Der Grand-Slam-Traum des Norwegers Anders Jacobsen ist geplatzt. Der Deutsche Severin Freund darf weiter auf einen Podestplatz hoffen.

Innsbruck. Gregor Schlierenzauer brachte den Bergisel zum Beben, Severin Freund jubelte über Platz vier, und Sven Hannawald durfte endlich aufatmen: Mit dem Sieg in seinem „Wohnzimmer“ Innsbruck hat Titelverteidiger Schlierenzauer nicht nur für Hochspannung bei der 61. Vierschanzentournee gesorgt, sondern auch den Höhenflug des zuvor zweimal erfolgreichen Norwegers Anders Jacobsen beendet. Hannawald bleibt damit der einzige Skispringer, dem der Grand Slam mit Siegen bei allen vier Stationen gelungen ist.

„Das war verdammt geil, ich habe Gänsehaut“, sagte der lautstark gefeierte Lokalmatador. Während Schlierenzauer mit 827,5 Punkten auch in der Gesamtwertung die Führung übernahm und mit einem knappen Vorsprung auf den Tagessiebten Jacobsen (816,8) zum Finale nach Bischofshofen fährt, zeigte auch Severin Freund (Rastbüchl) eine starke Leistung. Der 24-Jährige verpasste im rot-weiß-roten Hexenkessel das Podium nur knapp und kletterte in der Gesamtwertung (777,1) auf Rang vier.

„Das war ein viel besserer Angriff als in Garmisch. Ich habe eigentlich die ganze Zeit gemerkt, dass nicht viel nach vorne fehlt. Schön, dass ich es heute mal wieder zeigen konnte“, sagte Freund nach Flügen auf 125,0 und 120,5 Meter und schickte einen Handkuss in Richtung der zahlreichen deutschen Fans, die sich unter die 22.000 Zuschauer gemischt hatten. „Severin hat einen sehr guten Wettkampf gezeigt. Er hat sich zur rechten Zeit zurückgemeldet“, sagte Bundestrainer Werner Schuster. Zum Podest fehlte nur ein Punkt auf den Norweger Anders Bardal, der hinter Kamil Stoch (Polen) Dritter wurde.

Ganz vorne setzten die Überflieger Schlierenzauer und Jacobsen ihr Privat-Duell fort - mit dem umjubelten Sieger aus Österreich. „Jetzt freue ich mich auf den Showdown in Bischofshofen. Der erste Sprung war eine Rakete, das habe ich schon bei der Anfahrt gemerkt. Ich hatte schon in der Luft Gänsehaut“, sagte der 22-Jährige über seinen 131,5-Meter-Flug. Der Sieg des „Hausherren“ bedeutete den fünften ÖSV-Triumph am Bergisel in Folge.

Jacobsen, zur Halbzeit noch Dritter, fiel nach einem Hüpfer auf 117,5 Meter am Ende weit zurück. „Das war ein schlechter Sprung, ich war angespannt. Aber das passiert im Skispringen, der Bessere hat heute gewonnen“, sagte der „fliegende Wikinger“. Siege bei den ersten drei Stationen gelangen in der Tournee-Geschichte damit nur neun Athleten, zuletzt dem Finnen Janne Ahonen in der Saison 2004/05.

Zweitbester Deutscher war Richard Freitag (Aue), der auf Platz elf seinen Aufwärtstrend fortsetzte. „Meine Flüge sind einfach zu kurz. Stinksauer bin ich nicht, aber es ist schade, dass ich nicht so einen Sprung wie im Training hingesetzt habe. Aber die Formkurve geht nach oben“, sagte der 21-Jährige. Direkt hinter ihm landete Martin Schmitt (Furtwangen) auf Rang zwölf. „Ich bin super zufrieden, das waren meine besten Sprünge hier. Insgesamt war es für mich ein super Wettkampf“, sagte der 34-Jährige, der überraschend den Sprung in das nur noch sechsköpfige deutsche Team geschafft hatte.

Michael Neumayer (Berchtesgaden) und Youngster Andreas Wellinger (Ruhpolding) rundeten auf den Plätzen 13 und 21 das ordentliche DSV-Ergebnis ab. „Mit der Teamleistung bin ich zufrieden. So kann es weitergehen“, sagte Trainer Schuster. Wellinger wurde zudem mit einem Sprung auf Platz sieben der Gesamtwertung belohnt.

Einziger Deutscher ohne Weltcup-Punkte blieb Andreas Wank, für den nach dem ersten Durchgang Endstation war. „Das lief heute nicht so gut. Mir fiel es schwer, die Anfahrtssposition zu halten. Aber das ist abgehakt, für die Schanze habe ich mich gut geschlagen. Bischofshofen liegt mir deutlich besser“, sagte der Oberhofer.

Schon am Samstag (16.15 Uhr/ZDF und Eurosport) wird die 61. Vierschanzentournee mit der Qualifikation für das letzte Springen in Bischofshofen fortgesetzt.