Deutsche Mixed-Staffel wird zum Auftakt der Biathlon-WM nur 13. Norwegen siegt

Nove Mesto. Tapfer stellte sich Miriam Gössner den Fragen. Doch kurz nach Beginn der Gespräche brach sie in Tränen aus, drehte sich weg, zog die Kapuze übers Gesicht und musste von Pressesprecher Stefan Schwarzbach tröstend in den Arm genommen werden. Zu groß war der Frust der deutschen Goldhoffnung nach ihrem enttäuschenden Auftritt in der Mixed-Staffel, die mit Platz 13 und einem Rückstand von 2:40,7 Minuten ein sportliches Debakel erlebte. "So schlecht bin ich schon seit Jahren nicht mehr gelaufen. Ich weiß nicht, woran es lag", flüsterte die 22-Jährige, nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatte. Ihre Trauer wollte sie mit einem Lächeln überspielen, was ihr nur bedingt gelang.

Gössner und ihre Teamkollegen Andrea Henkel, Simon Schempp und Andreas Birnbacher waren als Medaillenkandidaten vor 27.000 Zuschauern ins Flutlicht-Auftaktrennen der Biathlon-WM in Nove Mesto gestartet. Beim Titel-Hattrick des norwegischen Quartetts vor Frankreich und Gastgeber Tschechien als Dritter blieb am Ende aber nichts als Enttäuschung: Platz 13 ist die bislang schlechteste deutsche WM-Platzierung im gemischten Doppel (2 x 6 und 2 x 7,5 km). "Da ist heute einiges an Aufbauarbeit zu leisten", sagte der sichtlich konsternierte Damen-Coach Gerald Hönig. Bei der Heim-WM in Ruhpolding im vergangenen Jahr hatte es Bronze gegeben.

Derweil verwandelten im Herzen des böhmisch-mährischen Hügellandes die Fans die ausverkaufte Vysocina Arena in einen Hexenkessel. Zweieinhalb Autostunden östlich von Prag wackelten die Tribünen, als die Tschechen ihren Überraschungscoup schafften.

Die Deutschen suchten dagegen fassungslos nach Erklärungen. "Es war ein Rennen, wo eines zum anderen kam", meinte Hönig. Chef-Bundestrainer Uwe Müssiggang rutschte mitten im Rennen, als alles bereits gelaufen war, das Wort "Scheiße" über die Lippen. Dabei war das deutsche Quartett mit großem Optimismus in das erste WM-Rennen gestartet, doch bereits Startläuferin Andrea Henkel schickte nach zwei Nachladern Gössner mit Rückstand in die Loipe. Und die sonst so pfeilschnelle Bayerin war diesmal nicht wiederzuerkennen. Anstatt wie sonst Meter um Meter gutzumachen, verlor sie Sekunde um Sekunde. "Ich weiß nicht, wo ich die Zeit verloren habe. Da sind in der Abfahrt plötzlich Leute an mir vorbeigekommen, die ich sonst klar abhänge", sagte Gössner.

Da auch ihre Teamkollegen nicht mithalten konnten, liegt die Vermutung nahe, dass die Konkurrenten die bessere Materialwahl getroffen hatten. "Miri war nicht so glücklich. Das war nicht ihre normale Laufleistung. Von daher kann man schon davon ausgehen, dass es nicht an ihr lag", meinte Andrea Henkel. Neben dem schlechten Laufen fabrizierte die immer mal wieder mit Schießproblemen kämpfende Gössner auch noch eine Strafrunde. Beim Liegendschießen hatte sie zudem Probleme beim Nachladen, eine Patrone fiel raus. "Es hat heute nichts gepasst. Ich habe von Anfang an gemerkt, dass nichts geht", sagte Gössner und ergänzte trotzig: "Ich habe dennoch keine Bedenken, dass die WM in Gefahr ist."

Für ihre männlichen Teamkollegen war das Rennen schon vorbei, bevor es losging. Schempp und Birnbacher arbeiten solide, konnten aber nichts mehr rausreißen. "Für eine Medaille muss alles passen, und das bei allen vier. Das haben wir leider heute nicht geschafft", resümierte Schempp. Nach dem Rückschlag ist nun am Wochenende im Sprint Wiedergutmachung angesagt. ARD-Expertin Kati Wilhelm, 36, sieht noch nichts verloren. "Es gibt noch nicht den Hinweis, dass die WM den Bach runtergeht", sagte die dreimalige Olympiasiegerin.