Eric Frenzel bereitete sich ganz locker auf die Kombination vor - und wurde mit großem Vorsprung Weltmeister

Tesero. Manchmal müssen Rituale abgeschafft werden. Laura, Eric Frenzels Freundin, ist "ein bisschen abergläubisch", wie er sagt. Also blieb sie zu Hause, als ihr Freund seinen WM-Titel von Oslo in Val di Fiemme verteidigen wollte. Die Sache ging schief. Der zweite Versuch mit dem Team ebenso. Donnerstag war endlich alles anders: Auf seiner Flucht vor der Konkurrenz lief Frenzel, 24, auf seinen Skiern an seiner Freundin vorbei. Und sie schrie ihn zu Gold. "Laura war mein Glücksbringer", sagte Frenzel nach seinem WM-Triumph.

Nach zwei bitteren Niederlagen krönte sich Eric Frenzel, 24, zum ersten deutschen Weltmeister der nordischen Titelkämpfe in Val di Fiemme/Italien. Sein Langlaufrennen von der Spitze weg war eine einzige Demonstration der Stärke. Am Ende hatte er 36 Sekunden Vorsprung auf Bernhard Gruber (Österreich) und Jason Lamy-Chappuis (Frankreich). Im Rennen war Frenzel nur die Flucht nach vorn geblieben, als sich elf Konkurrenten auf der Jagd nach dem Führenden zusammengeschlossen hatten.

"Einfach herrlich. Ich bin so überwältigt, dass es noch geklappt hat", sagte Frenzel. Er hatte sich durch die Enttäuschungen der ersten beiden WM-Entscheidungen nicht verrückt machen lassen und auf seine Stärke vertraut. Genau das macht Frenzel neben seiner sportlichen Klasse so stark: die Mischung aus Erfahrung und Unbekümmertheit, aus Ehrgeiz und Lockerheit. Und nicht zuletzt treibt ihn der Gedanke an seinen sechsjährigen Sohn Philipp und Freundin Laura an. Mit 18 Jahren wurde Frenzel Papa, mit 22 Jahren erstmals Weltmeister. Das prägt.

Doch bis Donnerstag hatte in Val di Fiemme nichts funktioniert. Frenzel wollte seinen Titel von der Normalschanze verteidigen, doch am Ende blieb nur Rang vier. Und die Medaillenträume des Teams wurden schon beim Springen vom Winde verweht. Nach Platz sechs musste ein Aufbauprogramm her. "Wir waren shoppen, Cappuccino trinken und haben ein Tischtennisturnier veranstaltet", erzählt Frenzel. Gewonnen hat er nicht - das bewahrte er sich für die Kombination auf. "Was bringt es denn, sich mit der Vergangenheit zu befassen", sagte er einen Tag vor seinem Triumph. Optimismus statt Enttäuschung, von Bitterkeit keine Spur. Entspannt spazierte der 24-Jährige durch das Langlaufstadion, sogar ein Lächeln war auszumachen.

Und dann kam das Springen von der Großschanze. Frenzels Konkurrenten hatten Topweiten erzielt, aber der junge Familienvater setzte noch einen drauf. Nach 138,5 Metern kachelte er den Sprung zwar ohne Telemark, aber sicher in den Schnee. In Frenzels Fangruppe unten im Stadion, wo auch seine Freundin Laura mitfieberte, löste sich die Anspannung in Jubel auf. 14 Sekunden musste er im Langlauf vor dem Österreicher Christoph Bieler ins Ziel retten, 25 vor dem Japaner Yoshito Watabe. Dann erst folgten die anderen. "Laura war mein Glücksbringer. Ich habe sie jede Runde gesehen", sagte Frenzel. Bei den ersten beiden Rennen hatte sie noch gefehlt. Sonnabend kann Frenzel im Teamsprint eine weitere Medaille gewinnen. "Da wollen wir es wieder krachen lassen", kündigte er schon an.

Die deutschen Skispringer blieben auch auf der Großschanze ohne Medaille. Beim Sieg des Polen Kamil Stoch belegte Richard Freitag aus Aue den sechsten Platz. Die deutsche Langlaufstaffel der Frauen landete im 4x5-Kilometer-Rennen mit Biathletin Miriam Gössner als Schlussläuferin auf dem siebten Platz. Im Ziel fehlten mehr als zwei Minuten auf die siegreichen Norwegerinnen.

Die Langlaufstaffel der Männer über 4x10 Kilometer wird an diesem Freitag um 13.30 Uhr von der ARD und Eurosport übertragen.