Berlin. Vor gut vier Wochen fuhr Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, 40, im russischen Kolomna über 3000 Meter ihren 29. Weltcupsieg ein. Ein sportliches Ausrufezeichen, das ihre bissigen Attacken gegen den Eislauf-Weltverband ISU kurzzeitig in den Hintergrund drängte. Dieser hatte die Berlinerin 2009 für zwei Jahre wegen angeblichen Dopings verbannt. Die Sperre hat ihren Ruf ruiniert, aber sie hat auch gezeigt, welch zähe Kämpferin Pechstein ist. Denn der Ausschluss war dubios. Besessen focht sie um Rehabilitierung, geben aber wollte ihr die niemand. Alle Revisionen scheiterten. Nun stürzt sich Pechstein in den finalen Akt der Auseinandersetzung: Am kommenden Montag wird eine Schadenersatzklage in Millionenhöhe gegen die ISU beim Münchner Landgericht vorliegen.

Gesperrt wurde die Eisschnellläuferin, weil bei ihr die Anzahl der jungen roten Blutkörperchen schwankte und teilweise auffällig hoch war. Ein Indiz, aber kein Beweis für Doping. Doch es genügte der ISU. Wobei die Vorgehensweise Kritiker auf den Plan rief. Mittlerweile hat der Münchner Facharzt Stefan Eber Pechstein eine vererbte Blutanomalie als Ursache für die auffälligen Werte attestiert. Diese Expertise lag anfangs nicht vor und könnte für Pechsteins Unschuld sprechen. Ihre Anwälte hoffen nun, dass die ISU einen Fehler einräumt. "Ich werde diesen Kampf unter Aufbringung meiner letzten Mittel und unter Ausnutzung sämtlicher Möglichkeiten führen", teilte Pechstein mit.