Hamburg. Mit der Siegerurkunde wusste Helge Schwarzer nicht viel anzufangen. Lustlos faltete der Hürdensprinter vom HSV das Papier zusammen. "Ich will die Zeit gar nicht sehen", sagte Schwarzer. Denn da stand es schwarz auf weiß: 8,03 Sekunden hatten ihm gereicht, um bei den Hallenmeisterschaften des Hamburger und des Schleswig-Holsteinischen Leichtathletikverbandes das Finale zu gewinnen.

Nichts also, worauf man stolz sein könnte, wenn man vom Vorjahr eine 60-Meter-Hürden-Bestzeit von 7,58 Sekunden stehen hat. Auch die 7,90 im Vorlauf stimmten Schwarzer nicht zufrieden: "Ich habe technisch nicht umgesetzt, was ich im Training gut mache. Und natürlich fehlte die Spritzigkeit." Das sei dem Training geschuldet, das viel härter gewesen sei als im Vorjahr.

Die Verantwortung trägt Rüdiger Harksen. Im Herbst schloss sich Schwarzer dem Team des Bundestrainers in Mannheim an, nachdem sein alter Coach Joachim Witt aufgehört hatte. Seither pendelt er im Wochenrhythmus zwischen Hamburg und Heidelberg. Das sei mitunter beschwerlich. Aber Schwarzer ist schon froh, dass er überhaupt seinen Sport machen kann.

Nach der verpassten Olympiaqualifikation hatte der HSV seine Aufwandsentschädigung radikal zusammengestrichen. Hätte nicht die Hanseatische Krankenkasse ihn und seine Freundin, die Weitspringerin Nadja Käther, als Werbeträger unter Vertrag genommen, "dann hätte ich aufhören müssen". Nun will Schwarzer seinen olympischen Traum 2016 in Rio verwirklichen. Nahziel ist die Hallen-EM Anfang März in Göteborg. 7,68 Sekunden sind gefordert. Den nächsten Anlauf nimmt der WM-Halbfinalist von 2009 am kommenden Wochenende als Gaststarter bei den baden-württembergischen Meisterschaften in Sindelfingen.

In Hamburg gab es auch in den anderen Disziplinen keine Glanzleistungen zu sehen. Im Weitsprung siegte Mario Kral (7,57 Meter) vor Europameister Sebastian Bayer (7,49/beide HSV), der nach zwei Versuchen wegen leichter Kniebeschwerden aufgab. Elina Sujew nahm über 1500 Meter der fünftplatzierten Jana Sussmann (beide LT Haspa-Marathon) in 4:17,23 Minuten den Hamburger Rekord ab, verpasste die EM-Norm (4:11,50) aber klar.