Nach einer schwachen Vorstellung gegen Afrikameister Tunesien muss das Team von Martin Heuberger um den Einzug ins Achtelfinale bangen.

Granollers. Dem Pflichtsieg folgte die bittere Pleite: Die deutschen Handballer müssen bei der WM in Spanien um den Einzug ins Achtelfinale bangen. Die Mannschaft von Bundestrainer Martin Heuberger unterlag nach einer schwachen Vorstellung überraschend Afrikameister Tunesien in Granollers mit 23:25 (13:13) und hat nach dem Auftakterfolg gegen Brasilien (33:23) in der Gruppe A 2:2 Punkte auf dem Konto. Damit ist ein Sieg gegen Panamerikameister Argentinien am Dienstag (18.15 Uhr/ARD) Pflicht, um das angestrebte Minimalziel zu erreichen. Nur die ersten vier Mannschaften der Sechser-Gruppe ziehen ins Achtelfinale ein.

Bester Werfer in der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) war Sven-Sören Christophersen. Aber auch die sieben Tore des Berliners verhinderten die erste Niederlage im zehnten Spiel gegen den Olympia-Achten nicht. „Uns hat ein wenig das Glück gefehlt. Die Mannschaft hat toll gekämpft. Wir haben aber zu viele Tore aus der Distanz bekommen. Ich bin aber stolz auf die Mannschaft. Sie hat ein großes Herz“, sagte Heuberger, während Christophersen deutlich kritischere Worte fand: „Wir haben die Tunesier in der Abwehr nicht in den Griff bekommen und vorne haben wir zu viele Chancen ausgelassen. Das reicht dann in der Summe nicht.“ Silvio Heinevetter hatte vor der Begegnung vor der harten Gangart der Tunesier gewarnt. „Die hauen hinten rein wie die Bekloppten. Wir müssen einen kühlen Kopf behalten“, hatte der Berliner Torhüter erklärt. Adrian Pfahl, Steffen Fäth und Spielmacher Michael Haaß, der sein 100. Länderspiel betritt, bekamen die Härte des Gegners schmerzlich zu spüren, konnten nach kurzer Behandlung aber weiterspielen.

Vor 4200 Zuschauern entwickelte sich ein Kampfspiel. Die deutsche 6:0-Abwehr fand zunächst kein Mittel gegen den wurfgewaltigen Rückraum der Nordafrikaner um den künftigen Kieler Wael Jallouz und agierte in der Anfangsphase zu passiv. Im Angriff wurden zudem klare Chancen vergeben, immer wieder scheiterten die deutschen Akteure am starken tunesischen Schlussmann Marouane Magaiez, der im ersten Durchgang auch zwei Siebenmeter parierte. Die Folge war ein 6:10-Rückstand nach 19 Minuten. Heuberger nahm eine Auszeit und fand deutliche Worte. „Wir müssen in der Abwehr aggressiver werden“, forderte der Bundestrainer. Seine Spieler hörten gut zu. Die Deckung um Abwehrchef Oliver Roggisch rückte nun früher raus und erkämpfte sich einige Bälle. So kam die DHB-Auswahl zu leichten Toren nach Tempogegenstößen und ging in der 27. Minute nach langer Zeit wieder in Führung (12:11).

„Die Tunesier sind stärker als erwartet“, stellte DHB-Sportmanager Heiner Brand in der Halbzeitpause fest. Auch nach dem Wechsel blieb die Begegnung spannend. Schöne Kombinationen bildeten auf beiden Seiten die Ausnahme, Einzelaktionen prägten im Angriff das Bild. Das deutsche Team tat sich in der Offensive weiter schwer. Nach fast sieben Minuten ohne eigenen Treffer lag der Weltmeister von 2007 mit 13:15 zurück. Auch in zahlreichen Überzahlsituationen offenbarte das deutsche Team große Schwächen in der Chancenverwertung, leichte Tore aus dem Rückraum waren die Ausnahme. Auch der gegen Brasilien überragende Heinevetter hatte nicht seinen besten Tag erwischt, in der Schlussphase wurde er durch den Lemgoer Carsten Lichtlein ersetzt. Ohne die fehlenden Leistungsträger Uwe Gensheimer, Holger Glandorf und Lars Kaufmann fehlte in dieser schwierigen Phase auf dem Feld zudem ein Leitwolf. Ein 17:20-Rückstand in der 46. Minute war die Folge. Doch das mit sechs WM-Debütanten angetretene deutsche Team kämpfte sich zurück und glich wieder aus (21:21/54.). In der hektischen Schlussphase hatte Tunesien dann aber das bessere Ende für sich.

Am Sonnabend hatte die DHB-Auswahl gegen Brasilien äußerst nervös begonnen, nach einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit aber den Pflichtsieg am Ende souverän eingefahren. Der Flensburger Steffen Weinhold war mit sieben Toren bester Werfer. „Es ist besser schlecht in einen Partie zu starten und sich dann zu steigern als andersherum“, sagte Heuberger nach dem achten Sieg im achten Spiel gegen die international zweitklassigen Brasilianer. Gegen Tunesien gelang dies nicht.