Volleyballteam Aurubis tritt Mittwoch im Europapokal in Kfar-Saba an - mit gemischten Gefühlen

Hamburg. Seit dem 12. Dezember verfolgt Mareike Hindriksen die Nachrichten selektiv. Alles, was in Israel passiert, saugt sie auf wie ein Schwamm, und man kann nicht behaupten, dass die Gesamtlage in Nahost dazu beigetragen hat, ihr die Sorgen zu nehmen. Hindriksen, 25, ist Zuspielerin bei den Bundesliga-Volleyballerinnen des VT Aurubis, und da seit dem 12. Dezember feststeht, dass auf ihr Team im Achtelfinale des Challenge Cups Israels Meister Hapoel Kfar-Saba wartet, will sie alles über die Sicherheitslage wissen.

Am vergangenen Mittwoch gewann Aurubis das Hinspiel 3:0, an diesem Mittwoch (18.30 Uhr MEZ) steht das Rückspiel an. Hindriksen gibt zu, dass sie am Dienstagmorgen mit einem unguten Gefühl ins Flugzeug steigen wird, was nicht in erster Linie an ihrer Flugangst liegt. "Als wir hörten, dass wir in Israel spielen, gab es spontan einige, die sagten, dass wir da nicht hinfliegen", sagt sie. Auch Mannschaftsführerin Imke Wedekind macht sich Sorgen: "Es ist eine komische Situation, wenn man in ein Land fliegt, wo es ständig Anschläge gibt. Aber das müssen wir als Profis wohl verdrängen."

Natürlich hat der Verein sich abgesichert, hat mit Experten gesprochen, die die Lage in Tel Aviv und dem 15 Kilometer nördlich gelegenen Spielort Kfar-Saba einschätzen können. Ergebnis: Eine Entscheidung wie die des Ligakonkurrenten USC Münster, der Ende November die Reise nach Kfar-Saba trotz seines 3:0-Hinspielsieges wegen eines Bombenanschlags in Tel Aviv absagte und kampflos aus dem Wettbewerb ausschied, ist nicht nötig, ebenso wenig wie strengere Sicherheitsvorkehrungen. "Wir haben unseren eigenen Bus, wohnen in einem normalen Hotel. Man sagte uns, dass es gefährlicher sei, nach London zu reisen als nach Israel", sagt Trainer Helmut von Soosten. Für ihn ist die politische Dimension des Aufeinandertreffens zwischen einem deutschen und einem israelischen Team weit wichtiger. "Aber das ist in der jungen Generation kaum noch Thema. Der Umgang mit den Israelis war bislang sehr herzlich, aber nicht anders als mit Teams aus anderen Ländern auch."

Femke Stoltenborg findet das normal. Die Zuspielerin aus den Niederlanden hat weder politische noch sicherheitstechnische Bedenken. "Ich kann es nicht verstehen, dass es noch etwas Besonderes ist, wenn sich Deutsche und Israelis treffen. Der Krieg ist doch lange her!" Die tschechische Libera Julie Jasova kann die Aufregung ihrer deutschen Teamkolleginnen ebenso wenig nachvollziehen. "Ich war mehrmals mit dem Nationalteam in Israel. Das ist ein schönes, gastfreundliches Land. Man gewöhnt sich schnell daran, dass dort mehr Uniformierte zu sehen sind." Außerdem werde Aurubis nicht als deutsches Team wahrgenommen, sondern repräsentiere als "bunter Haufen verschiedener Nationalitäten" Hamburg.

Das sieht von Soosten etwas anders. "Ich denke schon, dass man uns in Israel als deutsches Team sieht, deshalb werde ich mit der Mannschaft besprechen, wie wir uns zu verhalten haben", sagt er. Dass es innerhalb des Teams zwischen den deutschen und ausländischen Spielerinnen derart verschiedene Auffassungen gibt, will er ebenfalls ansprechen. "Wir wollen, dass alle ohne Angst auflaufen können", sagt er. Dennoch sei es niemandem freigestellt, auf die Reise zu verzichten.

Glaubt man Gerry Abramovich, dem Präsidenten von Hapoel Kfar-Saba, muss sich sowieso niemand Sorgen machen. "Wer das schnelle Fahren auf deutschen Autobahnen überlebt, muss sich vor Israel nicht fürchten."