Der deutsche Ex-Radprofi glaubt, Armstrong habe für sein Geständnis viel Geld kassiert. Jaksches früherer Kollege Aldag hofft auf Prozess.

Berlin. Für den Ex-Radprofi und Doping-Kronzeugen Jörg Jaksche hat Lance Armstrong bei seiner TV-Dopingbeichte „keine Reue gezeigt“. „Das war die Pflichtaufgabe, um sein Image aufzupolieren“, sagte der ehemalige Armstrong-Konkurrent. Jaksche vermutet, dass für das mit tagelangem Ballyhoo angekündigte Gespräch mit der Talk-Queen Oprah Winfrey viel Geld geflossen sein muss. „Vielleicht hat er so viel bekommen, wie er im Prozess gegen sein ehemaliges US-Postal-Team angeboten hat“, sagte Jaksche. Der Texaner hatte nach US-Medienberichten für die Einstellung des Verfahrens fünf Millionen Dollar geboten.

Der dopinggeständige Ex-Profi Rolf Aldag setzt große Hoffnungen „auf den dritten Teil“ der Armstrong-Ausführungen. „Das war der erste Teil, morgen kommt der zweite und hoffentlich bald der dritte, nicht öffentliche, vor der Polizei, der Justiz, der Usada oder Wada“, sagte der jetzt im Management der Tony-Martin-Mannschaft Omega Pharma Quickstep arbeitende Aldag nach dem ersten Part des zweigeteilten Interviews. „Das Allerschwierigste ist das Zugeben – ich weiß, wovon ich rede“, meinte Aldag, der 2007 eine Fernsehbeichte abgelegt und Doping gestanden hatte.

Nach über 13-jährigem Leugnen hatte Armstrong jahrelanges Doping unter anderem mit Epo, Eigenblut, Kortison und Wachstumshormonen gestanden. Bei der Ausstrahlung des TV-Interviews mit US-Talkerin Oprah Winfrey gab der 41 Jahre alte Ex-Radprofi zu, bei all seinen sieben Tour-de-France-Erfolgen zwischen 1999 und 2005 gedopt gewesen zu sein. In seinen Comeback-Jahren 2009 und 2010 hätte er aber nicht zu verbotenen Mittel gegriffen, sagte der Texaner weiter.

Sein Geständnis komme „zu spät“, sagte er weiter. „Ich sehe die Lage als eine große Lüge. Die Wahrheit lautet anders, als alles was ich gesagt habe“, erklärte der ruhig wirkende Ex-Champion, der in einem Hotel in seinem Heimatort Austin/Texas befragt wurde. Mitte der 90er Jahre hätte er begonnen, zu dopen. Es sei für ihn so selbstverständlich geworden wie „Reifen aufpumpen“.

Armstrong geht davon aus, dass es ohne Doping gar nicht möglich sei, die Tour siebenmal zu gewinnen. Allerdings wollte er nicht behaupten, dass zu der damaligen Zeit alle Fahrer gedopt gewesen seien. „Ich kannte ja nicht jeden, kann das also nicht so sagen“, meinte er. Zudem stritt er ab, jemanden unter Druck gesetzt zu haben zu dopen, wie ihm von ehemaligen Teamkollegen vorgeworfen wird.