Die Biathletin läuft bei der nordischen Ski-WM ein beherztes Langlaufrennen

Val di Fiemme. Es war einfach zu viel. Zu viel Kraft hatte Miriam Gössner gelassen, zu viele Emotionen. Aber vor allem hatte sie zu viel Pech. Als im Langlaufstadion von Tesero (Italien) die norwegische Nationalhymne für die neue Weltmeisterin Therese Johaug erklang, versuchte Miriam Gössner tapfer zu bleiben. Ein Lächeln aber fiel ihr schwer. "Das ist einer der bittersten Momente", sagte sie. Kurz danach drehte sie sich in die Arme einer Bekannten und weinte.

Miriam Gössner war so dicht dran gewesen an einer Sensation bei diesen nordischen Skiweltmeisterschaften. Die 22 Jahre alte Biathletin aus Garmisch-Partenkirchen hatte sich ohne ihr Gewehr im WM-Rennen über zehn Kilometer unter die besten Skilangläuferinnen gewagt. Und sie mischte die Weltelite kräftig auf. Am Ende fehlten ihr nur fünf Zehntelsekunden zur Bronzemedaille, die sich die Russin Julia Tschekalewa einheimste. Silber ging an Norwegens Langlaufkönigin Marit Björgen. "Wir wussten, dass Miriam gut ist und um die Medaillen kämpfen kann", sagte Björgen respektvoll.

Dabei war es gar nicht Gössners Plan gewesen, die Weltelite zu schocken. Zu lange war sie nicht im Langlauf angetreten, als dass sie einschätzen konnte, wie schnell sie ist. Doch dann legte sie ein grandioses Rennen hin, kämpfte bis zum letzten Meter - und überquerte mit der besten Zeit die Ziellinie - allerdings folgten noch 31 von insgesamt 78 Sportlerinnen. Nur drei von ihnen waren schneller.

Gössner hatte sich ihr Rennen bestens eingeteilt, rückte Zwischenzeit für Zwischenzeit weiter nach vorne, während andere am Ende einbrachen.

"Irgendwie ist es schon ärgerlich", sagte Bundestrainer Frank Ullrich. "Aber ein Riesenkompliment an Miriam. Wenn sie hinter Tschekalewa gestartet wäre, hätte sie vielleicht noch etwas gutmachen können." Gössner versuchte im ersten Moment vergeblich, sich selbst aufzuheitern. "In einer Stunde ist es wieder okay, hoffentlich", sagte sie und kündigte an: "In der Staffel am Donnerstag greifen wir voll an. Vom ersten Meter an Vollgas."

Die deutschen Skitechniker riefen frustriert: "Was haben wir nur verbrochen? Können wir nicht einmal das Quäntchen Glück haben?" Diese Weltmeisterschaften meinen es bisher in der Tat nicht allzu gut mit den deutschen Sportlern. In der Kombination und im Springen ließen sie durchaus mögliche Medaillen liegen. Doch alle können sich noch revanchieren, und alle am Donnerstag: Erst springen die Kombinierer von der Großschanze, danach laufen die Frauen in der Staffel, dann kämpfen die Kombinierer im Langlauf ums Podest - und zum Abschluss des Tages wollen die Skispringer von der Großschanze zu einer Einzelmedaille fliegen. Es könnte ein großer Tag werden für das deutsche Team. Es könnte aber auch ganz anders ausgehen.