Zwei WM-Medaillen sind die schlechteste Bilanz seit 1991

Hamburg/Nove Mesto. Bilder von erfolgreichen Deutschen waren bei den Biathlon-Weltmeisterschaften im tschechischen Nove Mesto eher Mangelware. Am letzten Tag der Titelkämpfe aber fielen zumindest einem Mann Zentnerlasten von den Schultern. Als die beste Frau des Massenstartrennens auf den letzten Metern ihrem Gold entgegenlief, hüpfte dieser Deutsche hin und her und ballte immer wieder die Hand zur Faust. Klaus Siebert, 1979 für die DDR Weltmeister im Einzelrennen, heute Trainer der weißrussischen Mannschaft, feierte die neue Weltmeisterin Darja Domratschewa.

Die deutschen Athleten und ihre Trainer hatten hingegen wieder einmal nichts zu lachen. Dabei hätten sie einen versöhnlichen Abschluss bitter nötig gehabt. So aber blieb es bei einmal Silber durch Andrea Henkel und einmal Bronze durch die Männerstaffel. Die Frauenstaffel hatte sogar erstmals seit 18 Jahren eine Medaille verpasst. Insgesamt war es die schlechteste Bilanz seit 1991. Aus Erfolgsgaranten des Wintersports sind Sorgenkinder geworden.

Ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi/Russland haben diese Welttitelkämpfe deutlich mehr Baustellen als Hoffnung offenbart. "Wir haben so eine WM-Bilanz nicht erwartet", sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV). Er nahm die Mannschaft jedoch auch in Schutz: "Die Biathleten haben uns über Jahrzehnte so viel Freude gemacht, dass wir ihnen zugestehen müssen, dass eine WM auch mal so laufen kann."

Erhofft hatten sich die Biathleten einiges - und das durchaus zu Recht. Schließlich war Andrea Henkel als Weltcupdritte angereist, Miriam Gössner kam mit drei Saisonsiegen im Gepäck nach Nove Mesto, Andreas Birnbacher mit zwei. "Fünf bis sechs Medaillen" hatte DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller gefordert.

"Zwischen ihrem Potenzial und der Realität klafft derzeit eine Lücke", sagte Olympiasieger Michael Greis dem Abendblatt. Seine ehemaligen Teamkollegen holten in den Einzelwettbewerben gerade einmal zwei Top-ten-Plätze. Birnbachers achten Rang aus dem 20-Kilometer-Rennen konnte WM-Debütant Lesser als Fünfter im Massenstart am Sonntag, nur 12,79 Sekunden hinter Tarjei Boe aus Norwegen, übertreffen.

Bei den Frauen lieferte Miriam Gössner mit Platz sechs das beste Resultat im Massenstart, dabei wäre viel mehr möglich gewesen. Bis zum letzten Schießen lag die 22-Jährige hinter Domratschewa auf Silberkurs, dann versagten ihr die Nerven - drei Fehler. "Ich habe es leider beim letzten Schießen vergeigt", sagte Gössner. Trainer Gerald Hönig stellte frustriert fest: "Irgendetwas fehlt uns, um beim letzten Schießen kaltschnäuzig und frech zu sein. Diese WM ist nicht besonders glücklich gelaufen." Die Deutschen vergaben vom ersten bis zum letzten Rennen ihre Chancen regelmäßig am Schießstand - die Frauen wie die Männer. "Es ist viel Kopfsache, da musst du überlegen, ob du da nicht etwas machst. Die mentale Komponente wird die nächsten Jahre noch wichtig werden", sagte Birnbacher.

Einfach weitermachen und hoffen, dass bei Olympia alles besser wird, wäre falsch. Die Fehlersuche, so hieß es in Nove Mesto, soll im Anschluss an die WM beginnen.