Selbst mit einem Angebot in astronomischer Höhe könnte man Magdalena Neuner nicht zurück in den Biathlon-Zirkus locken.

München. Vor dem großen Abschiedsfest auf Schalke hat Magdalena Neuner etwas Lampenfieber. „Ich freue mich drauf. Aber ich bin etwas aufgeregt, weil es für mich komisch ist, noch einmal Biathlon zu machen“, sagt Deutschlands Sportlerin des Jahres vor ihrem allerletzten Rennen am Sonnabend im Fußballstadion. 50.000 Fans werden in Gelsenkirchen mit dabei sein. „Das ist“, sagt die 25-Jährige, „absolut klasse und in keinem anderen Biathlon-Stadion möglich.“

Nach sechs intensiven Jahren im Weltcup-Zirkus, nach zwölf Weltmeister-Titeln und zwei Olympiasiegen, wird die Wallgauerin standesgemäß verabschiedet. Über Abschiedsworte hat sie nachgedacht, doch aufgeschrieben hat sie nichts. „Ich bin der Meinung, dass es schöner ist, es spontan zu machen, einfach aus der Emotion raus. Es soll einfach noch einmal zum Ausdruck kommen, dass es für mich eine ganz tolle Zeit war. Dass ich mich noch einmal bedanken möchte, bei den Fans, bei allen, die für mich da waren.“

Überrascht war die Bayerin, dass sie vor Weihnachten zum dritten Mal zur Deutschlands Sportlerin des Jahres gekrönt wurde. „Das ist einfach eine Abrundung von einer absolut perfekten Karriere. Ein schöneres Geschenk hätte man mir zu Weihnachten gar nicht machen können.“

Mit ihren Nachfolgerinnen im Biathlon-Team hatte Magdalena Neuner Mitleid. „Die hatten es richtig schwer in letzter Zeit, die mussten sich die ganze Zeit damit auseinandersetzen, wie es sein wird ohne mich.“ Trotzdem seien die deutschen Skijägerinnen in diesem Winter „dermaßen gut drauf“. Vor allem ihre Freundin Miriam Gössner, die unlängst in Pokljuka den ersten Weltcup-Sieg eingefahren hatte, sei „gigantisch. Bei ihr ist der Knoten geplatzt“. Auch auf ihrer 19-jährigen Schwester Anna, im Deutschland-Cup als Skijägerin unterwegs, laste eine Hypothek. „Wenn sie irgendwo hinkommt, rennen immer alle gleich zu ihr und sagen, du bist doch die Schwester von...“

Magdalena Neuner will ihr Wissen irgendwann weitergeben, den Trainer-Schein hat sie schon gemacht. Kinder möchte sie anleiten, irgendwann einmal. Als Bundestrainerin sieht sie sich „definitiv nicht.“ Es sei „ein Riesenunterschied, als Kindertrainerin im Skiclub zu arbeiten oder als Bundestrainerin. Wo es wirklich wieder um Leistung, um Geld, um was weiß ich alles geht. Ich bin jetzt raus aus diesem professionellen Biathlon-Zirkus und das ist gut so. Ich habe mich bewusst dafür entschieden.“

Selbst mit Millionen-Gagen ist sie nicht zurück in den Biathlon-Zirkus zu locken – ein Angebot in astronomischer Höhe würde sie ablehnen. „Das liegt daran, dass ich kein materialistischer Mensch bin. Ich gucke schon auf meine Existenz, klar. Aber Glück kann man sich nicht erkaufen. Und Zufriedenheit. Und ich bin sehr zufrieden, so wie es momentan ist.“

Auch ohne Hochzeitspläne. „Ich weiß schon, dass da viele drauf spekulieren, dass das plötzlich ganz wichtig ist. Aber für uns ist es das nicht“, sagt sie. „Wir haben ja auch keinen Stress, uns treibt nichts dazu, unbedingt schnell heiraten zu müssen. Alles kommt zu seiner Zeit und irgendwann wird sich der richtige Zeitpunkt finden. Und das überlasse ich ihm, dass er ihn findet. Da bin ich konservativ.“