Schladming. Als Ted Ligety abschwang, ging ein Aufschrei des Erstaunens durch den mit 24.000 Fans besetzten Zielraum. Stark war er gefahren, der Amerikaner, das wusste das fachkundige Publikum. Ligety aber hatte die Startnummer 10, all die Favoriten standen ja noch oben. Und so stand der 28-Jährige in der "Leader's box" und wartete und wartete. Und als die Favoriten alle unten waren, stand Ligety immer noch da - und war plötzlich Super-G-Weltmeister.

"Es war nervenaufreibend, Topleute wie Aksel Lund Svindal runterfahren zu sehen", sagte Ligety über seine Gefühle, die er hinter einer großen Sonnenbrille zu verbergen versuchte. "Aber ich wusste, dass ich auf diesem Berg für eine Medaille gut bin. Dass es Gold werden würde - wow, das ist ziemlich cool, fast unglaublich." Silber, und das war eine fast noch größere Überraschung, ging an den adligen Franzosen Gauthier De Tessières (0,20 Sekunden zurück), der als Ersatz für seinen verletzten Teamkollegen Johan Clarey antrat und praktisch ohne Training angereist war. Für Svindal (0,22), Olympiasieger und Topfavorit aus Norwegen, blieb immerhin Bronze.

Zu den Geschlagenen gehörten die Skination Österreich, die auch im zweiten Rennen dieser Heim-WM leer ausging, und die beiden deutschen Starter. Tobias Stechert aus Oberstdorf belegte Platz 24, Stephan Keppler (Ebingen) kam auf Rang 33.

Die Kurssetzung war mitentscheidend für Ligetys Sieg. Der Kombinations-Olympiasieger von 2006 ist der überragende Riesenslalom-Fahrer der Saison. Er dürfte sich auf der 1820 Meter langen Strecke in seinem Element gefühlt haben. Im Super-G stand Ligety nur ein einziges Mal überhaupt auf dem "Stockerl", im Dezember 2009 in Val d'Isère. "Der Berg hier ist mehr auf der technischen Seite", gab er zu. Davon hätte auch Mitfavorit Kjetil Jansrud profitieren können, doch der Norweger drehte eine Pirouette, stürzte - und zog sich dabei einen Kreuzbandriss zu. Am Donnerstag ist das erste Training für die Abfahrt. Die gute Nachricht für die Speed-Spezialisten: In der Königsdisziplin ist Ligety voraussichtlich nicht am Start.