Aurubis-Star Julie Jasova vermisst ein Zeichen an die Mannschaft - Etat wird um ein Drittel gekürzt

Hamburg. Sie fällt auf, wenn sie ihrem Beruf nachgeht. Das liegt auch an den Fingernägeln, die sich Julie Jasova vor jedem Spiel in den Farben ihres Trikots lackiert, oder an den Schuhen und Haargummis, die in ihrer Lieblingsfarbe Pink leuchten. Vor allem aber sind es die sportlichen Fertigkeiten, die die tschechische Libera hervorstechen lassen. Ihre Qualitäten in der Annahme und der Ballverteilung sind so herausragend, dass sie aus dem Bundesliga-Volleyballteam Aurubis kaum noch wegzudenken ist.

Genau dieses Szenario droht aber zur kommenden Saison. Der Vertrag der 25-Jährigen, die im Sommer 2010 aus Brünn nach Hamburg gekommen war, läuft - wie bei den anderen elf Spielerinnen auch - zum Ende dieser Spielzeit aus, und ob sie ihn verlängert, ist mehr als fraglich. Geld sei dabei nicht der wichtigste Faktor, vielmehr irritiert sie die derzeitige Unklarheit für die ganze Mannschaft: "Es wäre wichtiger, wenn alle Spielerinnen vom Verein mal ein Zeichen bekämen, ob man grundsätzlich mit ihnen plant oder nicht. Über Geld kann man im zweiten Schritt reden", sagt sie. Die unsichere Situation könne sich durchaus auf die Leistung niederschlagen. "Auch ich war irritiert, dass im Februar, wo normalerweise Vertragsgespräche stattfinden, niemand mit mir geredet hat."

Das Problem ist, dass dem Verein nach der Ankündigung von Hauptsponsor Aurubis, das finanzielle Engagement um ein Drittel auf rund 400.000 Euro zu kürzen, die Mittel fehlen, um Spielerinnen wie Jasova ein Angebot zu machen, das mit denen konkurrieren kann, die ihr von anderen Bundesligisten vorliegen. Das Budget und die Zusammenstellung der Mannschaft für die Saison 2013/14 sind noch unklar. Der Club wollte zudem zunächst die Situation auf der Trainerbank klären. Nun, da Cheftrainer Helmut von Soosten bis 2015 verlängert hat, soll es an den Aufbau der neuen Mannschaft gehen, mit der man auch im kommenden Spieljahr um die Top sechs mitspielen will.

Für von Soosten ist Jasova dabei eine zentrale Figur: "Für sie werden wir bis an unsere Schmerzgrenze gehen, weil sie unheimlich wichtig für das Team ist." Eine Gehaltserhöhung sei jedoch nicht machbar. Jasova will nicht verhehlen, dass sie als arrivierte Leistungsträgerin einen möglichst lukrativen Vertrag abschließen möchte. Für die 178 cm große Nationalspielerin sind jedoch vor allem die sportlichen Perspektiven und das Umfeld entscheidend. Letzteres stimme in Hamburg, zumal ihr Freund Petr Kovar, der in Genf Volleyball spielt, seine Karriere beenden wird, so dass ein Vereinswechsel der Liebe wegen kein Thema mehr ist. Erstere könne sie angesichts der unklaren Personallage derzeit nicht beurteilen. "Klar ist, dass ich nächste Saison unbedingt wieder im Europapokal spielen möchte", sagt sie.

Die Chancen dafür stehen für Aurubis derzeit eher schlecht. Mit einem Sieg im letzten Hauptrundenspiel am Sonnabend (18 Uhr) in Potsdam wäre zwar die direkte Play-off-Qualifikation geschafft, allerdings ginge es als Tabellensechster dann im Viertelfinale gegen Dresden. Nur wenn am Sonnabend Stuttgart gegen Münster verlöre, wäre Platz fünf und ein Viertelfinale gegen Wiesbaden möglich. "Die Chancen aufs Halbfinale wären gegen Wiesbaden viel besser als gegen Dresden", sagt Jasova, die unbedingt einmal deutscher Meister werden möchte. "Ob das in Hamburg möglich ist, weiß ich nicht", sagt sie. Es klingt, auch wenn sie betont, dass "alles offen" sei, nach Abschied. Ginge sie tatsächlich, würde ihr Fehlen jedem auffallen.