Die Beachvolleyball-Olympiasieger Julius Brink und Jonas Reckermann gehen getrennte Wege. In Hamburg trafen sie sich wieder

Hamburg. "Man weiß erst, was man an jemandem schätzt, wenn er nicht mehr da ist", sagt Julius Brink. Der Beachvolleyball-Olympiasieger ist nach fünf Wochen Trainingslager in Südafrika wieder in Deutschland. Das erste Mal seit langer Zeit bestritt er die Vorbereitung ohne seinen Gold-Partner von London. Jonas Reckermann musste seine aktive Laufbahn im Januar wegen akuter Rückenbeschwerden beenden. Jetzt ist das Duo gesprengt - zumindest auf der Ebene des Profisports.

Ihre Karrieren werden nach vier Jahren enger Verbundenheit in Zukunft ganz unterschiedlich verlaufen. Doch was sich die beiden aufgebaut haben, soll nicht umsonst gewesen sein. "Wir wollen die Marke Brink/Reckermann weiterleben", sagt Reckermann. Die Goldmedaille von London - die erste überhaupt für europäische Beachvolleyballer - wird beide ein Leben lang verbinden.

Ihr Image abseits des Spielfelds ist klar definiert: nett, sympathisch, immer gut gelaunt. Doch sie können auch ganz anders: "Im Training und im Spiel waren wir nicht nett zueinander. Mit nett gewinnst du keine Spiele", sagt Reckermann. In Hamburg gab sich das Duo aber wie gewohnt. Bei der Red Bull Wings Academy trafen sich beide wieder und gaben 20 Jugendlichen in einem Beachvolleyball-Workshop nützliche Tipps. Der Olympiasieg hat dem Sport in Deutschland einen Schub gegeben. "Für die Sportart war das ein Riesenschritt", sagt Reckermann, der jetzt nicht mehr aktiv mithelfen kann. In ein Loch sei er nach dem Karriereende nicht gefallen, vielmehr erleichtert, den Schritt gegangen zu sein. "Es war auch eine psychische Belastung, den Körper immer wieder für Wettkämpfe fit zu bekommen." In Zukunft wird Reckermann den Sand zwischen den Zehen gegen richtiges Schuhwerk tauschen. "Das Training an sich vermisse ich nicht so sehr. Es ist jetzt ein anderes Leben."

Statt zu baggern und zu schmettern, widmet er sich anderen Projekten. Für den Fernsehsender Sky wird er von Mai an als Experte fungieren. Sein Studium geht nach 27 Semestern in die Endphase. Eine Examensprüfung fehlt dem 33-Jährigen noch, dann wäre sein Lehramtsstudium in den Fächern Geografie und Sport beendet. Sein Referendariat will Reckermann nicht gleich direkt im Anschluss machen. "Ich will mich nicht sofort in einen 40-Stunden-Job stürzen", sagt er. Zwar hat er vor zwei Jahren eine Firma gegründet, die Sportreisen organisiert und der er sich nun stärker widmen wird, Vollzeit aber nicht. Dafür sorgt auch Söhnchen Emil. Der kleine Reckermann kam im November des vergangenen Jahres zur Welt. "Das ist ein positiver Nebeneffekt des Karriereendes: Ich kann den Kleinen mehr aufwachsen sehen, als wenn ich 20 Turniere im Ausland spielen würde." Mit seinem nun ehemaligen Partner Julius Brink plant Reckermann zudem eine Vortragsreihe über Teamfähigkeit und Motivation. "Ich finde es spannend, den Sport mal aus einer anderen Perspektive zu sehen", sagt Reckermann.

Völlig neue Perspektiven eröffnen sich auch für Brink. Vier Jahre lang verbrachte er jeden Trainingstag mit Reckermann. Nun hat er einen neuen Mann an seiner Seite. Sebastian Fuchs ist ein anderer Spielertyp, hat andere Stärken und Schwächen. Er ist sieben Jahre jünger als Reckermann und mit 2,03 Meter sogar drei Zentimeter größer als sein Vorgänger: "Außerdem kann Sebastian fester auf den Ball hauen und höher springen als Jonas", sagt Brink mit einem Augenzwinkern.

Die Umstellung wird noch dauern, doch Brink bleibt optimistisch, weiß aber auch, dass noch eine Menge Arbeit vor ihm liegt: "Wir haben ja quasi die Hälfte der Mannschaft ausgetauscht." Ob die Hälfte Reckermann die bessere war, wird sich spätestens bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro zeigen.