Beim Girls-Box-Cup in Hamburg präsentieren sich vielversprechende Talente

Hamburg. Der Trubel war groß, als Susi Kentikian am Sonntagmorgen die Halle des Hamburger Amateurbox-Verbands am Braamkamp betrat. Sofort war die 25-Jährige umringt von einem Dutzend jugendlicher Teilnehmerinnen des Girls-Box-Cups, die alle ein Foto mit ihrem Idol wollten. Kentikian nahm ihre Fans in den Arm und lächelte in die eilig gezückten Digitalkameras. In diesem Moment dachte sie daran, wie sie vor zehn Jahren selbst um ein Foto mit ihrer Heldin gebeten hatte, damals, als Regina Halmich, ihre Vorgängerin als Weltmeisterin im Fliegengewicht, in der Budapester Straße beim Ceresit-Cup vorbeischaute. "Für mich war das das Größte. Deshalb ist es klar, dass ich gern alle Wünsche erfülle", sagte sie.

Susi Kentikian war auf Bitten des Abendblatts gekommen, um ihre potenziellen Nachfolgerinnen unter die Lupe zu nehmen. Der Girls-Box-Cup, ausgerichtet seit fünf Jahren vom BC Hanseat, hat sich zu einem der wichtigsten Frauenboxturniere Europas entwickelt. 140 Teilnehmerinnen aus zwölf Nationen gingen an den Start, von Freitag bis Sonntag wurden vor 400 Besuchern mehr als 100 Kämpfe ausgetragen. "Mit der Resonanz sind wir sehr zufrieden. Ich weiß nicht, wie wir 2014 noch mehr Wachstum verkraften sollen", sagte Hanseat-Vorstand Ernst Matthiesen.

Kentikian, die am Sonntagmorgen vor allem Kämpfe der Jugend und Juniorinnen sah, zeigte sich vom Niveau durchaus angetan. "Ich habe hier eine Menge Sportlerinnen gesehen, die sehr mutig boxen. Wenn man das mit meiner Zeit als Amateur vergleicht, dann muss ich sagen, dass sich das Frauenboxen in die richtige Richtung entwickelt", sagte sie. Als beste Technikerin wurde die Norwegerin Hanne Ulvund, 16, ausgezeichnet, die in der Jugendklasse bis 51 Kilo die Ungarin Nikolett Wurst knapp nach Punkten bezwang.

Aus Hamburger Sicht war der Finalsonntag leider sehr dünn besetzt. Bei 33 Kämpfen stand mit Carlota Hansen vom BC Hanseat nur eine Lokalmatadorin im Ring. Die 18-Jährige siegte gegen Madina Asanowa (Brackwede), der sie bei den deutschen Meisterschaften noch mit einem Punkt unterlegen war, deutlich nach Punkten. Ihre Schwester Bineta, 14, die außerhalb des Turniers am Freitagabend den ersten Kampf ihrer Karriere machte, gewann gegen Francesca Filges (Condor) durch Abbruch in Runde eins.