In den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit war wesentlich mehr los als in der gesamten ersten. Beide Teams hatten nur wenige Möglichkeiten.

Hannover. Eintracht Frankfurt hat auch im ungeliebten Hannover die Torkrise nicht beenden können und im Kampf um einen Europapokal-Platz weitere Punkte liegen lassen. Der Aufsteiger kam am Sonntag vor 44 800 Zuschauern bei Hannover 96 zu einem 0:0 und blieb somit im fünften Spiel in Serie ohne eigenen Treffer. Die Hessen, die seit mehr als 25 Jahren in der niedersächsischen Landeshauptstadt nicht mehr gewinnen konnten, verloren damit am 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga den vierten Tabellenplatz an den punktgleichen FC Schalke 04 (39 Punkte). Hannover (34) ging erstmals im Jahr 2013 in einem Liga-Heimspiel nicht als Sieger vom Platz und verpasste es als Zehnter somit, Boden auf die internationalen Ränge gutzumachen.

„Uns ist bewusst, dass wir einen Dreier gebraucht hätten, jetzt bleiben wir im Mittelfeld hängen“, monierte Mirko Slomka. Der 96-Trainer lobte aber auch den Kontrahenten: „Die Frankfurter standen sehr gut, wir hatten wenig Raum“, sagte Slomka.

Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner wertete das Remis als Erfolg. „Wir haben kaum etwas zugelassen. Das war ein richtig gutes Auswärtsspiel“, sagte er. „Ein hochverdienter Punkt, das Unentschieden geht in Ordnung. Auf den Punkt lässt sich aufbauen“, meinte Hübner. „Wir waren die bessere Mannschaft, wir waren feldüberlegen und hatten die besseren Chancen“, sagte Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen.

Nach einem Gespräch über das angespannte Binnenverhältnis in der Führungsetage mit Manager Jörg Schmadtke und Club-Chef Martin Kind konnte sich Trainer Mirko Slomka wieder den sportlichen Dingen zuwenden. Mame Diouf kehrte nach seiner Sprunggelenksverletzung ins Team zurück. Sein Frankfurter Kollege Armin Veh brachte Karim Matmour für Srdjan Lakic im Sturm und Stefano Celozzi für den Gelb-gesperrten Sebastian Rode.

Konstanter Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt machten die Partie nicht zu einem Freiluftvergnügen. Beide Mannschaften konnten auf dem seifigen Boden anfangs auch nur wenig zur Aufheiterung der Zuschauer beitragen. Frankfurt agierte immerhin ballsicherer und hatte auch mehr Spielanteile. Hannovers Taktik schneller Gegenstöße kam das nicht ungelegen. Nur auf prickelnde Torraumszenen wartete man lange vergeblich. Hannovers Mohammed Abdellaoue (11.) versuchte sich mit einem Kopfball. Frankfurts Takashi Inui (21.) war auf halbrechts enteilt, scheiterte aber an 96-Schlussmann Ron-Robert Zieler.

Kurz darauf fühlte sich Stefan Aigner (23.) von Sebastien Pocognoli im Strafraum elfmeterreif gerempelt. Schiedsrichter Bastian Dankert teilte die Meinung des Frankfurters nicht. Als die Eintracht dann doch einmal kombinationssicher angriff, fehlte Sebastian Jung (40.) der Mut für einen Torabschluss aus spitzem Winkel. Seine Hereingabe wurde von Pocognoli abgeblockt.

Hannover wollte in der zweiten Halbzeit offenbar mehr. Diouf prüfte nach wenigen Sekunden Frankfurts Torwart Kevin Trapp aus der Distanz. Dann jubelten die Niedersachsen schon, doch Referee Dankert sah denn Ball richtigerweise nicht hinter der Linie, als Pirmin Schwegler einen Schuss von Didier Ya Konan (48.) in höchster Not abblockte. Nicht minder knapp war die Entscheidung, als Alexander Meier (49.) kurz darauf weniger Meter vor dem Tor angeblich im Abseits stand und sein Treffer deshalb nicht zählte. „Da machen wir nach ewigen Zeiten ein Tor und dann ist es Abseits“, sagte Hübner.

Beide Teams agierten nun offensiver und hatten Möglichkeiten zum Sieg. Ein Meier-Schuss (61.) ging über das Tor. Hannover kam häufiger über die Außen, konnte aber den letzten Pass nicht ansetzen. Zieler konnte eine Flanke vor dem einschussbereiten Aigner im Nachfassen gerade noch festhalten (82.). Der Wille war bei beiden Teams spürbar, aber das Spiel auf weichem Boden hatte auch viel Kraft gekostet.

