Beide Hamburger Hockey-Teams setzen sich in ihren Halbfinals durch. Der Harvestehuder THC schlägt den Gastgeber Berliner HC mit 7:3.

Berlin. Drei Minuten waren noch auf der Uhr, als es im schwarz-gelben Fanblock kein Halten mehr gab. Gerade hatte Michael Körper in der Verlängerung des Halbfinales um die deutsche Hallenhockey-Meisterschaft seinen Harvestehuder THC gegen Gastgeber Berliner HC mit 5:3 in Führung gebracht und die rund 500 mitgereisten Hamburger Fans dadurch in Ekstase versetzt. Die Chance, zum ersten Mal seit 2010 wieder ein Finale zu erreichen und damit um den ersten Hallenmeistertitel seit 1996 kämpfen zu können, war greifbar nah. Und als Jan-Philipp Heuer wenig später zweimal hintereinander in das vom Torhüter verlassene Berliner Tor traf, war die Entscheidung gefallen. 7:3 (3:3, 2:0) nach Verlängerung siegte die Auswahl von Cheftrainer Christoph Bechmann und darf am Sonntag (14.30 Uhr) das Endspiel in der Max-Schmeling-Halle bestreiten. Der Gegner wurde am Sonnabendabend zwischen den Zehlendorfer Wespen und Uhlenhorst Mülheim ermittelt.

Dass sie überhaupt die Verlängerung erreichten, verdankten die Hamburger Körper, der eine Minute vor Ablauf der regulären Spielzeit eine umstrittene Strafecke verwandelte; ein Kunststück, das er in der Verlängerung zum 4:3 wiederholte. Zuvor hatten die rund 3000 Zuschauer zwei verschiedene Halbzeiten gesehen. Im ersten Durchgang stand der HTHC extrem sicher in der Defensive und setzte offensiv gefährliche Konter. Einen davon nutzte Benjamin Stanzl zur Führung (12.), die er neun Minuten später per Ecke ausbaute. In der zweiten Halbzeit stellten die Schwarz-Gelben das Offensivspiel jedoch ein und ließen sich vom entfesselten BHC in die Defensive drängen. Die Berliner Tore von Martin Zwicker, Pilt Arnold und Martin Häner waren die so logische wie verdiente Konsequenz, und es war einzig dem überragenden Torhüter Tobias Walter zu verdanken, dass Hamburg im Spiel blieb.

„Wir haben nach einer bärenstarken ersten Halbzeit in der zweiten Hälfte nur noch reagiert und offensiv viel zu mutlos gespielt“, monierte Trainer Bechmann, der sich über den Auftritt in der Verlängerung dagegen umso mehr freute. „Da waren wir wieder souverän und haben das total abgeklärt nach Hause gespielt“, lobte er. Ein Sonderlob erhielt neben Walter auch Abwehrchef Tobias Hauke, der trotz eines Innenbandanrisses im Knie unter Schmerzmitteln spielte. „Wir waren heute insgesamt nicht so kreativ wie gewohnt, aber vielleicht ist das im Hinblick auf das Endspiel gar nicht so schlecht, dass wir wissen, dass wir uns steigern müssen“, sagte Hauke.

Wichtig für die Stimmung am Finaltag ist, dass immerhin ein Berliner Team noch im Rennen ist. Die Damen des BHC gewannen im Halbfinale 6:3 gegen Titelverteidiger Rot-Weiß Köln und treffen am Sonntag (11.30 Uhr) auf den Club an der Alster. Es kommt selten vor, dass sich Sportler für einen Finaleinzug entschuldigen, aber Alsters Damen hatten am Sonnabendmittag das Bedürfnis danach. „Es war ein extrem schmutziges Spiel“, sagte Trainer Jens George nach dem 2:1-Sieg im Halbfinale um die deutsche Hallenmeisterschaft gegen den TSV Mannheim. „Für die Zuschauer war das unansehnlich, das tut uns Leid“, sagte Kapitänin Lea Loitsch. Und Nationalspielerin Tina Schütze ließ sich zu dem Versprechen hinreißen, „dass wir morgen im Finale attraktiver spielen werden“.

Schütze war es gewesen, die die rund 800 Zuschauer immerhin davor bewahrt hatte, sich noch eine Verlängerung antun zu müssen. Mit der dritten Strafecke hatte die 29-Jährige in der 50. Spielminute das Siegtor erzielt und so dafür gesorgt, dass Alster wie schon im Vorjahr um den ersten Titelgewinn seit 2009 kämpfen darf. „Wir sind überglücklich, dass wir ein Tor mehr geschossen haben. Letztlich hat unsere Erfahrung den Ausschlag gegeben“, sagte sie. Tatsächlich hatte der TSV in der ersten Halbzeit trotz der frühen Alster-Führung durch Katharina Scholz (2.) ein deutliches Chancenplus, scheiterte aber an der starken Hamburger Torfrau Karin Blank und dem eigenen Unvermögen. „Da haben wir den Sieg verschenkt. Es wäre viel mehr möglich gewesen“, sagte TSV-Coach Uli Weise.

Der Ausgleich durch eine von Laura Kandt verwandelte Strafecke (33.) brachte den schon vorher stockenden Spielfluss fast völlig zum Erliegen, und so war es letztlich folgerichtig, dass das entscheidende Tor durch eine Standardsituation fiel, die Schütze in gewohnt sicherer Manier verwertete. „Hätte Mannheim seine Chancen besser genutzt, wäre es vielleicht anders gelaufen“, sagte George, der noch aus einem anderen Grund froh war, keine Verlängerung spielen zu müssen. „Einige meiner Spielerinnen haben mit einem grippalen Infekt zu kämpfen. Insofern sind wir froh, dass wir nicht unnötig Kraft lassen mussten“, sagte er. Kraft, die im Finale dringend benötigt wird.