnen Verantwortung zu übertragen", sagt Altenburg.

Um das Team enger zusammenzuschweißen, hatte er Ende Februar ein viertägiges Wintersportcamp im Erzgebirge organisiert. In Altenberg übte sich die Mannschaft im Curling, Konditionstraining fand in der Langlaufloipe statt, und sogar ein eigenes Biathlonrennen, angeleitet von sechs ehemaligen und aktuellen Weltcupstartern, stand auf dem Programm. "Das hat allen unheimlich viel gebracht", glaubt der Coach.

Angesichts des Wintereinbruchs hätte er sich natürlich gewünscht, wie das Herrenteam des Clubs eine Woche in Portugal trainieren zu können. "Doch wir akzeptieren, dass für das Damenteam nicht die gleichen Möglichkeiten vorherrschen", sagt er. Immerhin wurde Ende vergangener Woche der Kunstrasen an der Barmbeker Straße für den Trainingsbetrieb vom Schnee freigeräumt.

Nachdem die Herren, die als Tabellenführer am Wochenende in Mannheim (Sonnabend) und Nürnberg (Sonntag) in die Rückrunde starten, Anfang Februar den Hallenmeistertitel holten, ist die Euphorie im Verein grenzenlos. Eine Gefahr, dass die Damen dabei in Vergessenheit geraten, sieht Altenburg nicht. "Im Gegenteil, wir profitieren auch davon, dass die Stimmung gut ist", sagt er. Clubpräsident Cito Aufenacker hat seine volle Unterstützung zugesagt. "Der Fokus muss jetzt, da es bei den Herren läuft, auf den Damen liegen", sagt er. "Wir haben einige Bewerbungen von interessanten Spielerinnen, die zur nächsten Saison gern zu uns kommen würden. Dafür muss das Team aber die Klasse halten", sagt er.

Altenburg weiß um die Schwere der Aufgabe. Umso wichtiger wäre es, nach dem harten Rückrundenauftakt am Sonnabend bei Titelverteidiger Rot-Weiß Köln am Sonntag beim direkten Konkurrenten Schwarz-Weiß Neuss drei Punkte mitzunehmen. "Wenn wir da gewinnen, lassen wir Neuss erst einmal hinter uns. Das wäre genau das richtige Zeichen, das wir brauchen, um an unsere Stärke zu glauben", sagt er. Wenn dieser Sieg gelingt, dann scheint bei den HTHC-Damen wieder die Sonne - ganz egal, wie das Wetter ist.