Das Spiel zum Nachlesen

90. Minute: Abpfiff!

85. Minute: Die Eintracht macht wieder etwas mehr nach vorne, doch fehlt es weiter an Entschlossenheit.

75. Minute: Hannover einen Tick ansehnlicher. Aber wenn hier noch ein Tor fallen soll, muss ein Team seine taktische Marschroute aufgeben.

70. Minute: Es geht weiter hin und her, die Partie ist lebhaft. Chancen sind aber weiter Mangelware.

61. Minute: Guter Angriff der Eintracht: Aigner legt für Meier ab, der aus 16 Metern knapp am Tor vorbeizirkelt.

49. Minute: Im Gegenzug spielt Inui Meier frei, der trifft und nicht im Abseits steht - der Schiri pfeift dennoch ab.

48. Minute: Tor oder nicht? Ya Konan zieht nach Trapp-Fehler aus kurzer Distanz ab, ein Frankfurter wehrt nach Auffassung des Schiris auf der Linie ab - nicht dahinter.

46. Minute: Flanke von Chahed, Abschluss von Diouf aus 14 Metern. Trapp hält stark!

46. Minute: Wiederanpfiff!

45. Minute: Halbzeit!

39. Minute: Inui spielt schön in die Gasse zu Jung, dessen Schussversuch wird zur Ecke abgeblockt.

37. Minute: Das Publikum wird angesichts der Darbietungen langsam ungeduldig. Aufregend geht anders.

30. Minute: Der Einsatz stimmt, doch spielerisch ist das bei beiden Teams eher mäßig.

21. Minute: Erste Chance: Frankfurt kombiniert, Inui sprintet in den Strafraum, Zieler verkürzt den Winkel und kann mit Glück klären.

19. Minute: Beide Teams legen vorsorglich Wert auf die Defensivarbeit, um nicht in Konter zu laufen.

16. Minute: Hannover kommt, sorgt nach Freistößen und schnellen Vorstößen für Gefahr.

13. Minute: Noch keine großen Aufreger. Hannover wirkt mittlerweile ein wenig gefährlicher.

6. Minute: Frankfurt hat mehr vom Spiel, 96 verlegt sich eher aufs Kontern.

1. Minute: Anpfiff!

Vor dem Spiel: Nach dem Ende der viel diskutierten Funkstille zwischen Trainer Mirko Slomka und Sportdirektor Jörg Schmadtke sollen bei Hannover 96 die sportlichen Dinge wieder in den Vordergrund rücken. Der Fußball-Bundesligist hat die dritte Europa-League-Teilnahme noch längst nicht abgehakt. „Wir wollen international spielen und näher heranrücken an die Frankfurter“, erklärte Slomka vor dem Sonntag-Heimspiel gegen die Eintracht.

Die seit vier Partien sieg- und torlosen Hessen haben nur fünf Punkte mehr als der Tabellenzehnte aus Hannover. Ein erneuter Heimsieg – bisher hat das 96-Team alle Rückrunden-Begegnungen vor eigenem Publikum gewonnen – würde den Rückstand auf zwei Punkte verringern. „Das ist für uns eine Riesenmotivation“, sagte Slomka. Torjäger Mame Diouf kehrte nach seiner Sprunggelenkverletzung rechtzeitig ins Training zurück, der Ausfall des besten Vorbereiters Szabolcs Huszti wiegt aber schwer.

Eintracht Frankfurt verfolgt die Saisonziele längst nicht so offensiv wie die Niedersachsen. Der von Schalke 04 umworbene Trainer Armin Veh will zunächst die ominöse 40-Punkte-Marke erreichen. Das wäre mit einem Sieg in Hannover geschafft. Dort gewannen die Frankfurter zuletzt vor mehr als 25 Jahren. „Wir freuen uns natürlich nicht, dass wir seit vier Spielen nicht mehr getroffen haben. Aber es belastet uns nicht. Wir spielen uns immer noch genügend Chancen heraus und gehen deshalb locker damit um“, erklärte Veh.

Die Statistik

Hannover: 1 Zieler – 23 Chahed, 17 Djourou, 19 Christian Schulz, 18 Pocognoli – 15 Hoffmann, 7 da Silva Pinto – 11 Ya Konan, 24 Pander (ab 61. Schlaudraff) – 25 Abdellaoue (ab 78. Sobiech), 39 Diouf. – Trainer: Slomka

Frankfurt: 31 Trapp – 24 Jung, 2 Zambrano, 23 Anderson, 6 Oczipka – 27 Schwegler – 22 Celozzi, 8 Inui (ab 90. Lakic) – 14 Meier – 16 Aigner (ab 86. Kittel), 21 Matmour (ab 77. Lanig). – Trainer: Veh

Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock)

Zuschauer: 40.000