Der Torwart des UHC spielt einen Monat für die Delhi Waveriders

Hamburg. Für Besinnlichkeit war in Nico Jacobis Weihnachtsurlaub kein Platz. Während sich viele Teamkollegen auf den Wiederbeginn der Hallensaison am 9. Januar einstimmten, galt es für den Hockey-Nationaltorwart vom Uhlenhorster HC, elementare Dinge zu erledigen. Impfungen gegen Hepatitis und Tollwut brauchte er wie ein Visum und Flugtickets. Im Internet informierte er sich über die besten Mittel gegen Durchfall. Wenn der 25-Jährige an diesem Sonnabend über Zürich nach Delhi fliegt, dann hat er alles getan, um sich gut vorzubereiten. Ein Abenteuer wird seine Reise nach Indien dennoch.

Nico Jacobi ist einer von drei Deutschen, die vom 14. Januar bis 10. Februar in der neuen Hockey India League (HIL) spielen. Fünf Teams, gesponsert von indischen Großunternehmen, treten im Modus "jeder gegen jeden" je dreimal gegeneinander an, gefolgt von Halbfinale und Finale. Weil die Bezahlung für Hockey-Verhältnisse astronomisch ist, ist die HIL ein Sammelbecken der Stars, auch Welthockeyspieler Moritz Fürste (Ranchi Rhinos) ist dabei.

Bei der Versteigerung am 16. Dezember wurde Jacobi für 50.000 US-Dollar Gehalt zu den Delhi Waveriders transferiert. Franchisenehmer ist der Multikonzern Wave Group (Zucker, Papier, Immobilien), der seinen Einstieg in den Profisport schaffen will. "Es war seltsam, wie eine Ware auf dem Basar behandelt zu werden", sagt Jacobi. An das Gefühl, erstmals in der Karriere ein Gehalt für die Ausübung seines Sports zu beziehen, müsse er sich noch gewöhnen. Das dürfte das kleinste Problem sein. Welche Herausforderung das feuchtwarme Klima, ungewohnte Nahrungsmittel und die strapaziösen Busreisen an Europäer stellen, erfuhr 2012 Jacobis früherer UHC-Teamkollege Philip Sunkel, der in der Konkurrenzliga WSH spielte. Er nahm mehrere Kilo ab und kehrte "mental und körperlich völlig ausgelaugt" zurück.

Jacobi, der laut Vertrag in einem Viersternehotel wohnen wird, schreckt das nicht ab. Er freut sich auf die Herausforderung, in einer mit Weltstars gespickten Liga zu spielen. Was ihn vor Ort wirklich erwartet, kann er nicht einschätzen. 2009 spielte der gebürtige Mainzer mit der Nationalmannschaft ein Turnier in Indien, Land und Leute lernte er dabei jedoch nicht kennen. Genau das will er nun nachholen. Neben neun weiteren Ausländern, darunter der seit Langem in Krefeld spielende Hamburger Oskar Deecke, Hollands Eckenspezialist Taeke Taekema und Neuseeland-Torjäger Simon Child, stehen 14 Einheimische in Delhi unter Vertrag, auch Indiens Star Sardar Singh.

Der Trainer der Mannschaft ist der einzige einheimische Coach in der HIL. Gesprochen wird Englisch. Wie gut die Abstimmung und das Zusammenspiel funktionieren, obwohl die Mannschaft am Sonntag und damit nur acht Tage vor dem Eröffnungsspiel gegen die Punjab Warriors erstmals gemeinsam trainiert, bleibt ebenso abzuwarten - wie vieles andere auch.

Nico Jacobi berichtet in einer Kolumne bei abendblatt.de über seine Erlebnisse. Diese können Sie ab dem 6. Januar unter abendblatt.de/nicoinindien lesen