Mit Kombinations-Gold bewies die Doppel-Olympiasiegerin ihre Stehauf-Qualitäten. In diesem Winter stand sie erst zwei Mal auf dem Podest.

Schladming. Bei der Nationalhymne sang Weltmeisterin Maria Höfl-Riesch leise mit, und nach den letzten Takten musste sie an einem emotionalen Tag schlucken. Gold in der Super-Kombination - damit hatten nach einem missglückten WM-Start und einem bescheidenen Weltcup-Winter nicht viele gerechnet. „Gold. Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn“, schwärmte die erste deutsche Medaillengewinnerin der Ski-WM in Schladming – und hatte es wieder einmal allen gezeigt. „Das hat den höchsten Stellenwert, den man sich vorstellen kann. Ich kann es gar nicht glauben. Mein Ziel war, dass ich hier eine Medaille hole.“ Und dann wurde es gleich eine goldene.

Die Familie jubelte auf der Tribüne, der Fanclub feierte dort noch lange nach der ersten von vier weiteren möglichen Medaillen von Höfl-Riesch in der Steiermark. Gleich im Zielraum umarmte sie Silbermedaillengewinnerin Tina Maze (Slowenien), die immer noch fünfmal Edelmetall in Schladming gewinnen kann. Beide sind auch Mitfavoritinnen auf den Abfahrtstitel am Sonntag (11.00 Uhr/ARD und Eurosport). Freuen durfte sich am Freitag auch der WM-Gastgeber, denn Nicole Hosp holte mit Bronze in Schladming die erste Plakette für Österreich.

Wie bei Olympia 2010 in Vancouver war Höfl-Riesch auch bei dieser WM zu stark für die Konkurrenz. Nach nur zwei Weltcup-Podestplätzen in diesem Winter und vielen Rängen knapp hinter dem Podium sowie einem enttäuschenden WM-Super-G war mit einem solchen Erfolg nicht zu rechnen. „Aber sie kann in jedem Rennen ganz oben stehen. Es ist zurückgekommen für die vierten Plätze“, betonte Damen-Cheftrainer Thomas Stauffer und sagte mit Blick auf das Gesamtabschneiden in Schladming. Ganz oben stand sie am Freitagabend dann zum zweiten Mal, als nach der offiziellen Medaillenzeremonie erneut die Hymne für sie erklang.

„Ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Ich hatte noch gar nicht Zeit, das zur realisieren“, sagte Höfl-Riesch gleich danach mit der Medaille um den Hals. Im ORF-Studio sprach sie von einem „besonders emotionalen“ Tag. Und nächste schöne WM-Tage könnten für sie folgen.

Insgesamt sind drei Podestränge das Ziel des Deutschen Skiverbandes in Schladming. Bei der Herren-Abfahrt am Samstag soll Stephan Keppler immerhin für einen Achtungserfolg sorgen. Favoriten auf den Titel bei einem der WM-Höhepunkt sind aber andere. „Das wird ein geiler Samstag. Die Fans dürfen sich auf ein Spektakel freuen“, versprach der Österreicher Max Franz. Für Maria Höfl-Riesch soll am Sonntag der nächste Erfolg folgen. „Ich zähle nach dem Rennen heute sicher schon mehr zum Favoritenkreis, aber das ist mir egal. Ich habe eine Goldmedaille schon sicher, und das kann mir keiner mehr nehmen.“

Nach dem Slalom-Titel bei der WM 2009, Doppel-Gold bei Olympia 2010 sowie zwei dritten Plätzen bei den Heim-Weltmeisterschaften 2011 war es die insgesamt sechste Medaille von Höfl-Riesch bei einem Großereignis. Und wieder einmal bewies sie ihre viel gerühmten und oft gezeigten Stehauf-Qualitäten. „So eine Skifahrerin darf man nie abschreiben“, betonte Alpin-Direktor Wolfgang Maier.

Veronique Hronek, die im Super-G bis zu ihrem Aus mit starker Zwischenzeit ihr Können hatte aufblitzen lassen, verbuchte einen für sie sehr erfreulichen 12. Platz bei ihrer ersten WM. „Ich habe einen kleinen Fehler gehabt. Bis dahin war es okay“, befand die 21-Jährige.

Dagegen jubelte Höfl-Riesch bei ihren schon fünften Weltmeisterschaften. „Ich bin unendlich glücklich“, sagte die Partenkirchenerin. „Mit Gold habe ich meine Ziele schon erreicht.“ Doch weitere Medaillenchancen folgen: In Abfahrt, Team-Wettbewerb, Slalom – und nach Ansicht von Stauffer sogar im Riesentorlauf. „Sie kann auch da um Medaillen mitfahren“, erklärte der Coach.

Dass sie Maze auf der Strecke geschlagen hatte, sorgte auch für Zuversicht im deutschen Lager. „Es zeigt, wir sind dran, was ich immer gesagt habe.“ Auch Höfl-Riesch, bei der die Anspannung erst nach und nach abfiel, war darüber sehr froh. Und überrascht. „Dass ich die Tina Maze hier schlagen kann, vor allem mit der Abfahrt, hätte ich wirklich nicht gedacht.“ Maze selbst betonte, zu viel Respekt gehabt zu haben. „Maria war einfach besser.“

Trotz Fehlers hatte Höfl-Riesch den Grundstein für den Sieg in der Abfahrt gelegt, in der sie sogar lange klar in Führung lag und dann einen Vorsprung verspielte. „Mit der Fahrt in meinem oberen Teil bin ich sehr zufrieden“, sagte die 28-Jährige, die einen Rückstand von 0,20 Sekunden auf das Führungsduo Anna Fenninger/Maze hatte. „Im unteren Teil habe ich die Einfahrt nicht wirklich gut erwischt und dort einige Zehntel verloren.“ Danach hatte sie sich blitzschnell zum Stangentraining zu einem anderen Hang verabschiedet, denn zuletzt hatte sie nur „wenig Slalom“ trainiert. Aber dank der großen mentalen Stärke und guten Nerven passte es auch so.