Handballer bezwingen Montenegro bei der WM 29:21. Freitag gegen Frankreich um den Gruppensieg

Granollers. Nicht nur der Schweiß stand im Gesicht von Michael Haaß. Auch die pure Erleichterung. "Es ist gut zu wissen, zu welchen Leistungen man imstande ist", sagte der Spielmacher der deutschen Nationalmannschaft, als der Achtelfinaleinzug perfekt war, als das Minimalziel bei dieser 23. Handball-WM in Spanien, erreicht war. Deutlich mit 29:21-(13:11)-Toren hatte die homogene Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) gegen Montenegro gesiegt, souverän, sicher, abgeklärt, am Ende gefeiert von rund 400 deutschen Fans im Palacio de Deportes de Granollers. "Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft", sagte Bundestrainer Martin Heuberger. "Unser Tempospiel war hervorragend, und wir hatten sehr gute Szenen im Angriff."

Bevor es am Sonntag in die K.-o.-Runde geht, kämpft das Team um Kapitän Oliver Roggisch (Rhein-Neckar Löwen) bei 6:2-Punkten jedoch am Freitag (18.15 Uhr, ARD) gegen den bislang souveränen Olympiasieger und Titelverteidiger Frankreich um den Sieg in der Vorrundengruppe A. "Wir haben jetzt nicht mehr so großen Druck gegen Frankreich", freute sich Rückraum-Linkshänder Adrian Pfahl (Gummersbach) nach dem Weiterkommen.

"Zu diesem Spiel muss ich wahrscheinlich nicht so viele Worte verlieren", hatte Heuberger vor der Partie angemerkt. Schließlich hatte sein Team am 1. November in Mannheim mit 27:31 in der EM-Qualifikation gegen den Zwergstaat vom Balkan verloren. Dieses Spiel hatte den Bundestrainer extrem viel Reputation in der Fachwelt gekostet. Denn auf das Kreisläuferspiel und die 3:2:1-Deckung des Gegners hatte er nie eine taktische Antwort gefunden. Und dennoch war der Weltmeister von 2007 klarer Favorit. Ist der DHB doch mit über 850.000 Mitgliedern personell stärker als der gesamte Staat Montenegros (630.000 Einwohner).

Diesmal hatte sich der deutsche Aufbau sehr gut auf die sogenannte jugoslawische Deckung eingestellt. Spielmacher Haaß (Göppingen) und Sven-Sören Christophersen (Berlin) suchten mit Erfolg den Zweikampf. Aber Montenegro, bisher punktlos, wehrte sich und kam immer wieder zu Toren, obwohl die deutsche 6:0-Abwehr sich gegenüber dem 31:27-Sieg gegen Argentinien stark verbessert zeigte. Einzig die Leistung von Torwart Silvio Heinevetter blieb zunächst mau. Der Berliner parierte lediglich drei Bälle im ersten Abschnitt.

Es war dem Druck der Defensive um den starken Kapitän Roggisch zu verdanken, dass die deutschen Profis sich nach gut einer Viertelstunde absetzen konnten. Nach einem 5:0-Lauf in acht Minuten, zu dem der Kieler Dominik Klein zwei Tempogegenstöße beisteuerte, führten sie mit 12:8 Toren (25.). Es lief in der Offensive nicht alles perfekt, aber Einsatz und Entschlossenheit stimmten. Bestes Beispiel dafür war die Szene, als Rechtsaußen Patrick Groetzki (Löwen) einen Ball verlor, nach einem Sprint aber den Schnellangriff des Gegners stoppte. Als Heuberger im Angriff Christophersen eine Pause gönnte und Steffen Fäth (Wetzlar) brachte, gab es jedoch einen kleinen Bruch im deutschen Spiel und der Vorsprung war bis zur Pause auf 13:11 zusammengeschmolzen.

Zu Beginn des zweiten Abschnitts wackelte der Favorit. Ein paar technische Fehler, zwei schlechte Würfe, eine Zeitstrafe gegen Steffen Weinhold (Flensburg), und Montenegro hatte zum 14:14 (36.) ausgeglichen. In dieser Phase war es Haaß, der ein Zeichen setzte: Kaltblütig verwandelte er einen Tempogegenstoß zum 16:14. Über neun Minuten genehmigte die deutsche Deckung kein Gegentor, da sich nun auch Heinevetter deutlich steigerte. Auf dieser Basis zog die DHB-Auswahl davon, und als Rechtsaußen Tobias Reichmann (Wetzlar) zum 21:14 (43.) einwarf, ließen die Gegner schon die Köpfe hängen. "Wir haben einfach unser Tempospiel durchgezogen", freute sich der Rechtsaußen. Als Klein 13 Minuten vor der Sirene zum 23:15 erhöhte, war endgültig klar: Diesmal musste das deutsche Team am Ende nicht zittern.