Im WM-Abfahrtsrennen holt sie Bronze. Überraschungssiegerin Marion Rolland

Schladming. Als alles vorbei und die Ernte eingefahren war, griff Maria Höfl-Riesch in ihrer Nacherzählung zu martialischem Vokabular. Es klang beinahe so, als hätte sie gerade in einem veritablen Actionfilm mitgespielt. "Brutal!" "Voll drauf!" "Kompromisslos!" "Durchziehen!" So schilderte die Skirennläuferin ihre Herangehensweise an die WM-Abfahrt in Schladming. Und wenn sie an diesem sonnig-frostigen Sonntag auch nicht die Hauptrolle spielte, so doch immerhin eine tragende Nebenrolle, die am Ende mit Bronze prämiert wurde.

Sehr eisig sei es gewesen auf der Piste, düster im Mittelteil, ruppig sowieso von oben bis unten, und, ja, auch gefährlich. "Wie hat die Lindsey Vonn in St. Anton gesagt?", fragte Höfl-Riesch grinsend in die Runde und gab die Antwort gleich selbst: "You have to have big balls", was sich wohlwollend mit "Man muss ordentlich Mut mitbringen" übersetzen lässt. Den hat die kernige Bayerin. Nach Gold in der Super-Kombination bekam sie ihre zweite Medaille bei dieser WM umgehängt. Wenn es wirklich zählt, ist Höfl-Riesch da.

"Es war ein verrücktes Rennen", sagte sie und registrierte "ein ziemliches Favoritensterben". Viele hätten im anspruchsvollen Mittelteil viel Zeit liegen lassen. "Ich auch - aber zum Glück nicht zu viel." 0,70 Sekunden lag sie letztlich hinter der französischen Überraschungssiegerin Marion Rolland zurück, den Silberrang eroberte die Italienerin Nadia Fanchini.

Glaubhaft versichert die bislang einzige deutsche Medaillengewinnerin, die Erwartungen an ihr Abschneiden in Schladming nicht nur öffentlich heruntergeschraubt zu haben, sondern auch sich selbst gegenüber. Mit Gold und Bronze entlohnt worden zu sein für Beharrlichkeit, muss sich wie doppelter Sieg anfühlen. "Die Siegerehrung war schon wieder sehr berührend", berichtete Höfl-Riesch. "Egal, wie es jetzt noch weitergeht: Das ist Balsam für die Seele und Belohnung für das Kämpfen der letzten Wochen."

Drei Medaillen hatte Alpindirektor Wolfgang Maier vor der WM als Ziel ausgegeben, ausdrücklich mit dem Hinweis versehen: ein Kann, kein Muss. Er sagt: "Man braucht einfach ein Ziel. Und wenn wir es nicht schaffen, dreht sich die Welt auch weiter." Mit Genugtuung kann der erfahrene Leistungssportlenker feststellen: "Alle anderen fahren unter leichteren Vorbedingungen." Höfl-Riesch sei Dank. Sie hatte ja schon bei der Heim-WM in Garmisch-Partenkirchen mit zwei Bronzemedaillen Bilanz und nationalen Erwartungsdruck abgefedert. Alpinchef Maier empfiehlt einen Blick auf die Gastgeber: "Man muss sich mal in Österreich anschauen, wie permanent der Druck auf die wenigen Starter wächst, die jetzt noch kommen."

Österreichs so stolzer Skiverband hingegen droht auf dem Weg zu acht angepeilten Medaillen schwer zu straucheln. Die Zwischenbilanz gibt erst eine Bronzemedaille durch Niki Hosp vom Freitag her. Am Sonntag in der Abfahrt belegten die ÖSV-Frauen die Plätze acht, zehn, elf und 18, die fünfte Starterin, Stefanie Moser, rauschte gar mit Schmackes in die Fangzäune.

Mit der Erfahrung der Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen kann sich Maria Höfl-Riesch gut in ihre österreichischen Konkurrentinnen hineinversetzen: "Ich hatte vor zwei Jahren das Glück, dass es gleich gut losging mit Bronze im Super-G. Da war der ganz große Druck weg. Man darf nicht zu viel von sich erwarten. Dann ist die Gefahr, dass man verkrampft."

Für den DSV soll die erste WM-Woche derweil noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. Auch nicht für Maria Höfl-Riesch. Trotz Schmerzen im rechten Knie - ein länger bekannter Knorpelschaden - lässt sie keinen Zweifel daran, dass sie am Dienstag (17 Uhr, ZDF und Eurosport) unbedingt im Teamwettbewerb starten will.

Dazu genügt ein Blick auf die 30-jährige Französin Marion Rolland. Vor drei Jahren bei den Winterspielen in Vancouver war sie nicht einmal drei Sekunden nach dem Start einfach umgefallen. Was lustig aussah, war in Wahrheit ein Kreuzbandriss. Und jetzt ist sie Weltmeisterin. Weil sich Nadia Fanchini und Maria Höfl-Riesch mit schweren Knieverletzungen auskennen, scherzte die Deutsche: "Das ist das Kreuzband-Podest."

Die Herrenabfahrt am Sonnabend gewann der norwegische Favorit Aksel Lund Svindal. Stephan Keppler aus Ebingen landete auf Platz 24.