Im Trainingslager in Portugal legte der Tabellenzweite der Fußball-Bundesliga die Basis dafür, auch in der Rückrunde erfolgreich zu sein.

Lagos. Der Bayern-Jäger Nummer eins sieht sich nicht als Titel-Aspirant. Trotz der hervorragenden Hinrundenbilanz von Bayer Leverkusen in der Fußball-Bundesliga will Rudi Völler überhaupt nichts davon wissen, das Münchner Starensemble des ehemaligen Bayer-Chefcoachs Jupp Heynckes im Titelkampf 2013 ernsthaft attackieren zu können. „Ich sehe die Bayern als absolute Ausnahmemannschaft, sie sind der klare Meisterschaftsfavorit“, betonte der Sportchef des Tabellenzweiten. „Wir sind zwar jetzt Zweiter, aber dafür können wir uns nichts kaufen.“

Völler und Bayer haben andere Ziele, die eher mittelfristiger Natur sind. In dieser Spielzeit, der ersten kompletten mit dem verantwortlichen Duo Sascha Lewandowski/Samy Hyypiä, hält der einstige DFB-Teamchef Völler „zwischen Platz drei und acht“ alles für möglich. Der Abstand auf die Bayern beträgt „nur“ neun Punkte – da sollte doch Lust auf mehr herrschen. Völler lässt sich nicht aus der Reserve locken. Behutsame Planung, auch personell: Der erst 18 Jahre alte polnische Stürmer Arkadiusz Milik, für rund 2,8 Millionen Euro von Gornik Zabrze geholt, bleibt einziger Winter-Neuzugang.

„Grundsätzlich sind keine weiteren Veränderungen des Kaders geplant“, sagte Völler. Von dem häufig verletzten Brasilianer Renato Augusto hat sich Bayer getrennt, ansonsten bleibt im Lewandowski-/Hyypiä-Team alles, wie es war. Und das war wirklich gut in der ersten Hälfte der Jubiläumssaison: Bei zehn Siegen und drei Unentschieden gab es nur vier Niederlagen – und es war die Bayer-Elf, die den Bayern beim 2:1 am neunten Spieltag deren bislang einzige Niederlage zufügte. Zudem steht das Team in der K.o-Runde der Europa League, wo es nun gegen Benfica Lissabon geht.

„Wir haben eine sehr gute Vorrunde gespielt. Das hat natürlich Einfluss auf die Stimmung, und die ist im Allgemeinen sehr gut“, zog Völler im Trainingslager im portugiesischen Lagos Bilanz. Es gibt keine „Baustellen“ mehr wie im Vorjahr, als es unter Trainer Robin Dutt nicht lief und es zudem immer wieder die Herausforderung gab, Michael Ballack in das Team zu integrieren.

Jetzt herrscht positive Ruhe unter dem Bayer-Kreuz. Es läuft einfach, und das nicht nur deshalb, weil Stefan Kießling glänzt und mit zwölf Treffern die Torjägerliste anführt. Zudem geht das anfangs durchaus als Wagnis empfundene Projekt mit Lewandowski und Hyypiä in die korrekte Richtung. Völler: „Beide haben am taktischen Konzept festgehalten, trotz Gegenwind am Anfang der Saison.“

Jetzt gilt nur eines: Ein guter Start in die Rückrunde. Für Bayers Sportchef weist die Auftakt-Spitzenpartie gegen Aufsteiger Eintracht Frankfurt die Richtung. Im Hinspiel gab es ein 1:2. Die Hessen sind als Vierter der Tabelle mit 30 Punkten eines der Teams, die Leverkusen (33) auf Abstand halten will. Denn wie sagte Völler mit Blick auf Branchenprimus Bayern: „Danach kommen mit uns vier, fünf Mannschaften auf Augenhöhe, mit denen wir uns messen müssen.“

Völler hat indes großes Vertrauen in die Entwicklung bei Bayer. Teamchef Hyypiä überzeugt ihn, Lewandowski sei schon als Jugendcoach in Leverkusen „akribisch und sehr ehrgeizig“ gewesen – für Bayer ein Modell mit Zukunft: „Wir wollen mittelfristig zusammen bleiben und können uns das für einige Jahre vorstellen“, sagte Völler.