Lance Armstrong gesteht bei US-Talkerin Doping im großen Stil. USADA-Chef genügt das nicht, auch Krebsstiftung ist enttäuscht.

Austin/Berlin. Nach jahrelangem Leugnen hat Lance Armstrong ein umfassendes Dopinggeständnis abgelegt. Der Ex-Radprofi gab in einem Interview mit US-Talkerin Oprah Winfrey zu, sich von Mitte der 90er Jahre bis 2005 unter anderem mit EPO, Eigenblut, Kortison und Wachstumshormonen gedopt zu haben. Bei der Ausstrahlung der Sendung am Freitagmorgen deutscher Zeit räumte der 41-Jährige ein, alle seine sieben Tour-de-France-Erfolg zwischen 1999 und 2005 gedopt errungen zu haben. Die Siege waren ihm nach Recherchen der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA bereits im Oktober 2012 aberkannt worden.

In den Comeback-Jahren 2009 und 2010 habe er aber nicht zu verbotenen Mitteln gegriffen, sagte der Texaner und widersprach diesen Vorwürfen der USADA. Er stritt ebenfalls ab, mit Hilfe des Weltverbands UCI positive Dopingtests verschleiert zu haben, etwa bei der Tour de Suisse 2001. Teamkollegen hatten ausgesagt, Armstrong habe der UCI für diese Vertuschung 125.000 Dollar gespendet. „Die Geschichte ist nicht wahr“, sagte Armstrong. „Es gab keine positive Probe, keine Bestechung des Labors, kein geheimes Meeting mit dem UCI-Chef. Manche Dinge waren vielleicht dubios, aber das hier nicht.“

USADA-Chef Travis Tygart nannte die Beichte einen „kleinen Schritt in die richtige Richtung“. Armstrong habe „endlich zugegeben, dass seine Radsport-Karriere aus einer kraftvollen Kombination aus Doping und Betrug“ bestanden habe. Erledigt sei die Affäre für den Ex-Profi aber noch nicht. Wenn es Armstrong ernst damit sei, „seine Fehler zu korrigieren, muss er unter Eid ein vollständiges Geständnis seiner Doping-Aktivitäten“ ablegen.

Dass Armstrong erstmals in seiner Karriere Doping zugeben würde, war schon nach der Aufzeichnung der Sendung am vergangenen Montag durchgesickert. Unklar blieb aber, wie viele Details er preisgeben würde.

„Ich sehe in den Mienen der Menschen den Zorn über den Verrat, den ich an ihnen begangen habe. Ich werde den Rest des Lebens mit dem Versuch zubringen, Vertrauen zurückzugewinnen und mich bei den Leuten zu entschuldigen“, sagte der tief gefallene Radsport-Held, der lebenslang gesperrt ist. Am Donnerstag hatte ihm das Internationale Olympische Komitee (IOC) auch die Bronzemedaille vom Zeitfahren 2000 in Sydney aberkannt.

Armstrong geht davon aus, dass es ohne Doping gar nicht möglich sei, die Tour siebenmal zu gewinnen. Allerdings wollte er nicht behaupten, dass zu der damaligen Zeit alle Fahrer gedopt gewesen seien. „Ich kannte ja nicht jeden, kann das also nicht so sagen“, meinte er. Zudem stritt er ab, jemanden unter Druck gesetzt zu haben zu dopen, wie ihm von ehemaligen Teamkollegen vorgeworfen wird.

Stiftung distanziert sich: Sind enttäuscht von Armstrong

Unmittelbar nach Armstrongs Doping-Beichte hat sich die Krebsstiftung Livestrong von ihrem Gründer distanziert. Nach dem Interview mit Oprah Winfrey ließ die Stiftung verlauten: „Wir sind enttäuscht über die Nachricht, dass Lance Armstrong die Menschen während seiner Karriere getäuscht hat - inklusive uns.“

Armstrong war zuvor in die Livestrong-Zentrale in Austin/Texas gekommen, um sich persönlich bei den Mitarbeitern zu entschuldigen. „Wir haben seine Entschuldigung akzeptiert, um nach vorne zu blicken und einen starken, unabhängigen Kurs einzuschlagen“, hieß es in einem Statement. Im vergangenen November war Armstrong von allen offiziellen Ämtern der Stiftung zurückgetreten, um die Organisation vor negativen Auswirkungen zu bewahren.

Nach einem Enthüllungsbericht der US-Anti-Doping-Agentur USADA war der Texaner vom Weltverband UCI lebenslang gesperrt worden. Seine sieben Tour-Siege wurden ihm aberkannt. Wenige Tage später distanzierte sich die Organisation von ihrem Gründer und änderte den Namen der Stiftung von „Lance-Armstrong-Foundation“ in „Livestrong-Foundation“.