Die Brand-Tragödie in Brasileien wirft knapp 500 Tage vor der Fußball-WM Fragen nach der Sicherheit an öffentlichen Veranstaltungsorten auf.

Brasilia/Santa Maria. Die Brand-Katastrophe von Santa Maria hat in Brasilien auch die Sicherheit in den zwölf Stadien für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 wieder zum Thema werden lassen. „Das, was passiert ist, ist das Schlimmste, was geschehen konnte. In Gedanken sind wir bei den Familien der Opfer dieser Tragödie. Aber dies hat auf keinen Fall etwas mit der Sicherheit der Stadien während des Confed Cups oder der WM-Endrunde 2014 zu tun“, sagte Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke am Montag bei seiner Stippvisite in der WM-Stadt Brasilia und versuchte, aufkommende Skepsis im Keim zu ersticken.

Der hochrangige Fifa-Funktionär hatte dennoch wegen des Zeitverzugs beim Bau der Stadien für den Confed Cup im Juni (15. bis 30. Juni) einen Rüffel für die Brasilianer parat. „Natürlich wollten wir, dass die Frist von Dezember 2012 eingehalten worden wäre. Aber in allseitigem Einvernehmen haben wir uns auf Mitte April verständigt. Aber es ist nicht möglich, dies noch weiter hinauszuzögern“, warnte Valcke. Insgesamt neun der zwölf WM-Arenen liegen derzeit noch hinter dem Zeitplan.

Die Fifa hatte in Absprache mit der brasilianischen Regierung nach der Tragödie auf die für Montag vorgesehen Countdown-Feierlichkeiten 500 Tage vor dem WM-Start verzichtet. Im betroffenen Bundesland Rio Grande do Sul war der komplette Spieltag der Regionalmeisterschaft abgesagt worden. Immerhin versprach Valcke, dass es für die zwölf Arenen im Krisenfall Notfallpläne gäbe, dass eine komplette Evakuierung der Zuschauer nur acht Minuten dauere, und dass sogar auf Unglücksfälle trainiertes Personal bei den Spielen Gewehr bei Fuß stünde. Doch die WM-Gäste, davon zahlreiche aus dem Ausland, wollen sich auch fernab der Stadien innerhalb und außerhalb der Spielorte vergnügen. Und da sieht die Lage anders aus, wie es das Unglück, das in der Nacht zum Sonntag in der südbrasilianischen Stadt mehr als 230 Personen das Leben nahm, deutlich vor den Augen führt.

So habe laut der Zeitung Folha de Sao Paulo die größte Stadt Brasiliens, in der am 12. Juni 2014 der Anstoß der WM erfolgt, keine Organisationsstruktur, um für die Sicherheit bei Events mit großem Publikumsandrang Genehmigungen zu erteilen und diese zu überwachen. Wenn das Vergnügen der Massen im Tod endet, stellen sich Fragen nach Sicherheit und deren Kontrolle von selber. Und da muss sich Brasilien als Gastgeber der kommenden Fußball-WM sowie mit der Olympiastadt Rio de Janeiro, Ausrichter der Sommerspiele 2016, gefallen lassen, weltweit besonders kritisch beäugt zu werden. An Gesetzen und Vorschriften mangelt es nicht, an deren Einhaltung und Kontrolle jedoch sehr.

Die Fehlerkette, die zum tragischen Unglück in der Diskothek Kiss führte, ist lang. Ein bengalisches Feuer, entzündet in einem geschlossenen Raum, nur einer statt der mindestens zwei vorgeschriebenen Notausgängen, fehlende Notbeleuchtung, kein auf Brandfälle trainiertes Personal, leicht brennbares Baumaterial, Überfüllung, abgelaufene Genehmigung für den Brandschutzplan. Alles Verstöße gegen geltendes Recht. „Die Empörung fordert Vorsorgemaßnahmen, damit sich Tragödien wie diese nicht wiederholen. Fordert eine klare und exemplarische Rechenschaftspflicht“, schrieb Bestsellerautor und Top-Kolumnist Luis Fernando Verissimo. Das Schlusswort hat die Staatspräsidentin. „Angesichts dieser Tragödie müssen wir zusichern, dass dies sich jemals wiederholt“, so Dilma Rousseff. Für die Opfer kommt dieses Versprechen zu spät, für die WM 2014 vielleicht gerade rechtzeitig.