Ferrari-Pilot Fernando Alonso hat die Jagd auf Weltmeister Sebastian Vettel eröffnet und das erste Duell direkt für sich entschieden.

Barcelona/Köln. Fernando Alonso hat einen steifen Nacken. Mehr als 500 km spulte der spanische Formel-1-Star an seinem ersten Arbeitstag in Barcelona ab, jagte den Ferrari F138 110 Runden über den Circuit de Catalunya. Mit Erfolg. Am Ende lag der 31-Jährige 13 Tausendstelsekunden vor Weltmeister Sebastian Vettel. Eigentlich ein Muster ohne Wert, aber nach dem enttäuschenden Start in die vergangene Saison ein Quantensprung.

„Ich teile die Meinung von Felipe (Massa, d. Red.): Das Auto ist von einem anderen Stern verglichen mit dem Wagen, mit dem wir vor einem Jahr die Tests begonnen haben“, sagte Alonso: „Ich bin zufrieden.“ Zufrieden, aber auch geschafft. Trotz 936 km auf dem Rad, 91 km Laufen, 8 Stunden Schwimmen und 7 Stunden im Kraftraum, die er in den drei Wochen vor Barcelona als Saisonvorbereitung abgerissen hatte. „Der Nacken ist ein bisschen steif. Das ist am ersten Tag immer so. Du kannst trainieren, so viel du willst, das Auto schafft dich“, sagte Alonso, der wegen seines Fitnessprogramms auf die erste Testphase Anfang Februar in Jerez verzichtet hatte. Umso größer war die Spannung vor dem ersten Aufeinandertreffen mit dem Dauerrivalen Vettel.

Das Duo ging fast immer gemeinsam auf die Strecke, lange lag der Heppenheimer bei den Rundenzeiten vorne. Erst am Ende des Tages hatte Alonso die Nase knapp vorn. „Alles lief wie erwartet“, sagte Alonso, der mit dem gleichen Sitz und den gleichen Pedalen wie beim Saisonabschluss 2012 in Brasilien unterwegs war: „Wir wissen mehr oder weniger, was wir beim ersten Rennen in Australien sehen werden, also welche neue Teile wir haben werden und wie viele Zehntelsekunden sie uns bringen werden. Das ist das Resultat der Arbeit im Winter im Windkanal.“

Diesmal also keine bösen Überraschungen für Ferrari, nachdem im Vorjahr die Ergebnisse aus dem Windkanal nicht mit denen auf der Strecke übereinstimmten und die Rote Göttin weit nach hinten warfen. Auch deshalb fand die Windkanal-Arbeit in Deutschland statt, genauer gesagt in Köln-Marsdorf bei Toyota Sport Germany. „Im vergangenen Jahr waren wir sehr weit weg von Red Bull und McLaren, wir fuhren auf Augenhöhe mit Force India, teilweise hinter Lotus und Sauber“, erinnert sich Alonso mit Schaudern: „Das Positive am vergangenen Jahr war, dass ich mit diesem Auto trotzdem um den Titel mitfahren konnte. Dieses Jahr sollte es mir umso leichter fallen.“

Seine ersten Erfahrungen machte Alonso in Barcelona auch mit den neuen Pirelli-Reifen. „In der ersten Runde gibt es mehr Grip, aber die Reifen bauen schneller ab. Das kann zu mehr Boxenstopps und Unsicherheit bei Teams sowie Fahrern führen“, sagte Alonso. Die ersten Eindrücke aus Barcelona lassen allerdings nicht darauf schließen, dass der Spanier irgendwelche Zweifel verspürt. Stattdessen twitterte Alonso ein Foto mit seinem „großen Freund“, dem zweimaligen Rallye-Weltmeister Carlos Sainz, und präsentierte sein Siegerlächeln unter dem Drei-Tage-Bart.