Hamburg. Sie hat vor ein paar Tagen wieder darüber nachgedacht, doch auch mit einem Jahr Abstand kann sich Lea Loitsch nicht dazu durchringen, den zweiten Platz in der deutschen Hallenhockeymeisterschaft als Erfolg zu verbuchen. Sie treibt vielmehr die Sorge um, die Chance, mit ihrem Club an der Alster einen Titel zu gewinnen, nicht noch einmal zu erhalten. "Ich bin 28 und damit in einem Alter, wo jede Chance die letzte sein kann", sagt sie.

Umso glücklicher ist die Abwehrchefin, dass sie an diesem Wochenende einen weiteren Anlauf nehmen kann. Bei der Endrunde in der Berliner Max-Schmeling-Halle treffen Alsters Damen im Halbfinale am Sonnabend (12 Uhr) auf den TSV Mannheim, den Trainer Jens George als "unangenehm, aber nicht unbesiegbar" einstuft. Für Loitsch sind Spiele in Berlin immer eine Reise in die Vergangenheit, schließlich war sie 2009 vom Berliner HC nach Hamburg gekommen. "Mit Alster in meiner Heimat den Titel zu holen, das wäre der schönste Titel meiner Karriere."

Es wäre zudem der erste mit dem Club, der ihr in den dreieinhalb Jahren, die sie in Hamburg spielt, derart ans Herz gewachsen ist, wie sie es nie erwartet hätte. Die Beurteilung, ob der Kader die Qualität habe, um ganz oben zu stehen, fällt ihr schwer: "Die Voraussetzungen sind da, mit Ulrike Patschkowski und Lena Jacobi fehlen uns gegenüber dem Vorjahr aber zwei extrem wichtige Hallenspielerinnen." Andererseits könne es ein Vorteil sein, als Außenseiter anzugreifen. "Im vergangenen Jahr hatten uns viel mehr Leute den Titel zugetraut, daher fühlen wir uns in der Außenseiterrolle ganz wohl."

2012 war Loitsch das Sinnbild für grenzenlosen Einsatz, als sie im Halbfinale mit gerissener Lippe ins Krankenhaus eingeliefert wurde und einen Tag später gegen Köln spielte, als sei nichts gewesen. Auch in dieser Saison ist ihr Kampfgeist gefragt, zudem ist sie mit acht Treffern drittbeste Torjägerin ihres Teams. Trainer George hatte sie deshalb anfangs in den Sturm beordert und erst nach dem Abgang von Silja Lorenzen, die es ins Ausland zog, in die Abwehr zurückgezogen. "Da bin ich auch besser aufgehoben", sagt die Physiotherapeutin, die seit Oktober in Vollzeit in einer Praxis am Neuen Wall arbeitet.

Der Beruf ist es auch, der die Gedanken an ein nicht allzu fernes Karriereende hevorruft. "Lange wird es nicht mehr gehen", sagt Lea Loitsch. Umso wichtiger wäre es jetzt, endlich den ersehnten Titel zu erkämpfen.