Nach sieben Siegen hat Helmut von Soosten gute Argumente, langfristig Cheftrainer beim VT Aurubis zu bleiben. Heute Challenge Cup gegen Bukarest

Hamburg. Ein Trainer, dessen Mannschaft nach seiner Amtsübernahme sieben von acht Pflichtspielen gewinnt, muss damit leben, nach seinem Erfolgsrezept gefragt zu werden. Helmut von Soosten hat die Bundesliga-Volleyballerinnen des VT Aurubis zu ebendieser Bilanz geführt, seit er am 9. Januar den Cheftrainerposten von Jean-Pierre Staelens übernahm. Auf die Frage nach dem Erfolgsrezept möchte er allerdings keine Antwort geben, denn eins mag der 48-Jährige gar nicht: wenn Menschen öffentlich ihren Weg als den richtigen propagieren. "Weisheiten-Verbreiter" nennt er solche Zeitgenossen, und seit er im Sommer 2010 den Cheftrainerposten beim VTA nach fünf Jahren quittierte, weil die Erwartungshaltung vermeintlicher Experten im Verein und in den Medien zur erdrückenden Last wurde, hat er sich vorgenommen, vorsichtig umzugehen mit seinen eigenen Weisheiten.

Man muss also mit seinen Spielerinnen sprechen, um Erhellendes zu erfahren. "Helmut hat es mit einer guten Mischung aus harter Arbeit und Entspannung geschafft, unser Selbstvertrauen zu stärken", sagt Spielführerin Imke Wedekind, und ihre Mittelblock-Kollegin Ciara Michel ergänzt, der Trainer habe dem Team eine aggressivere Grundhaltung vermittelt, "weil er Mut fordert und dafür auch Fehler verzeiht". Klingt hübsch, aber nicht bahnbrechend neu, und so ist es auch die Mischung aus dem generellen Effekt eines Trainerwechsels und dem Luxus, derzeit ohne Personalsorgen antreten zu können, die auch im Viertelfinalhinspiel des Challenge Cups gegen den rumänischen Tabellenfünften CSM Bukarest an diesem Mittwoch (20 Uhr, CU-Arena, S-Bahn Neugraben) für eine Verlängerung der Siegesserie sorgen soll.

Wer Helmut von Soosten bei der Arbeit beobachtet, der ist vor allem beeindruckt von der Ruhe, die er auch in kritischen Situationen ausstrahlt. Er sei generell ein ruhiger Mensch, auf die Palme bringe ihn lediglich Nachlässigkeit im Training - und wenn die Arbeit immer nach Schema F verrichtet werde. "Ich bin dafür, stets neue Dinge zu versuchen", sagt er. In seinem Berufsleben hat der gebürtige Harburger das beherzigt. Er war zehn Jahre lang aktiver Zweitligaspieler, mit 18 machte er den Trainer-C-Schein, 1990 erwarb er die Bundesligalizenz, war auch mal Windsurfcoach und drei Jahre lang Sportlehrer in einer Schule in Süderelbe, Hamburger Landestrainer, Co-Trainer der Nationalmannschaft von 2004 bis 2006 - und entschied sich danach dafür, sich auf die Vereinsarbeit zu konzentrieren.

Dabei, sagt er, sei ihm am wichtigsten gewesen, für Hamburg ein langfristig tragfähiges Nachwuchskonzept zu erarbeiten. Nach seinem Rückzug als Cheftrainer kümmerte er sich als Manager deshalb auch um den Ausbau der Kooperation mit Schulen, bis heute ist er Dauergast bei Jugendspielen. Der Preis, den er für maximal drei freie Wochenenden pro Jahr zahlt, ist das Junggesellendasein. Doch damit hat er sich arrangiert, auch weil er es zu schätzen weiß, sein größtes Hobby zum Beruf gemacht zu haben. "Ich sage nie, dass ich Volleyball arbeite", sagt er, "es ist für mich Berufung, nicht Beruf." Und wenn der Stress doch mal überhand nimmt, setzt er sich daheim in Hausbruch aufs Fahrrad und fährt ins Grüne, gern 120 Kilometer. "Das macht den Kopf frei."

Dass er gern Trainer bleiben und nicht auf den Managerposten zurückkehren möchte, ist kein Geheimnis. "Alle, die mich kennen, sagen, dass ich in die Halle gehöre", sagt er. Clubpräsident Horst Lüders will die Personalie zeitnah abschließen. Angesichts der finanziellen Engpässe und der jüngsten Leistungen des Teams hat er kaum Argumente für eine Rückversetzung.

Eine Lehre hat Helmut von Soosten aus seinen ersten fünf Jahren als Aurubis-Trainer gezogen. "Ich genieße den Moment, denn es wird nicht immer so schön sein wie derzeit", sagt er. Klingt nach einem guten Erfolgsrezept.