Hamburg. "So geht es nicht", wettert Annette Rothe, Vizepräsidentin des Hamburger Radsportverbands. Hintergrund des Zorns der Leiterin für Leistungssport: Das Bezirksamt Eimsbüttel plant im April für einen Monat die Sanierung des Rollfelds der Radrennbahn Stellingen. Ein neuer Untergrund soll gelegt werden. In Stellingen wird zwischen Oktober und April Eissport, vor allem Eishockey, betrieben. In den restlichen Monaten wird auf dem Innenfeld neben Inlinehockey unter anderem Bike-Polo gespielt und auf der Radbahn, die um das Rollfeld läuft, in die Pedale getreten.

Die Sanierung macht zwar grundsätzlich Sinn, ab April wollen die Radfahrer jedoch nach monatelangem Aufbautraining von der Straße auf die Bahn. Durch die Bauarbeiten ist dies nicht möglich, obwohl der Verband die Saisonplanung schon vergangenen November vorstellte. Neben diversen Jugendteams trainieren hier unter anderem auch Elitefahrer und die U19-Bundesligamannschaft. "Die Sanierung ab April geht voll zulasten der Radfahrer", klagt Rothe. Ihre Kompromissvorschläge, mit den Arbeiten entweder früher zu beginnen oder später anzufangen, lehnte die Stadt nach Prüfung ab. Die Eissport-Termine könne man so kurzfristig nicht mehr absagen, außerdem muss die Eisfläche vor dem Arbeitsbeginn etwa zehn Tage abtauen, so lautet die Argumentation des Bezirksamts Eimsbüttel. Im Sommer seien die Temperaturen für die Arbeiten zu hoch, die Sanierung deshalb nur in diesem Zeitraum möglich.

Das Problem: Einen Trainingsrückstand von vier Wochen kann laut Rothe "selbst ein erfahrener Elitefahrer nicht aufholen". Vor allem um den Nachwuchs sorgt sie sich. Ohne Einheiten auf der Bahn hätte man gegenüber den Jungfahrern anderer Bundesländer einen Nachteil, der gerade in diesem Bereich sehr stark sei. Der erste Bahnpokal am 17. April musste bereits abgesagt werden, insbesondere Talentsichtungsrennen Ende April und die Verbandsmeisterschaften im Mai sind gefährdet. Als Alternative stünden Bahnen in Büttgen, Cottbus oder Frankfurt/Oder zur Verfügung. Wege, die für Trainingsstunden kaum akzeptabel sind.

Schon 2012 gab es ähnliche Probleme, als die Sanierung an den Kosten scheiterte. Die Radsportler konnten trotzdem erst mit zwei Wochen Rückstand mit dem Training beginnen. Für Annette Rothe ist das eine sehr emotionale Angelegenheit, eine äußerst ärgerliche noch dazu: "Das Verhalten der Sportstadt Hamburg spottet jeder Beschreibung", sagt sie.