Melbourne. Sie ließ einfach den Schläger fallen. Keine ausgelassene Siegergeste, kein Triumphschrei, nichts. Stattdessen flossen die Tränen, immer wieder schüttelte es Viktoria Asarenka nach der erfolgreichen Titelverteidigung bei den Australian Open durch. Sie vergrub auf der Spielerbank ihr Gesicht im Handtuch, vergebens, sie bedankte sich bei ihren Freunden und Coaches, vergebens. Zu groß war die Nervenanspannung am Sonnabend im Finale des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres, das die Weißrussin mit 4:6, 6:4, 6:3 gegen die Chinesin Li Na gewann. "Dieser Titel ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich bin happy, dass ich das alles durchgestanden habe und mein bestes Tennis zeigen konnte", sagte Asarenka nach den schwersten Tagen ihrer bisherigen Karriere. Wegen ihrer umstrittenen zehnminütigen medizinischen Auszeit im Halbfinale gegen Sloane Stephens (USA) war die 23-Jährige heftig in die Kritik geraten. Kein Wunder, dass sie von den 15.000 Zuschauern unterkühlt empfangen wurde, während jeder Punktgewinn von Li Na bejubelt wurde. Die Stimmung wurde noch extremer, als die Chinesin im zweiten und dritten Satz jeweils umknickte. Beim zweiten Mal fiel die French-Open-Siegerin von 2011 zudem so unglücklich auf den Kopf, dass sie erneut eine Behandlungspause nehmen musste. Asarenka ließ sich aber weder von der eisigen Atmosphäre noch von der Unterbrechung wegen des Feuerwerks zum Nationalfeiertag beeindrucken.

"Ich habe aus den Erfahrungen der vergangenen Tage gelernt. Ich werde versuchen, mich als Spielerin und Persönlichkeit weiterzuentwickeln", versprach die Siegerin. Als sie am Ende ihrer Dankesrede Li Na zu ihrer tollen Leistung gratulierte und den Zuschauern einen "happy Australia Day", wünschte, waren die meisten der fairen Tennisfans wieder versöhnt. Nur mit ihrem Freund Redfoo gab es noch Ärger: Der US-Rapper weigerte sich, die Rechnung für die geplante Shoppingtour am nächsten Tag zu übernehmen - aber das ließ sich bei einem Rekordpreisgeld von umgerechnet 1,9 Millionen Euro auch verschmerzen.